Die 5. St.Galler Jahreszeit, der Fixpunkt im Herbst und Treffpunkt für alle Generationen: Die grösste und beliebteste Publikumsmesse der Schweiz öffnet vom 11. bis 21. Oktober 2018 in St.Gallen ihre Tore.
Über 600 Aussteller mit Neuheiten und Messeklassikern, spannende Tierpräsentationen und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit viel Musik und Brauchtum erwarten Sie! Das „Fête de Vignerons“ bringt Ihnen die Kultur und die Tradition des Weines näher. Das 12. Winzerfest findet erst im Sommer 2019 statt und sorgt aber bereits an der diesjährigen OLMA für Stimmung. An der Sonderschau „Natur erleben – Jagd und Biodiversität“ entdecken Sie unsere heimischen Waldtiere und ihre Lebensräume.
Die OLMA verbindet
«Die OLMA ist ein Erfolgsprodukt, wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie unbedingt erfinden», schreibt Bundesrat Johann N. Schneider-Amann in seinem Grusswort. «Die OLMA ist eine spannende Mischung aus Neuem und Traditionellem. Sie bietet Rückblicke und schaut in die Zukunft.»
Die OLMA 2018 im Überblick
NEUENBURG - Die Umsätze im Schweizer Detailhandel sind im August 2018 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Auf einer kalenderbereinigten Basis setzte der Detailhandel im Berichtsmonat nominal 1,1 Prozent mehr um. Der um die Teuerung bereinigte Wert wuchs leicht um 0,4 Prozent.
Im Vergleich zum Vormonat legten die Umsätze saison- und teuerungsbereinigt sowie nominal um je 0,3 Prozent zu, wie das Bundesamt für Statistik am Montag mitteilte.
Im Vergleich zu August 2017 belief sich das Wachstum im Detailhandel ohne Tankstellen auf kalenderbereinigter Basis nominal auf 0,8 Prozent und real auf 0,2 Prozent. Der Detailhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren stieg nominal um 2,0 Prozent, wohingegen teuerungsbereinigt ein Plus von 0,9 Prozent resultierte. Im Nicht-Nahrungsmittelsektor ergaben sich Veränderungsraten von nominal -0,7 Prozent und real von -0,6 Prozent. (SDA)
Die 9. Runde der Super League ist Geschichte! Wer konnte dieses Wochenende brillieren? Wer landet im Flop-Team? Klicken Sie sich durch die Bildstrecke.
Mike Shiva sucht die Öffentlichkeit. Sein jüngster Streich: ein Buch. Er spürt, dass es sich sehr gut verkaufen wird.
Obwohl Mike Shiva schlecht sieht, blickt er weiter als andere. Bis in die Zukunft. Begnadeter Wahrsager nennen ihn die einen, nervigster Schweizer andere. Er selber sagt: «Ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Leben.» Shiva sagt das so oft und bei jeder Gelegenheit, dass einen das Gefühl beschleicht, der Hellseher sage nicht die Wahrheit.
Auch letzte Woche in seiner Wohnung in Basel betonte er, wie «happy» er doch sei. So richtig gelöst sieht der Mann, der sein Alter geheim hält, allerdings nicht aus.
Seinen Körper habe er selber ausgesucht, schreibt ShivaSpiegel gibt es viele in Shivas Wohnung. Bücher nicht. Kein einziges. Dafür gibt es nun ein Buch über ihn. Also von ihm. Darin schreibt Shiva, wie gut es ihm gehe – und wie gut er sei.
Blickt der Mann mit Stirnband in die Vergangenheit, geht er auch da weiter als alle anderen. Vor seine Geburt. Er schreibt, er habe sich aussuchen können, in welchen Körper er geboren werde. Er habe echte Optionen gehabt. Auswählen konnte er auch die Mama. Über sie sagt er heute, dass sie seine beste Freundin sei. Die Mama über ihn, dass sie der Mittelpunkt seines Lebens sei.
Shiva war ein braver Junge, immer pünktlich in der Schule, nie zu spät zu Hause. Kein Rebell in der Teenagerzeit. Einzige Wermutstropfen: Er musste öfter allein essen, weil seine Eltern ein Restaurant führten. Dafür war seine Oma immer da. Sie ist nach der Mama der zweite seiner drei Lieblingsmenschen. Nummer drei ist der Grosspapa, ein Zirkusartist, der ihn stets ermutigte. Hellsichtig sei er schon als Kind gewesen. Habe gar den Tod eines Mitschülers vorausgesehen. Die anderen Kinder in der Schule interessierten ihn nicht sonderlich. Stattdessen tauchten einmal dunkle Gestalten in seinem Zimmer auf. Sie machten ihm Angst. Er lernte damit umzugehen.
«Anderen Menschen Mut machen»Statt eine Lehre zu machen, stand er auf Bühnen. Bekannt wurde er mit Massenhypnosen. Dann kam das Kartenlegen hinzu. Shiva ist überzeugt, dass er die Menschen mit seiner Fähigkeit weiterbringen kann. Tausende von Dankesbriefen habe er bereits bekommen. «Ich muss damit nicht missionieren. Darum habe ich sie alle vernichtet», sagt er. Er habe einen direkten Draht ins Universum. Aber kein Helfersyndrom. Er wolle den Menschen Mut machen, ihnen aufzeigen, dass es aus jeder Situation heraus einen hoffnungsvollen Ausweg gibt. Es geht ihm um das Gute. Das will er verbreiten.
Und verbreitet darum auch sich selbst. Seit Jahrzehnten ist er nun im Fernsehen zu sehen. Nicht nur als Wahrsager. Jüngst zog er ins «Promi Big Brother»-Haus. Traumatisiert sei er von dieser Erfahrung, sagt Shiva in der Küche seiner Wohnung, wo ein pinkfarbener Seifenspender in Pudelform steht. Der echte Pudel – Chocolat – trägt gerade ein Plüschschwein durch die Stube. Der Hund darf in Shivas Bett schlafen. Platz für jemand anderes ist da deshalb nicht. Seit 20 Jahren ist Shiva Single. Und eben: Auch das sei gut so.
Vier Tage lag er mit Fieber im Bett nach dem Auszug aus dem «Big Brother»-Haus. Im vergangenen Jahr warb er auf Plakaten für einen Telefonanbieter mit zugeklebtem Mund. «Lass dir keinen unnötigen Service aufschwatzen!», stand daneben.
Gutmensch oder Hochstapler?Warum tut Shiva das? Nicht fürs Geld und nicht, um Aufmerksamkeit zu heischen, sagt er. «Einfach, weil es Spass macht, verrückte Dinge auszuprobieren.» Dass Menschen sich über ihn lustig machen, stört ihn nicht. «Ich habe keine Zeit, mich mit der Meinung von Menschen auseinanderzusetzen, die mich gar nicht kennen.»
Shiva ist freundlich. Freunde sagen, er sei so nett, dass er manchmal ausgenutzt werde. Zugleich ist das der Vorwurf, der ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet: Er nutze die Unsicherheiten und Notlagen von Menschen aus, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Shiva verneint. Er sei fair, seine Prognosen zuverlässig. Sein bestes Argument: «Ich zwinge niemanden, mich anzurufen.» Wer anruft, bezahlt 3.50 Franken pro Minute.
Das Geschäft mit den Sehnsüchten der MenschenSein Geld macht Shiva eigentlich nicht mit der Zukunft, eher mit den Sehnsüchten der Menschen. Thema Nummer eins in seinen Beratungen: die Liebe. Dass gerade er da kein glückliches Händchen hat, wischt er beiseite. «Ich verstehe mehr von der Liebe als mancher, der gerade verliebt ist.» Was er weiss, gibt er weiter. Zum Beispiel an Brigitte (64). Sie wollte kürzlich telefonisch wissen, ob ein Partner in Aussicht sei. Shivas gekürzte Antwort: «Die Karten sind tipptopp. Du sollst dich aber nicht ablenken lassen von Erfahrungen, die du schon gemacht hast. Die haben wir alle gemacht. Sonst wären wir nicht allein. Aber man muss nicht immer in der Vergangenheit rumhangen und auf die Tränendrüsen drücken. Ein Jammertal, das interessiert kein Mensch, verstehst du? Man will eine aufgestellte tolle Brigitte. Dann wird das gut.»
Sagt das auch etwas über Shiva selbst aus? Immer gute Laune haben, denn wer interessiert sich schon für ein Jammertal.
Auch in seine eigene Zukunft schaue er hin und wieder. Das sei praktisch. Ob sich das Buch gut verkaufen werde, hat er die Karten nicht speziell gefragt. Aber er habe ein sehr gutes Gefühl.
Ob der Mann, der für jeden Spass auf seine Kosten zu haben ist, tatsächlich so glücklich ist, wie er immer sagt, diese Frage beantwortet allerdings auch sein Buch nicht.
Shiva lässt sich nicht in die Karten blickenBleibt ein letzter Versuch, die Wahrheit zu erfahren. Auf Mike Shivas Homepage gibt es Rat per SMS. 4.50 kostet eine Nachricht. Die Frage ist schnell getippt: «Ist der Mann, den ich gestern getroffen habe, ein ehrlicher Mensch?»
Shivas Antwort kommt einen halben Tag später. Diesen Mann (also sich selber) sieht er nicht in den Karten. Dafür Treue und Aufrichtigkeit. «So sollte diese Person kein Problem sein und somit auch gute Absichten haben.» Die Frage, ob er ehrlich sei, bleibt unbeantwortet – Mike Shiva lässt sich nicht in die Karten blicken. Nicht einmal von sich selber.
20 Jahre lang dauerte die Pause. Jetzt feiert der Zoo Basel die Rückkehr eine faszinierenden, aber nicht ungefährlichen Kreatur.
Es ist eine bizarre Erscheinung: Der Gehörnte Kuh-Kofferfisch ist grünlich-gelb und hat hornartige Auswüchse. Er stammt aus den tropischen Korallenriffen des Indo-Pazifiks und ist giftig. Wie der Zoo Basel mitteilt, ist der Fisch im Aquarium 22, das dem Thema Gift gewidmet ist, eingezogen.
Seit 1999 ist dies das erste Mal, dass der Fisch mit der seltsam unpraktisch anmutenden Körperform wieder im Vivarium zu sehen ist. Was beim Schwimmen etwas umständlich aussieht, erweist sich beim Manövrieren im Riff als ziemlich brauchbar. Mit wellenförmigen Bewegungen von Rücken- und Afterflosse schwimmt er – wenn es sein muss – zügig vorwärts. Mit der Brustflosse und der Schwanzflosse steuert der Kuhkofferfisch seinen kästchenförmigen Körper präzise durchs Riff und kann sich sogar auf der Stelle drehen.
Stress kann für Mitbewohner tödlich endenUnter den Fischen gehört der Kuh-Kofferfisch zu den kurioseren Erscheinungen. Sein Körper ist nicht biegsam, sondern besteht aus einem festem knöchernen Gehäuse. Nur Mund, Augen, Kiemen, Flossen und Anus sind nicht gepanzert. Sogar unter den Kofferfischen ist der Gehörnte Kuh-Kofferfisch mit seinen dornenartigen Hörnern auf der Stirn eine extravagante Ausgabe. Auch seine Atmung ist fischuntypisch: Seine mit dem Panzer verwachsenen Kiemendeckel sind unbeweglich. Die Wasserbewegung erzeugt der Kuh-Kofferfisch daher mit seinem flexiblen Mundboden.
Im Maul des Kuh-Kofferfisches sitzen oben und unten je zehn zu Zahnplatten verwachsene Zähne. Mit diesen zwickt er harte Korallenstöckchen ab, als wären sie aus Zwieback. Der aktuell etwa 10 Zentimeter grosse Fisch im Zoo Basel ist kein einfacher Aquarienpflegling. Auch er knabbert gern mal an Korallenstöcken, zum Glück wachsen diese schneller nach als er sie fressen kann. Die Tierpfleger sorgen ausserdem dafür, dass der kleine Kuh-Kofferfisch niemals gestresst ist. Er würde sonst ein Gift ausscheiden, das seinen Mitbewohnern gefährlich werden könnte.
Hochzeit am RendezvousfelsenKofferfische treffen sich zur Hochzeit an sogenannten Rendezvousfelsen. Dort balzen und laichen sie in der Dämmerung an einer erhöhten Stelle ihres Reviers. Dann steigen Männchen und Weibchen zur Wasseroberfläche auf und geben Eier und Spermien ab. Die Eier werden von der Strömung davongetragen und der Nachwuchs ist von nun an auf sich alleine gestellt. Nach einigen Tagen schlüpfen die Larven und treiben mit den Meeresströmungen weiter.
Die Larven haben dornartige Körperanhänge, die ihnen das Schweben erleichtern. Als kleine Jungfische gehen sie wie die erwachsenen Tiere zum Leben nahe dem Meeresboden über. Unklar ist, wie lange die Larven und Jungfische in der Strömung treiben. Man nimmt an, dass sie diese treibende Phase verlängern, wenn sie keinen geeigneten Lebensraum finden. Sicher ist eins: Von den vielen Tausend Schlüpflingen überleben nur einzelne, alle anderen sind Nahrung für andere Meerestiere. (red)
Im Kanton Nidwalden kam es zu einem kuriosen Verkehrsunfall, als eine Rentnerin ihr Auto parkieren wollte. Bilanz: Drei beschädigte Fahrzeuge und ein leicht verletzter junger Mann.
Eine 82-jährige Autolenkerin wollte am Sonntag kurz vor 10.00 Uhr ihren schwarzen Mercedes vor dem Restaurant «zum Beck» parkieren – bei den parallel zur Dorfstrasse verlaufenden Parkplätzen. Dabei geriet sie aber mit dem Auto über eine Rabatte und wurde abgehoben.
Der Wagen kam mit der Front auf einem Blumentrog zu stehen und schob diesen nach vorne. Dabei prallte er unglücklicherweise in ein unmittelbar in der Nähe abgestelltes Motorrad. Dieses kam zu Fall und stürzte auf den Fahrer, der direkt daneben stand. Der junge Mann wurde dabei leicht am Bein verletzt, teilt die Kantonspolizei Nidwalden mit.
Ein Fahrrad, das am gleichen Ort abgestellt war, wurde beim Aufprall ebenfalls stark beschädigt. Es entstand beträchtlicher Sachschaden. Der Motorradfahrer begab sich zwecks Kontrolle selbstständig in ein Spital, die 82-jährige Lenkerin blieb unverletzt. (rey)
Vom SCB- Junior zum NHL-Star. Nico Hischier kehrt mit den Devils an jene Stätte zurück, die ein wichtiger Meilenstein seiner Karriere ist.
Seine Mitspieler klopfen mit den Stöcken aufs Eis und spornen ihn an, als Nico Hischier im Training zu einem Penalty anläuft. In der Berner PostFinance-Arena sind es gestern aber keine SCB-Akteure – sondern NHL-Grössen der New Jersey Devils wie Taylor Hall, Brian Boyle oder Kyle Palmieri, die den Walliser anfeuern.
In der Garderobe sitzt Hischier neben Hall (26), dem MVP und Devils-Topskorer der letzten Saison. Das Duo hat New Jersey nach fünfjähriger Durststrecke wieder in die Playoffs geführt. Die Stürmer-Kollegen lachen zusammen. Der erst 19-jährige Hischier ist der jüngste «Teufel» – aber es wirkt, als sei er angekommen im Kreise der Grössen.
Ein Heimkommen ist für ihn dieser Abstecher nach Bern im Rahmen der Global Series, der PR-Tour der NHL. Auf die Frage, was er vor diesem sonntäglichen Training in der Heimat denn gemacht habe, antwortet der erste Schweizer Nummer-1-Draft: «Mit meiner Freundin gefrühstückt in einem Café.»
Während zwei Jahren war Hischier in Bern bei seiner Tante zuhause. Nach der ersten Junioren-Zeit in Visp war der SCB sein Klub. Er kennt das Umfeld bestens. «Und er ist der Gleiche geblieben. Er begrüsst uns immer freundlich», sagt Stefan Schneider. Bei der SC Bern Future war der 43-Jährige Hischiers Junioren-Trainer. Der Novizen-Meistertitel 2015 krönte damals Hischiers Debüt-Saison in Bern.
«Nico war schon immer ein reifer Teenager, auch im sozialen Bereich», weiss Schneider, der es geniesst, seinen ehemaligen Schützling nun im NHL-Tenü sehen zu können. Was Hischier in der Saison nach jenem Titel mental geleistet habe, ist für Schneider unglaublich.
In fünf Teams spielte der Walliser in der Saison 2015/16: Der SCB-U20, mit dem SCB in der NL, mit Visp in der SL, sowie in der Schweizer U18- und U20-Auswahl. Schneider: «Er hat einfach jede Hürde genommen.»
Und nun auch die grösste mit der Landung in der NHL. Zwischen dem Novizen-Titel und Hischiers NHL-Gastspiel in Bern liegen bloss dreieinhalb Jahre – keine Ewigkeit, aber trotzdem voller unvorstellbarer Erfahrungen. Realisiert er selbst, was alles passiert ist in der Zwischenzeit? «Es ist tatsächlich schwierig, das zu realisieren», sagt Hischier, «es sind zwei total unterschiedliche Welten, die sich vermischen.»
Heute Abend prallen diese Welten zumindest teilweise aufeinander. Wenn Hischier gegen den SCB spielt, trifft er auch auf einige Ex-Teamkollegen. Zum Beispiel auf André Heim (20), mit dem er damals den Novizen-Titel holte. «Ihn kenne ich gut.»
Auf die unterschiedliche Entwicklung hingewiesen, betont er: «Ob NHL oder NL, wir beide wollen uns stetig verbessern.» Dass er mittlerweile zum Aushängeschild des Schweizer Eishockeys geworden ist, lässt ihn kalt. «Darüber mache ich mir keine Gedanken.»
Mitgereiste US-Journalisten wollen vom zurückhaltenden, geerdeten Schweizer wissen, wer früher sein Vorbild gewesen sei. Auch da bleibt Hischier sich treu: «Ich habe immer zu meinem Bruder Luca aufgeschaut.»
Luca Hischier (23) wechselte zuletzt vom SCB zum HCD – und muss sich den Kracher am TV ansehen! Weil er morgen ein Heimspiel gegen Fribourg hat. Ansonsten aber wird heute (TC Zoom, 19.30 Uhr) die ganze Familie im Stadion sein und erleben, wenn Nico NHL-Glamour in die PostFinance-Arena bringt.
Verfolgen Sie das Spiel zwischen dem SCB und den New Jersey Devils ab 19.30 Uhr im Ticker und Stream!
Über 1200 Menschen sind nach zwei heftigen Erdbeben und einem meterhohen Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi ums Leben gekommen. Nun stellt sich heraus: Ein international finanziertes Hightech-Warnsystem kam nie über den Prototyp hinaus.
Hätte ein besseres Warnsystem zahlreiche Menschen auf der indonesischen Insel Sulawesi retten können? Nachdem zwei schwere Erdbeben der Stärke 5,9 und 7,4 die Insel am Freitag erschüttert hatten, kam es danach zu einem bis zu sechs Meter hohen Tsunami (BLICK berichtete).
Nach der jüngsten Zwischenbilanz der nationalen Katastrophenschutzbehörde kamen bei der Serie von Erdbeben und der folgenden Flutwelle mindestens 844 Menschen ums Leben. Dabei handelt es sich nach Angaben von Behördensprecher Sutopo Nugroho nur um Todesopfer, die bereits identifiziert wurden. In Berichten indonesischer Zeitungen war aber bereits von mehr als 1200 Toten die Rede. Mindestens 90 Menschen werden nach offiziellen Angaben noch vermisst.
Wie die Nachrichtenagentur AP schreibt, steckt ein neues Tsunami-Frühwarnsystem seit Jahren in der Testphase fest. Das Hightech-System, eine Kombination aus Meeresbodensensoren, datenbeladenen Schallwellen und Glasfaserkabeln, sollte ein System ersetzen, das nach der verheerenden Katastrophe von 2004 aufgebaut wurde. Am zweiten Weihnachtstag 2004 hatte ein Erdbeben vor der Küste der Insel Sumatra einen Tsunami ausgelöst, in dessen Folge in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans rund 230'000 Menschen starben.
66'000 Schweizer Franken fehlen für das Hightech-SystemDoch das neue Warnsystem ist bis jetzt nicht zum Einsatz gekommen. Offenbar sorgte das Ringen zwischen den Behörden und die Verzögerungen bei der Beschaffung von nur 1 Milliarde Rupien (66'000 Schweizer Franken) für den Abschluss des Projekts dafür, dass das System nicht über einen Prototyp hinausgekommen ist. Das Testprojekt wurde für drei Millionen US-Dollar von der U.S. National Science Foundation entwickelt.
Louise Comfort, Expertin für Katastrophenmanagement der Universität Pittsburgh, ist erschüttert: «Dies ist für mich eine Tragödie für die Wissenschaft, aber noch mehr eine Tragödie für das indonesische Volk.» Comfort hat die US-Seite des Projekts geleitet, an dem neben US-Ingenieuren auch indonesische Wissenschaftler und Katastrophenexperten beteiligt sind. «Es tut weh, wenn es ein gut durchdachtes Sensornetzwerk gäbe, das kritische Informationen liefern könnte», sagt sie.
International finanzierte Bojen funktionieren nichtDie Katastrophe vom vergangenen Freitag, die bis jetzt laut lokalen Medien über 1200 Todesopfer forderte, zeigt auf tragische Weise die Schwächen des aktuellen Warnsystems auf. Das Netzwerk von 22 Bojen, die mit Meeresbodensensoren verbunden sind und Hunderttausende von Dollar kosteten, funktioniert unterdessen nicht mehr – wegen Vandalismus, Diebstahl oder mangelnder Wartung. Das Rückgrat des indonesischen Tsunami-Warnsystems ist heute ein Netzwerk von 134 Gezeitenstationen, ergänzt durch landseitige Seismographen, Sirenen an etwa 55 Orten und ein System zur Verbreitung von Warnungen per SMS.
Doch am Strand in Palu beispielsweise wurden viele Bewohner vom Tsunami überrascht. Dort sollte am Abend ein Festival stattfinden. Katastrophenschutz-Sprecher Sutopo Nugroho bestätigte: «Es gab keinen Alarm. Viele Menschen waren sich der Gefahr nicht bewusst.»
Das nationale Zentrum für Meteorologie und Geophysik hatte nach dem schlimmsten Beben der Stärke 7,4 am Freitagabend zwar eine Tsunami-Warnung ausgegeben, sie aber nach nur einer halben Stunde wieder aufgehoben – aus Sicht von Kritikern viel zu früh. Die Behörde verteidigte sich mit dem Hinweis, dass das Wasser in diesem Moment schon wieder auf dem Rückzug gewesen sei.
Neues System wäre genauer und schnellerFür Comfort ist klar: «Die Behörde für Meteorologie und Geophysik hat die Tsunami-Warnung zu früh abgebrochen, da es keine Daten von Palu hatte. Das sind die Daten, die das Tsunami-Detektionssystem liefern könnte.»
Adam Switzer, ein Tsunami-Experte am Earth Observatory of Singapore, sagt gegenüber der AP: «Die Tsunami-Modelle, die wir jetzt haben, sind zu einfach.» Sie würden nicht mehrere Ereignisse berücksichtigen, mehrere Beben innerhalb eines kurzen Zeitraums wie am Freitag auf Sulawesi.
Das neue Hightech-System könnte Warnungen zudem massiv schneller herausgeben. Für Padang beispielsweise, einer Stadt auf der indonesischen Insel Sumatra, die extrem anfällig für Tsunamis ist, könnte das System innerhalb von 1 bis 3 Minuten zuverlässige Informationen über eine Tsunami-Bedrohung liefern. Im Vergleich dazu dauert es heute zwischen 5 und 45 Minuten, bis die Gezeitenmessgeräte eine Warnung herausgeben.
Noch fehlen wenige Kilometer Glasfaserkabel, um das Projekt zu vervollständigen. Doch die beteiligten Behörden konnten sich im September nicht auf ihre Aufgaben einigen. «Und das Projekt wurde einfach auf Eis gelegt», sagt Comfort. (sga)
Das Freihandelsabkommen (Nafta) zwischen den USA, Kanada und Mexikowird neu aufgelegt – und erhält einen neuen Namen. Der neue Deal heisst USA-Mexiko-Kanada-Abkommen (USMCA).
Im Ringen um eine Neuauflage des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) ist ein Durchbruch gelungen. Die USA, Kanada und Mexiko einigten sich auf eine Neufassung und Umbenennung des Abkommens.
So lautete es in der Nacht auf Montag (Ortszeit) in einer gemeinsamen Erklärung in Washington und Ottawa. Die neue Handelsvereinbarung soll USA-Mexiko-Kanada-Abkommen (USMCA) heissen. Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem «guten Tag» für sein Land. Das Drei-Länder-Abkommen werde zu «freieren Märkten, fairerem Handel und kräftigem Wirtschaftswachstum in unserer Region» führen.
Die Einigung kam quasi in letzter Minute zustande - kurz vor Ablauf der gesetzten Frist für eine Verständigung, die um Mitternacht Ortszeit (6.00 Uhr Schweizer Zeit) endete. Damit gibt es auch künftig wieder ein Dreier-Abkommen mit Mexiko.
Das Nafta-Abkommen war 1994 unter den drei Ländern abgeschlossen worden und regelt eine der grössten Freihandelszonen der Welt. Es betrifft fast 500 Millionen Menschen und deckt ein Gebiet mit einer Wirtschaftsleistung von knapp 23 Billionen Dollar ab.
US-Präsident Donald Trump hatte das Abkommen infrage gestellt und Neuverhandlungen durchgesetzt, weil er eine Benachteiligung der USA beklagte. Die Gespräche begannen bereits vor mehr als einem Jahr und gerieten in den vergangenen Monaten wiederholt ins Stocken.
Die USA und Mexiko hatten bereits Ende August eine vorläufige Einigung für ein neues Handelsabkommen erzielt. Die beiden Staaten hatten angekündigt, im Zweifel eine bilaterale Vereinbarung in Kraft zu setzen, falls bis zum Auslaufen der Frist in der Nacht zu Montag keine Einigung mit Kanada zustande komme. Dieses Szenario ist aber nunmehr abgewendet worden.
Nach kanadischen Regierungsangaben wird das bisherige Schiedsverfahren bei Handelsstreitigkeiten im Nafta-Abkommen beibehalten, wie es Ottawa gefordert hatte. Im Gegenzug willigte Kanada ein, seine Milchquoten zu lockern und US-Anbietern damit den Zugang zu seinem Markt zu erleichtern. 2,6 Millionen kanadische Fahrzeuge sollen demnach von US-Importzöllen befreit werden.
Die Zölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada, die Trump erhoben hatte, bleiben allerdings ungeachtet der Einigung vorerst bestehen. «Das ist ein vollkommen anderes Thema», sagte ein US-Regierungsvertreter.
Der Text des künftigen Abkommens wurde noch am Sonntagabend dem US-Kongress übermittelt. Damit kann eine 60-Tage-Frist eingehalten werden, bevor Trump, Trudeau und der scheidende mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto den Vertrag Ende November unterzeichnen wollen. (SDA)
WINTERTHUR ZH - Heute startet der Mammut-Prozess gegen zehn Hauptakteure eines Übergriffs in der An'Nur-Moschee in Winterthur ZH. Sie haben zwei Mitglieder bedroht, geschlagen und drangsaliert.
Knapp zwei Jahre nach dem handfesten Eklat, kommt es heute endlich zum Prozess. Im Winterthurer Bezirksgericht hat die Verhandlung gegen die fanatischen Mitglieder der mittlerweile geschlossenen An'Nur-Moschee begonnen.
Der Gerichtspräsident liest als erstes die Anklage vor. Die Vorwürfe sind schwer. Am Samstag, dem 22. November 2016 beginnt für die Moscheebesucher Ahmed A.* und Ali B.* der Horror ihres Lebens. Laut der Mammut-Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Winterthur ZH (300 Seiten stark) wurden die beiden Männer eingeschlossen und massiv gepeinigt. Die An'Nur-Mitglieder verdächtigten die Opfer, einem Journalisten Informationen gesteckt zu haben.
Das Martyrium begann ausgerechnet im Gebetsraum. Fünf Mitglieder der Moschee drohen Ahmed A. abwechselnd mit dem Tod. Wie der Gerichtspräsident vorliest, benutzte der einzige jugendliche Angeklagte eine extreme Sprache. Er sagte: «Wie willst du sterben, sollen wir deinen Schädel zerstören oder sollen wir dich köpfen? Dein Blut ist zu dreckig für die Moschee, wir bringen dich irgendwo anders hin, wo du dann stirbst.» Der Gerichtspräsident zitiert zum Abschluss noch aus einem Rapport einen Polizisten. Er sagte nach der Razzia vom 22. September 2016: «Ich habe in meiner Laufbahn noch nie so eingeschüchterte Menschen gesehen.»
«Ich habe gespuckt, das stimmt»Der Schweizer L.* (20) wird als Erster befragt. Er sagt zu den Vorwürfen: «Es ist gelogen, was in der Anklage steht. Es wurde niemand geschlagen. Ich habe Idiot gesagt und auch gespuckt, das stimmt.» Es habe aber keine Körperverletzung gegeben. «Ohne jede Beweise werden wir angeklagt. Ich war immer dabei. Es ist alles völlig übertrieben dargestellt.»
Man habe sich vom Fussballspielen gekannt. Ab und zu hätten die Angeklagten noch Kontakt untereinander. Für alle anderen Aussagen verweist er auf seine Einvernahme. «Die Opfer hatten keine Angst. Ich hatte Angst vor der Polizei. Ich war jung und klein. Die Polizisten waren gross und stark.»
Ein weiterer Vorwurf gegen L.: Er hatte ein brutales Video auf dem Handy, in dem ein Mensch zerfleischt wird. «Ich weiss nichts darüber. Es stammt aus irgend einer Whatsapp-Gruppe», sagt er. Er beschreibt die Folgen der Anklage: «Weil ich gespuckt und Idiot gesagt habe, musste ich 6 Monate ins Gefängnis. Ich bin nicht vorbestraft. Ich konnte nicht in die Schule. Ich konnte die Lehre nicht weitermachen. Ich wog 81 Kilo, nach dem Gefängnis nur noch 66.» Zur An’Nur-Moschee sagt er: «Ich ging gelegentlich hin. Ein bis zweimal pro Woche. Auch an dem Freitag war ich nur für das Gebet dort.»
«Es wurde niemand geschlagen»Als nächstes äussert sich der Angeklagte Z.* (26) zu seiner Begegnung mit einem der Opfer: «Ich fragte ihn: Hast du das gemacht oder nicht? Und: Hast du dafür Geld bekommen? Ich schlug ihn nicht. Er gab sein Handy von sich aus. Wir gingen in den Raum, damit nicht alle zusehen. ‹Ich möchte alles zugeben›, sagte er dann. Dann kam die Polizei.»
Auch er sagt, die Anklage ist erfunden. «Ich bin sicher, es ist eine Verschwörung. Es wurde niemand geschlagen.» Ohrfeigen? «Wenn ich sowas gemacht hätte, hätte er Schrammen gehabt. Er hatte nichts.» Die Anklage verlangt einen Landesausweis – dazu sagt er: «Ich kann nicht weg aus der Schweiz. Es wäre mein Todesurteil. Auch Spanien und Marokko, wo die Frau herstammt, geht nicht. Ich kann kein Spanisch.»
In der fünftägigen Hochsicherheitsverhandlung müssen sich die Angeklagten für Freiheitsberaubung, Entführung, Drohung, Körperverletzung, Sachentziehung sowie Beschimpfung verantworten. Es gelten strenge Vorschriften: Wer ins Gerichtsgebäude will, muss durch den Metalldetektor. Jede Person muss sich ausweisen und Inhaber einer Platzkarte sein. In den Gerichtssaal dürfen nur die Beteiligten am Verfahren. Journalisten und Besucher nehmen in zwei anderen Gerichtssälen per Videoübertragung am Prozess teil.
Straffe ProzesstaktungHeute befragt der Richter die Beschuldigten. Am Dienstag und Mittwoch folgen Plädoyers von Staatsanwaltschaft, der Anwälte der Privatkläger und der Verteidiger. Der Donnerstag ist für weitere Parteivorträge und die Schlussworte reserviert. Am Freitag folgt das Verfahren des Jugendgerichts gegen den damals minderjährigen Angeklagten. Urteilseröffnung: 23. Oktober.
Zu den Angeklagten gehört auch Imam Atia E.* (54). Obwohl der Libyer die oberste Respektsperson in der Moschee war, griff er nicht ein. Im Gegenteil: Er beteiligte sich an der Drangsalierung der Opfer. Die Staatsanwaltschaft fordert für den Imam eine Freiheitsstrafe von 30 Monaten – davon zwölf unbedingt. Plus einen Landesverweis von zehn Jahren. Vorwurf: mehrfache Freiheitsberaubung und mehrfache Nötigung.
Fast alle Angeklagten wohnen in WinterthurFür die anderen Angeklagten fordert die Staatsanwaltschaft 30 bis 36 Monate Haft. Für die vier Männer ohne Schweizer Pass kommen Landesverweise dazu. Bis auf eine Ausnahme wohnen alle neun erwachsenen Angeklagten in Winterthur. Der zehnte Mann fällt unter das Jugendgesetz.
* Namen geändert
Nebst Nico Hischier und Mirco Müller ist Cory Schneider der dritte Schweizer bei den Devils. Der Goalie von New Jersey wüsste gerne, ob er hierzulande noch Familie hat.
Cory Schneider vertritt sich die Beine in den Katakomben der Berner PostFinance-Arena. Der kühle Durchzug bei offenen Türen stört den 32-Jährigen nicht, «bei unserem Abflug in Winnipeg hat es geschneit und war kälter». Die Spieler der New Jersey Devils sind müde von der Reise, das angesetzte Nachmittagstraining wird gestrichen.
Erst am Abend kehren einige von ihnen wieder zurück in die Eishalle, um ein oder zwei Drittel des Derbys zwischen dem SCB und Biel anzuschauen. «Wir müssen uns irgendwie wach halten», sagt Schneider schmunzelnd. Und im Wissen, welche Atmosphäre ihn erwarten wird.
Denn der Torhüter spielte während des NHL-Lockouts in der Saison 2012/13 acht Spiele für Ambri und dazu zwei für Fribourg am Spengler Cup. «In den Hallen hier aufzulaufen, ist ein komplett anderes Gefühl», schwärmt Schneider. «Das hab ich meinen Teamkollegen schon gesagt.»
Auch an die Zeit in der Leventina hat er nur schöne Erinnerungen: «Meiner Frau Jill und mir hats extrem gefallen.» In der Zwischenzeit hat der Keeper mit seiner Liebsten eine Familie gegründet und zwei Kinder, Sohn Wyatt (3) sowie Töchterchen Remy (1), bekommen.
Die Familie, sie ist bei seiner jetzigen Rückkehr in die Schweiz erneut ein Thema. Denn: Der Amerikaner hat Wurzeln in der Schweiz, ist Schweizer Bürger. Aber: «Ich weiss nicht, ob ich hier noch Verwandte habe.»
Schneider weiss nur, von wo sein Urgrossvater stammt und wo er vor seiner Auswanderung in die USA etwa um 1908 gewohnt hat: «In Reigoldswil», sagt der Rotschopf und zeigt auf seinem Handy einen Screenshot eines Kartenausschnittes.
Reigoldswil ist eine kleine Gemeinde mit rund 1600 Einwohnern im Kanton Basel-Land und nur etwa eine Stunde von Bern entfernt. Schneider hat diesen Kartenausschnitt auf seinem Handy, weil seine Eltern Richard und Susan just diesen Sommer dort waren, um den Wurzeln auf den Grund zu gehen.
«Auf ihrem Trip durch Europa machten sie einen Abstecher nach Reigoldswil und fragten einfach Leute auf der Strasse um Hilfe», erzählt der Doppelbürger. Ergeben habe sich auf ihrer Suche aber nichts Konkretes.
Auf die Idee gekommen seien seine Eltern, weil sie alte Briefe, auch Liebesbriefe, von Corys Urgrossvater gefunden hatten. Erinnern aber kann sich Schneider nicht mal an seinen Grossvater Hermann, der gestorben ist, als der Keeper noch ein Baby war. «Es wäre so toll, zu wissen, ob wir hier in der Schweiz noch entfernte Verwandte haben. Denn in den USA sind wir nur eine ganz kleine Familie.»
So saugt er nun auch bei seinem zweiten Stopp in der Schweiz alle Eindrücke auf, freut sich auf ein richtiges Fondue und darauf, möglichst viel von der Region zu sehen. Vom Bärenpark bei der Berner Altstadt hat er schon gehört.
Zukunft in der Schweiz?Spielen aber kann er am Montag noch nicht. Denn erst im Mai musste sich der Goalie einer Hüftoperation unterziehen. Zurück im Eistraining mit dem Team sei er zwar, «aber für einen Einsatz reicht es noch nicht ganz».
Auf den Trip ins Land seiner Vorfahren wollte er nicht verzichten. Denn er kann sich durchaus vorstellen, seine Karriere eines Tages in unserer Liga zu beenden. «Aber zuerst habe ich hoffentlich noch einige Jahre in der NHL vor mir», sagt Schneider. Bis 2022 steht er mit einem Jahressalär von 6 Mio. Franken bei den Devils unter Vertrag.
Die kanadische Schauspiel-Legende Donald Sutherland wurde am Zurich Film Festival mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet. Er zeigte sich fröhlich, obwohl es ihm am Morgen noch gar nicht gut ging: Er kam direkt vom Spital in Paris.
Beeindruckender Auftritt am Zurich Film Festival: Hollywood-Legende Donald Sutherland (83) wurde mit einem goldenen Auge für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seine Dankesrede begann der gut gelaunte Kanadier mit einer Würdigung seines Pflegepersonals. Er lag nämlich noch wenige Stunden vor der Veranstaltung in einem Pariser Spital!
«Ich bekomme heute den Lifetime Achievement Award», sagte er. «Aber es gibt viele andere Menschen, die auch eine grossartige Leistung erbracht haben. Beispielweise die Leute, die mich bis heute morgen in einem Spital in Paris noch gesund gepflegt hatten.» Er hatte noch Infusionen bekommen, konnte nur kurz zum Packen in sein Hotel, um anschliessend nach Zürich zu fliegen.
Auf dem grünen Teppich schwankte erSchon vor seiner Ankunft kursierten im Festivalzentrum Gerüchte, es gehe Sutherland nicht gut. Beim Gang auf dem grünen Teppich wirkte er zwar fröhlich, musste aber am Stock gehen und schwankte beim Posieren für die Fotografen. Interviews für Journalisten gab es nicht, dafür einige Bilder und Autogramme für Fans.
Zu Sutherlands bekanntesten Filmen gehören «Das dreckige Dutzend» (1967), «MASH» (1970) und «Wenn die Gondeln Trauer tragen» (1973). Dem jüngeren Publikum ist er als Präsident Snow aus den «Tribute von Panem»-Filmen (2012–2015) bekannt. Ausgezeichnet wurde er in Anwesenheit seiner Söhne Roeg (44) und Angus (36), der berühmteste Sohn Kiefer (51) konnte nicht dabei sein.
Trotz seines Krankenhausaufenthalts verlor Sutherland den Humor nicht. Mit einem witzigen Zitat von US-Entertainer und -Schauspieler Jack Benny (1894–1974) verabschiedete er sich schnurstracks hinter die Bühne, verpasste damit den Dankesapplaus und allfällige Standing Ovations: «Ich verdiene diesen Award nicht. Aber ich habe Arthritis. Und das verdiene ich auch nicht.»
ZÜRICH - Seit Mitte Juli ist das Migräne-Wundermittel Aimovig in der Schweiz zugelassen, seit Mitte August verfügbar. Noch ist offen, ob die Krankenkassen für das teure Medikament aufkommen müssen. Wer Aimovig will, muss tief in die eigene Tasche greifen.
Seit Ende Juli ist das Migränemittel Aimovig in der Schweiz zugelassen, seit Mitte August ist es in der Schweiz erhältlich. Aimovig vom Schweizer Pharmagiganten Novartis gilt als der grosse Hoffnungsträger für Menschen, die schwer von Migräne geplagt sind.
Kaum war Aimovig in der Schweiz verfügbar, setzte ein Run ein, der bei Medikamenten selten, bei Tech-Gadgets dagegen üblich ist. «Als Aimovig in der Schweiz zugelassen wurde, war es wie bei einem neuem iPhone», erzählt Nicoleta Ionita (32), Neurologin am Kopfwehzentrum Hirslanden in Zürich. «Alle Patienten wollten dieses Medikament haben. Einige standen am ersten Tag vor der Tür, um das Medikament zu bekommen.» Und sie haben es auch bekommen, wenn sie bereit waren, für die Monatsspritze selber zu bezahlen. Das kann langfristig ganz schön teuer werden, rund 600 Franken kostet die Monatsdosis Aimovig.
Wer bezahlt, ist noch offenNoch ist Aimovig nicht Bestandteil der sogenannten Spezialitätenliste. Dort sind alle Medikamente und Wirkstoffe aufgeführt, die die Krankenkassen in der obligatorischen Grundversicherung bezahlen müssen. Novartis hat ein Gesuch um Aufnahme von Aimovig in die Spezialitätenliste gestellt. Doch bis zur Gutheissung oder Ablehnung kann es noch mehrere Monate dauern. Zum Stand des Verfahrens wollten sich auf Anfrage von BLICK weder Novartis noch das zuständige Bundesamt für Gesundheit (BAG) äussern.
Monika Weichert (54) ist Patientin von Neurologin Ionita und leidet seit Jahrzehnten an Migräne, hat pro Woche mehr Tage mit als ohne Kopfweh. «Ich leide häufig an Migräneattacken – das hat mit Lebensqualität nicht mehr viel zu tun.» Die Produktionsplanerin aus dem Kanton Zug, setzt grosse Hoffnungen in Aimovig: «Viele Medikamente, die ich ausprobiert habe, haben mir nicht geholfen. Einzig die Nebenwirkungen haben mich dann noch zusätzlich geplagt.» Damit sei mit dem neuen Migränemittel nun Schluss, erklärt Ionita: «Ein weiterer Vorteil von Aimovig: Es hat fast keine Nebenwirkungen.»
«Speziell für das Verhindern von Migräneattacken entwickelt»Dem pflichtet Andreas Gantenbein (42) bei. Auch bei ihm haben sich viele Patienten nach dem Hoffnungsträger für Migränegeplagte erkundigt. Der neurologische Chefarzt der RehaClinic Bad Zurzach zählt weitere Vorteile auf: «Aimovig ist wirklich ein Durchbruch: Erstens in Bezug auf Verträglichkeit und Nebenwirkungen und zweitens, weil es speziell für die Migräneprophylaxe, das verhindern von Attacken, entwickelt wurde.»
Darauf hofft auch Monika Weichert. Sie hat deshalb ein Gesuch für Kostengutsprache bei ihrer Krankenkasse gestellt. Unter bestimmten Voraussetzungen können Krankenkassen die Kosten für Medikamente übernehmen, die nicht auf der Spezialitätenliste stehen. Doch dies muss im Einzelfall geprüft werden.
Mehr LebensqualitätDas erste Gesuch der Zugerin wurde abgelehnt, ein zweites ist noch hängig. BLICK hat bei CSS, Helsana und Swica nachgefragt: Die Kassen haben Dutzende von Gesuchen erhalten – und alle bisher abgelehnt.
Die Zurückhaltung der Kassen überrascht nicht. Wirkt Aimovig bei einem Migräneopfer, kann die Behandlung schnell einige Hunderttausend Franken kosten. Neurologe Gantenbein hofft aber trotzdem, dass das Mittel bezahlt wird: «Die Behandlung mit Aimovig kostet viel Geld. Aber dem muss man die Einsparungen gegenüberstellen: weniger Kosten für Schmerzmittel und andere Medikamente, weniger Nebenwirkungen und weniger Ausfälle am Arbeitsplatz.» Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten von Migräne sind enorm (siehe Box).
Studien belegen zudem die Wirksamkeit des Medikaments, wie Kopfwehspezialistin Ionita erklärt: «Bei der Hälfte der Probanden hat sich die Zahl der Kopfwehtage mindestens halbiert.» Das würde für ihre Patientin Monika Weichert bedeuten: Nur noch zwei anstatt vier Migräneattacken pro Woche – ein grosser Gewinn an Lebensqualität.
Mindestens zwei Menschen sterben nach dem heftigen Taifun «Trami». Etwa 100 weitere Personen seien verletzt worden.
Der heftige Taifun «Trami» hat in Japan mindestens zwei Menschen in den Tod gerissen. Etwa 100 weitere Personen seien verletzt worden, berichteten örtliche Medien am Montag.
In Westjapan starb ein Mann bei einem Erdrutsch, ein anderer Mann nahe Tokio kam in einem Fluss um. Der morgendliche Berufsverkehr in Tokio war zudem stark beeinträchtigt. Obendrein liess der 24. Taifun der Saison in rund 450'000 Haushalten der Hauptstadt und deren Umgebung vorübergehend den Strom ausfallen.
Der Wirbelsturm war in der Nacht zuvor im Westen des Inselreiches auf Land getroffen und zog mit Rekordwinden über Japans Hauptstadt hinweg weiter in Richtung Norden. Bahnbetreiber in weiten Gebieten des Landes hatten in Erwartung des Taifuns den Zugbetrieb am Vortag bereits früh am Abend eingestellt.
Japan ist dieses Jahr mehrfach von verheerenden Taifunen heimgesucht worden, darunter war mit «Jebi» auch der stärkste Taifun seit 25 Jahren. Dieser Wirbelsturm kostete Anfang September elf Menschen das Leben, mehr als 600 wurden verletzt. (SDA)
In der Altstadt von Turin trifft man die Juve-Stars. Wo sich Cristiano Ronaldo und Co Zeit für Selfies und Autogramme nehmen.
Es ist ein Weltklub. Über 200 Millionen Fans hat Juventus weltweit, nennt sich 36-facher Meister Italiens und zweifacher Champions-League-Sieger: La «Vecchia Signora», die «alte Dame», ist das Mass aller Dinge im italienischen Fussball.
Knapp 900'000 Einwohner zählt die Stadt Turin. Sie lockt Touristen aus aller Welt unter anderem mit ihrer barocken Architektur an – und mit dem Fussballklub Juventus. Und läuft man durch die Gassen in Turin, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man einem Star-Kicker ganz nahe kommt.
Fast alle Juve-Profis wohnen mitten im Herzen der Stadt. In alten Palazzen, umgebaut zu modernen Luxus-Wohnungen. Nur wenige Spieler sind nicht in der Hauptstadt der Region Piemont zuhause. Mario Mandzukic beispielsweise, er haust in der ehemaligen Villa von Arturo Vidal in Moncalieri, knapp 10 Kilometer ausserhalb Turins.
Die Meisterfeiern der Bianconeri steigen jedes Jahr, letzten Mai zum siebten Mal in Folge, auf der Piazza San Carlo. Trainer Massimiliano Allegri, seit 4 Jahren an der Juve-Seitenlinie, holte viermal nacheinander das Double. Der 51-Jährige wohnt direkt hinter der Piazza San Carlo.
Douglas Costa, Leonardo Spinazzola und Goalie Wojciech Szczesny sind gleich neben Allegri zuhause. Verteidiger Mehdi Benatia, der oft im Lindt-Shop in der Fussgängerzone «Via Luigi Lagrange» anzutreffen ist, haust wie Captain Giorgio Chiellini auf der anderen Seite der Piazza San Carlo.
Paulo Dybala und Sami Khedira wohnen in der «Via Roma». Auch Leonardo Bonucci, Andrea Barzagli, Federico Bernardeschi, Mattia De Sciglio und Daniele Rugani haben ihr Zuhause mitten im Zentrum. Auch sie trifft man oft in der Stadt. Beim Spazieren mit der Partnerin, mit den Kindern oder mit dem Hund, beim Shopping. Oder Beim Kaffeetrinkern im «Zucca» oder im «Diamante».
Miralem Pjanic, der über den Dächern von Turin wohnt, ist fast jeden Tag in der Altstadt anzutreffen. Morgens, noch vor dem Training, vor allem in seiner Lieblingsbar der «Gran Bar» gleich am Fluss Po.
Ronaldo verzichtet auf ExtrawurstUnd der Superstar? Wo trifft man Cristiano Ronaldo? Zu Fuss in Turin hat man bisher nur seine Mutter, Maria Dolores und Freundin Georgina Rodriguez gesichtet. Ronaldo ist einer der wenigen Spieler, die nicht direkt im Zentrum wohnen. Seine Villa befindet sich oberhalb der «Gran Madre»-Kirche, in Pre Collina an einer gut abgeschirmten Privatstrasse.
Einzig beim Essen sah man Ronaldo bisher in der Stadt. In der Pizzeria «Sesto Gusto» in der «Via Mazzini» gefällt es ihm besonders. Er verzichtet dort auf eine Spezial-Behandlung, isst ganz normal wie ein Sterblicher mit den anderen Gästen und nimmt sich Zeit für Selfies und Autogramme.
Juventus Turin. Ein grosser Klub, der in Italien oft als arrogant abgestempelt wird. Spaziert man durch Turin, dann merkt man aber schnell: Die Juve-Spieler sind menschlicher, als man denkt. Sie nehmen sich Zeit für ihre Fans – Stars zum Anfassen …
BERN - Ein Jahr vor den Wahlen 2019 können sich die Ökoparteien auf Stimmenzuwächse freuen. Die BDP muss sich vor herben Verlusten fürchten, und FDP-Chefin Petra Gössi schafft es nicht, an der SP vorbeizuziehen, schliesst aber zu den Genossen auf.
Petra Gössi (42) hat für die Wahlen vom 20. Oktober 2019 die klare Losung ausgegeben: «Vor allem wollen wir die SP überholen», sagte sie im Sommer im BLICK-Interview. Dieses Ziel wird die FDP-Chefin verfehlen, wie der Ringier-Wahlkompass zeigt: Die Freisinnigen verringern zwar ihren Rückstand auf die SP seit 2011 kontinuierlich, doch Christian Levrat (48) bleibt mit seinen Genossen 2019 klar die zweitstärkste Partei.
Riesig bleibt zwar auch der Vorsprung der grössten Partei der Schweiz auf den Rest. Aber die SVP unter Albert Rösti (51) verliert in der Onlineumfrage bei über 27'000 Stimmberechtigten in der Deutsch- und Westschweiz klar. Im Ringier-Wahlkompass muss die SVP 1,4 Prozentpunkte abgeben. Statt wie bei den Wahlen 2015 auf 29,4 Prozent Wahlanteil kommt die Sünnelipartei nur noch auf 28 Prozent.
SVP-Themen habe keine KonjunkturDurchgeführt hat die Umfrage von BLICK und «Le Temps» das Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 7. und 19. September 2018. Der Fehlerbereich liegt bei +/–1,2 Prozentpunkten.
Was sich bei der SVP schon Anfang März in der Stadt Zürich angekündigt hatte und am 25. März im Kanton Bern fortsetzte, könnte sich auch im kommenden Herbst in den Wahlen bestätigen. Die Partei tut sich derzeit schwer. «Die Themen der SVP wie Migration und Sicherheit haben momentan wenig Konjunktur. Zudem tut sich die Partei mit der personellen Erneuerung schwer», sagt Cloé Jans (32) von gfs.bern.
Pfister hält die Verluste in GrenzenEinbussen muss auch die CVP hinnehmen. Doch Parteichef Gerhard Pfister (55) dürfte dennoch erleichtert sein – es sind nur 0,6 Prozentpunkte. Das sind weniger als von vielen befürchtet. Entgegenkommen wird der CVP zudem, dass sie dank des Rücktritts ihrer Bundesrätin Doris Leuthard (55) bis November viele ihrer Parlamentarier als mögliche Nachfolger präsentieren kann. Diese National- und Ständeräte können dann mit dem Prädikat «bundesratstauglich» in den Wahlkampf starten.
Bei der BDP könnten die Verluste gar existenzbedrohend sein. Im Wahlkompass wird die BDP mit minus 2,1 Prozentpunkten zur 2-Prozent-Partei. Hier stellt sich die Frage, ob es der BDP gelingt, bis zum Oktober 2019 mit Themen wie dem Kampf gegen die Lockerung der Waffenexporte wieder Boden gutzumachen.
Wenn nicht, droht ihr entweder das Schicksal des Landesrings der Unabhängigen: Beim LDU kam 1999 – vier Jahre, nachdem er unter die 2-Prozent-Marke gefallen war – das Aus. Oder kann die BDP sich wie die EVP als Kleinstpartei langfristig behaupten? Dies dürfte aber kaum mehr mit einer eigenen Fraktion möglich sein. Dafür braucht es fünf Nationalratssitze. Wie die EVP müsste die BDP nach den Wahlen 2019 allenfalls Unterschlupf in einer anderen Fraktion suchen.
Ökoparteien im HochIm Hoch hingegen sind die Grünen und die GLP. Sie können in der Wählergunst um 2 beziehungsweise 1,3 Prozentpunkte zulegen. Wäre Mitte September bereits gewählt worden, kämen die Grünen und die Grünliberalen neu als Öko-Block zusammen auf 15 Prozent Wähleranteil. Dabei lagen die Grünliberalen bei den Wahlen 2011 noch gleichauf mit der BDP – und verloren 2015 fast gleich viel. Im Gegensatz zur BDP hat sich die GLP aber mehr als nur erholt.
ZÜRICH - Wegen ihrer Implantate oder Zahnkronen tragen viele Menschen wertvolles Edelmetall in sich. Sterben sie, landet es meist in der Urne. Das Krematorium Nordheim filtert diese Edelmetalle neuerdings aus der Asche und sackt das Geld ein.
Nach zehn Minuten in der Gluthitze greift das Feuer des brennenden Holzsarges auf den Leichnam über. Das Krematorium ist die letzte Station des Körpers eines Menschen. Bei 700 Grad wird der Leichnam verbrannt, eineinhalb Stunden lang. Was am Ende übrig bleibt: 2,5 Liter Asche. Kremierer sagen: Dann ist der Mensch kein Mensch mehr, sondern eine Sache.
Und: Ein Teil dieser Sache weckt nach dem Verbrennen grosse Begehrlichkeiten. Nicht nur bei den Erben, sondern auch bei den Kremierern, die seit neustem ein Auge auf die Edelmetalle der Toten geworfen haben. Denn: Zwar schmelzen Schmuck, Zahnkronen oder kleine Implantate im Körper in den Elektroöfen, deren kostbare Rohstoffe Gold, Palladium, Silber und Platin bleiben nach dem Feuerbad aber erhalten.
Edelmetalle wandern an RecyclingfirmenAuch das Krematorium Nordheim in Zürich will jetzt Kohle aus der Asche machen. Seit 1. September verkauft es die Edelmetalle an Recyclingfirmen und hofft dabei auf satte Gewinne.
Die Frage bleibt: Wem gehört das Gold der Toten überhaupt? Fakt ist: Die Angehörigen bekommen vom Krematorium keinen Rappen aus dem Erlös der Edelmetalle. Sie können die Feinfilterung der Asche (ein Vorgang der nur vier Minuten dauert) höchstens verbieten. Dann werden die Edelmetalle mitsamt der Asche vergraben.
Es geht um viel Geld. Alleine der Wert des Goldes, das jährlich auf Friedhöfen vergraben wird, schätzen Fachleute auf vier Millionen Franken. Für das Neu-Geschäft hat das Krematorium darum extra eine Aschenmühle gekauft, die Edelmetalle aus der Asche rausfiltern kann.
Andere Krematorien halten nichts von der PraxisDas Nordheim ist das zweite Krematorium in der Schweiz, das auf die Edelmetalle der Toten aus ist. Krematorien in St. Gallen, Aarau und Basel wollen von dieser Praxis nichts wissen. «Die Asche gehört vollumfänglich den Angehörigen, nicht den Krematorien oder dem Staat», sagt Ursula Lauper vom Krematorium St. Gallen zu BLICK. Zudem ist die Rechtslage bei diesem Punkt längst nicht so klar, wie es die Krematorien gerne hätten.
Dennoch: Das Krematorium in Solothurn witterte als erstes das Geschäft mit der Asche. 2013 geriet es in die Kritik, weil es das Edelmetall der Toten verkauft hatte, ohne die Angehörige vorab zu informieren.
Solothurn fragt die Angehörigen nicht einmalWie in Zürich glaubt man auch in Solothurn, darüber entscheiden zu dürfen, wer den Gewinn aus dem Totengold einstecken darf. «Das Edelmetall gehört nach der Verbrennung dem Staat», sagt Solothurns Stadtschreiber Hansjörg Boll nüchtern.
Auch im Nordheim ist Rolf Steinmann, Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamts, der Meinung: «Nach dem Verbrennen ist das Edelmetall in der Asche aus juristischer Sicht eine herrenlose Sache!» Ergo: Darum könnten Angehörige nicht verlangen, dass ihnen das Edelmetall ausgehändigt werde.
Im Schnitt bleiben pro Leichnam 2,2 Gramm Gold übrig, dazu kommt in manchen Fällen Palladium, Platin und Silber – je nach Implantaten, die ein Mensch zu Lebzeiten bekommen hat.
Steinmann hält die Aushändigung an Angehörige darum für nicht praktikabel. «Nur schon angesichts der kleinen Mengen, die da rausgefiltert werden, wäre das wenig sinnvoll», so Steinmann.
Widerspruchsrecht in ZürichImmerhin: Die Angehörigen der Toten können in Zürich die Filterung der Asche verhindern. «Bei uns müssen die Angehörigen erst ihr Einverständnis abgeben, damit wir die Asche filtern dürfen», sagt Steinmann. Rund zwei Drittel der Angehörigen haben so dem Krematorium bislang ein Strich durch die Rechnung gemacht.
In Solothurn indes haben die Angehörigen gar nichts zu melden. «Wir stehen nur mit den Bestattungsämtern in Kontakt und haben mit den Angehörigen nichts zu tun», sagt Soloturns Stadtschreiber Bolt weiter. Bis zu 40'000 Franken spült der Verkauf der Edelmetalle jährlich in die Kassen des Solothurner Krematoriums – dort werden rund 1000 Verstorbene pro Jahr verbrannt.
Viel mehr Kohle mit der Asche wird das Krematorium Nordheim machen: Jährlich werden 7000 Menschen in Zürich kremiert – Erträge von weit über 100'000 Franken jährlich sind zu erwarten. Das Gold der Toten fliesst dann direkt in Zürichs Stadtkasse.
Spitäler sollen dazu verpflichtet werden, den obligatorischen Kleiderwechsel zu vergüten. Der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) bereitet eine entsprechende Klage vor.
Können Sie sich ein Spital vorstellen, in dem Ärztinnen, Pfleger und Physiotherapeuten in Jeans und T-Shirts herumlaufen? Die Betreiber von Schweizer Spitälern auch nicht: Sie verpflichten ihr Personal, die Alltagskleidung vor Arbeitsbeginn gegen frisch gewaschene Spitalkleidung einzutauschen.
Dadurch sind die Angestellten gezwungen, fünf bis zehn Minuten vor Schichtbeginn in der Spital-Garderobe zu sein. Bezahlt werden sie aber erst ab der Minute, in der sie den ersten Patienten behandeln. Und am Abend endet die bezahlte Arbeitszeit exakt nach dem letzten Patienten – wirklich Feierabend ist aber erst nach dem obligatorischen Umziehen.
80 Stunden Gratisarbeit pro JahrDer Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) will das nun ändern. Unter dem Motto «Umkleiden ist Arbeitszeit!» lud er diese Woche zu einem Treffen im Unispital Zürich. Regionalsekretär Roland Brunner: «Spitäler stehlen den Angestellten Tausende von Arbeitsstunden, indem sie die Umkleidezeit nicht als Arbeitszeit anrechnen.» Brunner rechnet vor: Ein Angestellter brauche für das Umziehen in der Garderobe und den Weg auf die Station zehn Minuten. Nach dem Dienst das Ganze umgekehrt – pro Tag mache das 20 Minuten, pro Woche 100 Minuten, im Jahr rund 80 Stunden Gratisarbeit aus.
Entfacht wurde die Debatte, weil das Unispital Zürich die Kleiderabgabe automatisieren will, was bei grossen Teilen der Belegschaft auf Ablehnung stösst: Man befürchtet längere Warte- und Umkleidezeiten. Der VPOD glaubt, das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hinter sich zu haben, das zum Thema Arbeitszeit festhält: «Falls das Umziehen für die Tätigkeit notwendig ist (interne Weisung des Betriebs, nach der Arbeitnehmende sich vor Arbeitsbeginn umziehen müssen), ist die Umkleidezeit als Arbeitszeit anzurechnen.» Seco-Empfehlung: Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen eine angemessene Zeitspanne bestimmen, die fürs Umziehen gutgeschrieben wird.
Spitäler schrecken vor Kosten zurückDas Unispital Zürich jedoch will von einer Anpassung nichts wissen. Das heutige Verfahren sei im Gesundheitswesen üblich, teilt es auf Anfrage mit. Eine Umfrage bei den grössten Deutschschweizer Spitälern bestätigt: Die Kantonsspitäler Luzern und St. Gallen, das Unispital Basel sowie die Berner Inselgruppe handhaben es genau gleich. Die Berner Spitäler warnen vor einer Änderung: «Das hätte beachtliche finanzielle Auswirkungen, da in der Insel-Gruppe der grösste Teil der über 10'000 Mitarbeitenden Arbeitskleidung trägt.»
VPOD-Regionalsekretär Brunner glaubt deshalb nicht, dass die Spitäler freiwillig davon abrücken: «Wir bereiten deshalb im Kanton Zürich eine Klage vor.» Ein Erfolg vor Gericht hätte Auswirkungen für das Gesundheitspersonal in der ganzen Schweiz – möglicherweise sogar für alle Arbeitnehmenden, die sich tagtäglich am Arbeitsplatz umziehen müssen.
Die Zahl der Erwerbslosen im Alter über 50 Jahren ist in diesem Jahrtausend stark gestiegen. Gabriela Meier und Roger Wagner gehören dazu. Wie ihnen geholfen werden könnte.
Gabriela Meier (59) hatte sich weit nach oben gekämpft: Sie war stellvertretende Geschäftsführerin eines Kleinbetriebs und einst Einsatzleiterin bei einer Helikopterfirma. Heute ist sie arbeitslos und findet keinen Job. In den vergangenen Monaten hat sie 150 Bewerbungen geschrieben. Einmal wurde sie zum Gespräch eingeladen.
Wie Meier geht es immer mehr Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Noch zu Beginn dieses Jahrtausends waren 20'000 Menschen im Alter über 50 erwerbslos, jetzt zählt das Bundesamt für Statistik 55'000 Personen. Das ist, als ob in dieser Zeit die Stadt Schaffhausen oder die Stadt Chur arbeitslos geworden wäre.
Nach 21 Jahren plötzlich auf der StrasseMeier wohnt in Chur. Einst machte sie dort eine Ausbildung als Hotelsekretärin. Sie habe dann sehr schnell in den kaufmännischen Bereich gewechselt. Rund fünf Jahre in der Administration des Kantonsspitals, dann zehn Jahre bei einer Bündner Helikopterfirma. Anschliessend arbeitete sie 21 Jahre in einem kleineren Betrieb, wo sie bis zur stellvertretenden Geschäftsführerin aufstieg und ein gutes Dutzend Angestellte führte. Dann wechselte der Inhaber. Mit ihm funktionierte die Zusammenarbeit nicht. Seither ist sie auf Stellensuche.
Arbeitnehmer ab einem Alter von 55 Jahren können 520 Taggelder beziehen, was zwei Jahren Arbeitslosigkeit entspricht – ein halbes Jahr länger als jüngere Arbeitnehmer. Wem innerhalb der letzten vier Jahre vor Erreichen des Rentenalters gekündigt wurde, der hat zusätzlich noch einmal Anspruch auf 120 Taggelder. Danach werden Arbeitslose ausgesteuert. Im Jahr 2017 traf es im Schnitt 3279 Personen pro Monat.
Nächstes Jahr droht Gabriela Meier eine davon zu werden. Das heisst, sie müsste das Sozialamt um Unterstützung bitten. Ein rotes Tuch für sie. «Ich versuche das mit allen Mitteln zu vermeiden.» Wahrscheinlich müsste sie ausziehen, denn ihre Wohnung ist teurer als die 980 Franken, die das Sozialamt zuschiesst.
Absagegrund «überqualifiziert»So weit ist es bei Roger Wagner noch lange nicht. Aber der 52-Jährige ist seit fast zwei Jahren auf der Suche nach einem Job. Der ausgebildete Kaufmann mit einem MBA von der Fachhochschule Nordwestschweiz arbeitete schon in der erweiterten Geschäftsleitung von Handelsbetrieben und führte rund 100 Mitarbeiter. Im Jahr 2010 machte er sich selbständig. Zuerst lief es gut, aber inzwischen sucht er wieder ein festes Einkommen als Angestellter. Auf Bewerbungen bekomme er nur Absagen. Der Grund: Er sei überqualifiziert und nach langer Selbständigkeit nicht mehr in der Lage, unter einem Chef zu arbeiten. Wagner versteht das nicht: «Ich habe als Selbständiger immer einen Chef, meinen Auftraggeber.»
SonntagsBlick hat mit weiteren Betroffenen gesprochen. Die meisten wollen anonym bleiben, alle rätseln über die Gründe, warum es mit der 5 auf dem Rücken schwieriger wird auf dem Arbeitsmarkt. Viele sind gut ausgebildet und waren erfolgreich in ihrer bisherigen Laufbahn. Etwa die Juristin mit Zusatzausbildung als Fachfrau im Personalwesen, die mehrjährige Erfahrung als Personalleiterin mitbringt. Jetzt will sie niemand mehr.
«Vielleicht wirkt ein 35-jähriger vordergründig dynamischer», sagt Wagner. Er habe auch schon erlebt, dass eine jüngere Chefin Mühe damit gehabt hätte, einen über 50-Jährigen einzustellen. Vielleicht auch aus Angst vor der Erfahrung des Mitarbeiters. Natürlich seien ältere etwas langsamer, dafür hätten sie Erfahrung, ein Netzwerk und könnten sich besser durchsetzen, meint Meier. Die meisten hören immer wieder, dass sie zu teuer seien.
Tatsächlich steigen die Lohnnebenkosten mit dem Alter. Bis zum Alter von 44 Jahren werden zehn Prozent als Beiträge für die Pensionskasse fällig, ab 45 Jahren 15 Prozent und ab 55 Jahren gar 18 Prozent. Mindestens die Hälfte davon muss der Arbeitgeber bezahlen.
Das erschwert die Anstellung von älteren Arbeitnehmern. Deshalb wird auch oft darüber diskutiert, die Beiträge an die Pensionskasse altersunabhängig zu gestalten. Weil die Arbeitnehmer künftig sogar noch länger, über das heutige Rentenalter hinaus beschäftigt bleiben sollen, stehen weitere Reformvorschläge im Raum. Der Verband Avenir50plus setzt sich für ein Gesetz zum Schutz vor Diskriminierung im Alter ein. Wird ein Bewerber wegen seines Alters aussortiert, könnte er das Unternehmen verklagen.
Denis Humbert, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner bei der Humbert Heinzen Lerch Rechtsanwälte, hat sich eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt und Vorschläge für einen wirksamen Schutz älterer Angestellter ausgearbeitet. Darunter etwa ein Steuerbonus für Unternehmen, die Erwerbslose über 55 Jahren einstellen, Zuschüsse aus der Arbeitslosenversicherung und eine drei Monate längere Kündigungsfrist ab Alter 55.
Frau Meier gibt nicht auf. Sie hat sich dem Verband Avenir50plus angeschlossen und baut dort den neuen Regionalverband Südostschweiz auf. Ein erstes Treffen von Betroffenen findet in Chur statt, am Donnerstag, 4. Oktober.
Auch in der republikanischen Eidgenossenschaft gibt es Adlige. Die einen sind stolz auf ihr blaues Blut, andere tun alles, um normal zu sein. Eine Spurensuche.
Der Mann ist «bekennender Schlösser-Fan». Sagt er selber. Und wenn einer ein Faible hat für herrschaftliche Anwesen, hat der sich notgedrungen auch für die Adelsfamilien zu interessieren, die dort oftmals über Generationen wohnten. In diesem Fall kommt erschwerend hinzu, dass ein Urahne einst ein Schlösschen erworben hatte: Schloss Rudenz in Flüelen UR, ursprünglich ein befestigter Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert zur Kontrolle des dortigen Reichszolls.
Mit dieser Disposition im Blut hat sich der Journalist Andreas Z’Graggen auf Spurensuche gemacht und ein Buch über den «Adel in der Schweiz» geschrieben. Ein Werk voller Geschichten und Anekdoten aus dem Leben der Aristokratie, die es in der heute republikanischen Schweiz über Jahrhunderte gegeben hat. Die Nachfahren dieser einst einflussreichen Geschlechter gibt es noch heute. Es ist dies eine Reise in die Vergangenheit, die in die Gegenwart führt.
Von Hallwyl: Die FlexiblenEine der ältesten Adelsfamilien des Landes sind die aargauischen Hallwyl. Sie kämpften 1386 in der Schlacht von Sempach als Dienstadlige der Habsburger, drei von ihnen verloren dabei ihr Leben. Neunzig Jahre später war ein Hallwyl auf der Seite der Eidgenossen siegreicher Anführer in der Schlacht von Murten. Das zeigt das Überlebensrezept dieses Adelsgeschlechts: eine geschmeidige Anpassung an sich wandelnde politische Zeitläufte. Deshalb ist es wohl gelungen, das Wasserschloss Hallwyl im Aargauer Seetal seit fast 900 Jahren in Familienbesitz zu behalten. «Wir waren stets treue Gefolgsleute, erst der Lenzburger, dann der Kyburger und hernach der Habsburger», sagt Michael von Hallwyl.
«Dass wir die Burg so lange halten konnten, lag möglicherweise auch daran, dass die Familie stets gute Beziehungen zur Bevölkerung pflegte. Wir waren bürgernah und mit den Seetaler Bauern und Handwerkern in ordentlichem Einvernehmen.» Sein Sohn Christopher ist der vorerst letzte Namensträger. Was, wenn es nach ihm keine von Hallwyl mehr gibt? Das sieht der Vater entspannt. «Dann ist das Schicksal. Schicksal der Geschichte. Man hat seinen Teil geleistet, und wenn die Zeit um ist, ist sie um.»
Pfyffer: Des Kaisers AbkömmlingeWeiter gehts nach Luzern, zu den Pfyffer, dem bedeutendsten Adelsgeschlecht der Leuchtenstadt. Als Schultheiss Jost Pfyffer von Wyher im Jahr 1601 Elisabeth Bodmer aus Baden ehelichte, konnten sich deren Nachfahren gar als Abkömmlinge von Kaiser Karl dem Grossen rühmen – über verschlungene Wege waren die Vorfahren der Gattin nämlich entfernt mit dem grossen Karl verwandt. Einer aus dem Patriziergeschlecht war derart mächtig und reich, dass sie ihn nur den «Schweizerkönig» nannten: Ludwig Pyffer besass das Stammschloss Atishofen und das Schloss Wyher – beide stehen heute auf kantonalem Grund und sind öffentlich zugänglich. Ein anderer, Max Alphons Pfyffer, erbaute viele Jahre danach mit der Familie seiner Frau das Hotel Luzernerhof und auch das National, welches er später dem Hotelpionier César Ritz übergab.
«Bedeutend wurden die Pfyffer erst Ende des 15. Jahrhunderts», sagt der Nachfahre Bernhard Pfyffer-Feer zu Buttisholz. «Sie galten als Emporkömmlinge und wurden von den eingesessenen Patriziern denn auch eher verächtlich behandelt. Ihre Macht beruhte auf Politik, Militär und Kirche.» Geld verdienten sie vorab im Kriegsdienst in Spanien, Sardinien, Sizilien, vor allem aber in Neapel, Frankreich und Rom.
Er selber habe mit dieser Geschichte nichts mehr am Hut. «Mich interessieren weder Titel noch Adel. Ich verkehre auch nicht bewusst in diesen Kreisen», sagt Bernhard Pfyffer-Feer zu Buttisholz, «mir ist es wohler im Wald und auf der Jagd. Die Zeit der Aristokraten ist ohnehin längst vorbei. Aus meiner Sicht war diese Zeit eine ungerechte, deshalb traure ich ihr auch in keiner Weise nach.» Der ETH-Absolvent arbeitete einst als Forstingenieur, heute verlebt er die Sommermonate zusammen mit seiner Frau auf dem 1571 erbauten Schloss Buttisholz bei Ruswil LU.
Von Wattenwyl: Die Berner AdligenIn Bern «kauert einer im Ährenfeld und strahlt», schreibt Autor Andreas Z’Graggen «Er ist mit Begeisterung Bauer.» Die Rede ist von Freiherr Sigmund von Wattenwyl, diplomierter Landwirt und Besitzer des 350 Jahre alten, zwischen Bern und Thun gelegenen Barockschlosses Oberdiessbach. Ungewöhnlich für einen Träger dieses Namens. «Seine Vorfahren würden darob wohl vor Entsetzen die Hände über ihrem parfümierten Perücken zusammenschlagen – quel malheur, e Puur i dr Familie», urteilt Z’Graggen.
Von Wattenwyls in Bern waren bedeutsam und vornehm. Sie waren Politiker, Kriegsherren, Händler, Kaufleute, Vögte, Pfarrer, sogar Grosswildjäger. Aber ein Landwirt? Das war für diese Patrizier einfach nicht standesgemäss. Standesgemäss war ein Jacob von Wattenwyl, der erste Schultheiss der Familie, der im Schwabenkrieg von 1499 einer der eidgenössischen Heerführer gewesen war. Ein anderer aus der weitläufigen Familie, Gérard Joseph de Watteville, kämpfte im 17. Jahrhundert bei Cremona für die spanische Krone gegen Ludwig XIV. Über ihn kursierten noch ganz andere Geschichten. Er habe auf der Flucht aus einem Karthäuserkloster einen Prior ermordet. Aus Madrid eine Nonne in die Türkei verschleppt. Zum Islam konvertiert und auf dem Peloponnes ein Harem geführt.
Standesgemäss war das wohl auch nicht gerade. Aber er selber hätte wohl einen Heidenspass an diesen Legenden, die sich seine Nachfahren über sein Leben erzählen. Zum Beispiel, wenn sich die Familie einmal im Jahr im Von-Wattenwyl-Haus an der Berner Junkerngasse zu einer sogenannten «Familienkiste» trifft, ein Verein nach altbernischem Recht, der das Familienvermögen verwaltet, Stipendien oder finanzielle Hilfe für unverschuldet in Not geratene Familienmitglieder leistet. Die «Kiste» hat 58 Stimmberechtigte. Nur Männer. «Ein Macho-Klub», sagt Sigmund von Wattenwyl, dem wohl ist mit seinem Bauerntum und der den vergangenen Zeiten keinen Deut nachtrauert. «Ich bin lieber hier Bauer als mit 16 in Frankreich in einem Schützengraben gestorben.» Und er hätte zur Zeit seiner Vorfahren schliesslich auch seine Frau, eine Waadtländer Bauerntochter, nie heiraten dürfen.
Von Meiss: Die Zürcher PatrizierSie sind die älteste Familie Zürichs: Der Erste in der Generationenfolge, ein Waltherus Meisa, wurde im Jahr 1225 erstmals urkundlich erwähnt, es folgten knapp 800 Jahre Dauerpräsenz der Adelsfamilie von Meiss in der Limmatstadt. Vieles verschwand jedoch im Dunkel der Geschichte, sagt Florian von Meiss, der als Rechtsanwalt arbeitet und in Zürich wohnt. «Wir wissen nichts – weder wieso er so hiess, noch woher die Familie ursprünglich stammt. Wie die Familie es anstellte, Karriere zu machen, wie sie im Detail zu all ihren Ämtern, Vogteien und Gerichtsherrschaften gelangte, ist eigentlich auch nicht bekannt. Sicher eine grosse Rolle spielten die Heiraten.»
Gewiss ist auch, dass eine Fülle von Nachkommen in Zürich Spuren hinterlassen haben. Allein der Stammbaum ist viereinhalb Meter lang. Die von Meiss sassen im Stadtrat, stellten Bürgermeister und waren so oft im Stadtregiment vertreten wie kaum ein anderes Zürcher Geschlecht. Bis heute sind von Meiss Mitglied der exklusiven Gesellschaft Schildner zum Schneggen. «Die Schildner waren die führenden Geschlechter Zürichs und hatten gewissermassen ihren eigenen Klub», sagt Florian von Meiss. «Heute ist diese Vereinigung politisch bedeutungslos.» Im Schneggen treffen sich die Mitglieder aus den ehemals einflussreichen Zürcher Adelsfamilien lediglich noch zu geselligen Anlässen.
Ähnlich ist dies bei der Gesellschaft zur Constaffel: Früher war das so etwas wie die Zunft des Patriziats gewesen, zu deren Mitgründern im 14. Jahrhundert auch die von Meiss gehört hatten. Vergangenheit sind auch verschiedene Immobilienbesitztümer der von Meiss an bester Lage in der Stadt. Um das Jahr 1400 – damals war ein von Meiss Bürgermeister – erwarb die Familie das sogenannte Steinhaus an der Kirchgasse. Eine prächtige Liegenschaft, die vier Jahrhunderte lang in ihrem Besitz blieb. «Ich betrachte mich als Glied einer langen Kette», sagt Florian von Meiss. Wer so denkt, hat wohl auch einen Sinn für alles Vergängliche wie Reichtum, Macht, Eigentum. «Immerhin besitzen wir mitten in der Stadt noch einen wunderschönen Friedhofsplatz oberhalb des Bahnhofs Stadelhofen», meint er leicht belustigt.
Das Fazit des Adelsfans Andreas Z’Graggen? «Die Gespräche mit den Nachfahren waren ein lehrreiches Vergnügen. Lehrreich, weil sie viel über die Zeit von damals wissen. Ein Vergnügen, weil jene, die wir getroffen haben, äusserst angenehme Persönlichkeiten sind. Kein Dünkel, keine Überheblichkeit, vielleicht gelegentlich ein Kokettieren mit der familiären Vergangenheit.» Oder, wie Sigmund von Wattenwyl es auf den Punkt gebracht hat: «I weiss scho, wär i bi, aber das geit niemer nüt a.»
Andreas Z’Graggen: «Adel in der Schweiz. Wie Herrschaftsfamilien unser Land über Jahrhunderte prägten», NZZ Libro. Ab sofort im Buchhandel.