Energy-Hörerin Ellen (24) wollte unbedingt Stewardess werden. Bis zum Vorstellungsgespräch mit einer Airline hat sie es geschafft. Doch angenommen wurde sie nicht – weil sie ein kleines Tattoo am Unterarm trägt.
Stewardess war der Lebenstraum von Ellen*. Passagieren über den Wolken das Essen servieren, jeden Tag in einem anderen Land sein. Doch daraus wird nichts, kürzlich hat die 24-Jährige von einer Airline eine Absage erhalten. Der Grund: Ein Tattoo am Unterarm. Für die Fluggesellschaft ein No-Go. «Den Grund der Absage kann ich absolut nicht nachvollziehen», sagt Ellen gegenüber Radio Energy. Sie fühlt sich diskriminiert. «Ich habe mich als Cabin Crew Member beworben, das ist mein Lebenstraum, seit ich Kind bin.»
Die Hautbemalung ist kaum zu sehen, zwei kleine Herzchen, die sich am Unterarm gegenüberliegen. Doch die Airlines haben eine strikte Haltung, die sie durchsetzen: «Wir fliegen in 30 Länder. So unterschiedlich unsere Destinationen sind, so unterschiedlich ist auch die Herkunft unserer Gäste», sagt Andreas Meier von der Fluggesellschaft Edelweiss gegenüber Energy. «Die liberale Lebensart der Schweiz sei nicht überall verbreitet und ein Tattoo «passt schlicht nicht zu unserer roten Uniform mit dem Glarner Tüechli».
Auch Swiss-Mediensprecherin Sonja Ptassek sagt, man lege insbesondere bei den Berufsgruppen mit Kundenkontakt wie etwa Flugbegleitern oder Piloten «Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild»: «Tattoos müssen von Uniform-Teilen abgedeckt sein.» Allerdings seien die Regeln weniger strikt als früher. Bis zu diesem Jahr waren auch kleinere Tattoos bei der Swiss gar nicht erlaubt, jetzt dürfen sie nur nicht mehr sichtbar sein. (vof)
*Name der Redaktion bekannt
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Experten haben vor einer internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vor einer dramatischen weltweiten Ausweitung der Immunschwächekrankheit gewarnt. Eine alarmierende Zunahme der Zahl von Neuinfektionen in besonders betroffenen Ländern könnten zu einer «Krise historischen Ausmasses» führen.
Experten haben vor einer internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vor einer dramatischen weltweiten Ausweitung der Immunschwächekrankheit gewarnt. Eine alarmierende Zunahme der Zahl von Neuinfektionen in besonders betroffenen Ländern könnten zu einer «Krise historischen Ausmasses» führen.
Dies sagte der US-Aids-Experte und Diplomat Mark Dybul am Sonntag vor dem Beginn der grossen internationalen Fachkonferenz mit 15'000 Teilnehmern.
Finanzielle Hilfen gehen zurückDybul forderte gleichzeitig mehr Geld für die Bekämpfung der Krankheit. Die Welt sei gegenwärtig «vermutlich so gefährdet wie nie zuvor, die Kontrolle über die Epidemie» zu verlieren, sagte er. Das liege an der demografischen Entwicklung und dem Umstand, dass Staaten dem Kampf gegen HIV und Aids heute nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkten wie früher - oder dies in bestimmten Fällen niemals getan hätten.
Auch andere Experten warnten am Sonntag in Amsterdam vor einer dramatischen Unterfinanzierung der weltweiten Anstrengungen zur Eindämmung von Aids. Spenden und staatliche finanziellen Hilfen gingen zurück.
7 Milliarden Euro fehlen
Nach Angaben des Direktors des Anti-Aids-Programms der Uno (UNAIDS), Michel Sidibe, fehlen bereits sieben Milliarden Euro an Hilfsgeldern. «Wenn wir jetzt nicht zahlen, werden wir später mehr und mehr ausgeben müssen», warnte er.
Den Fachleuten zufolge trägt auch eine wachsenden Konzentration auf lebensrettende sogenannte antiretrovirale Medikamente zur Behandlung von Aids-Kranken dazu bei, dass die Basiskampagnen zur Eindämmung der Krankheit zunehmend unterfinanziert seien. Die Mittel etwa für Kondomverteilungsaktionen seien stark zurückgegangen, hiess es. Der Zugang zu Medikamenten ohne gleichzeitige Präventionsmassnahmen werde Aids nicht besiegen.
Auf der Konferenz in der niederländischen Stadt wollen Experten über den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit beraten, an der weltweit schon 35 Millionen Menschen starben. Besonders in ärmeren Ländern mit stark wachsenden jungen Bevölkerungen wütet sie schwer. Zu der fünftägigen Veranstaltung haben sich neben zahlreichen Fachleuten auch etliche Prominente wie Prinz Harry und der britische Pop-Star Elton John angekündigt. (SDA)
BERN - Dorf an Dorf aufgewachsen, Schulter an Schulter gearbeitet – und jetzt Nachbarn: Bundesrätin Doris Leuthard und Bundeskanzler Walter Thurnherrs Wege kreuzen sich einmal mehr.
Sie sind unzertrennlich: Die amtsälteste Bundesrätin Doris Leuthard (55) und der achte Bundesrat, Walter Thurnherr (55). Seit Jahrzehnten begegnen sich die Politikerin und der leitende Beamte, die zu den Einflussreichsten in ganz Bundesbern gehören, immer wieder. Mal per Zufall. Dann wieder ganz bewusst.
Und jetzt sind sie sogar Nachbarn. Der Bundeskanzler hat kürzlich eine Wohnung in der unteren Berner Altstadt bezogen. Direkt neben dem Zweitwohnsitz der Energie- und Umweltministerin. Damit können die beiden Vertrauten jetzt sogar in der spärlichen Freizeit miteinander kommunizieren – quasi über die Fenster.
Dorf an Dorf aufgewachsen – Schulter an Schulter gearbeitetDie beiden sind bereits nur vier Kilometer von einander entfernt im Aargauer Freiamt aufgewachsen. Leuthard in Merenschwand AG und Thurnherr in Muri AG. In die gleiche Schule gingen die beiden mit Jahrgang 1963 aber nie. Sie begann die Kanti in Wohlen AG, als er in Aarau anfing – weil er eine mathematisch-naturwissenschaftliche Richtung einschlug und später Mathematik und Physik studierte.
Doch Jahre später arbeiteten die beiden Schulter an Schulter. Leuthard als Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und Thurnherr, der meist mit Frau und seinen beiden Kindern oberhalb des Thunersees wohnt, als ihr Generalsekretär und damit rechte Hand.
Die beiden CVPler trennten sich Anfang 2016 notgedrungen, weil er mit einem Spitzenresultat zum Bundeskanzler gekürt wurde – die Unterstützung seiner langjährigen Vertrauten war ihm sicher. Böse Zungen sagen gar, ohne Leuthard wäre der zwar blitzgescheite und zielstrebige Thurnherr trotzdem nicht zum Kanzler aufgestiegen.
Beerbt Thurnherr gar Leuthards Bundesratssitz?Jetzt sind die beiden in einem altehrwürdigen Haus in Bern wieder ganz nah beieinander. Ob sie gelegentlich auch über die Bundesratsnachfolge reden? Oft genannter Wunschkandidat für die Leuthard-Nachfolge im Bundeshaus ist – oh wie passend – ein gewisser Walter Thurnherr.
Es wäre allerdings das erste Mal in der Schweizer Geschichte, dass ein Bundeskanzler in die Landesregierung aufsteigt.
Das kubanische Parlament hat am Sonntag die neue Verfassung abgesegnet. Diese soll den sozialistischen Inselstaat weiter für die Marktwirtschaft öffnen und die Rechte seiner Bürger stärken.
Das kubanische Parlament hat am Sonntag die neue Verfassung abgesegnet. Diese soll den sozialistischen Inselstaat weiter für die Marktwirtschaft öffnen und die Rechte seiner Bürger stärken.
Die Abgeordneten stimmten in Havanna einstimmig für die 224 Artikel der neuen Verfassung. Staatschef Miguel Díaz-Canel sprach zum Abschluss der Parlamentssitzung von einer Reform, welche «die Einheit der Kubaner um die Revolution stärken» werde.
Drei Monate darf diskutiert werdenVom 13. August, dem Geburtstag des verstorbenen Revolutionsführers Fidel Castro, bis zum 15. November soll der Verfassungstext nun vom Volk diskutiert und ihm anschliessend in einem Referendum zur Abstimmung vorgelegt werden. Díaz-Canel rief die Bürger zu einer «aktiven und bewussten» Beteiligung an der Debatte auf. Jeder Kubaner dürfe dabei «frei seine Meinungen äussern und dazu beitragen, einen Verfassungstext zu erhalten, der das Heute und die Zukunft des Vaterlandes widerspiegelt».
Weniger Macht für den PräsidentenDie Kommunistische Partei hat die Reform bereits abgesegnet. Das Parlament hatte die Beratungen über die Verfassungsreform am Samstag aufgenommen und sollte sie bis spätestens Montag abschliessen.
Die neue Verfassung soll Privatbesitz legalisieren und unter anderem den Weg für die gleichgeschlechtliche Ehe frei machen. Die Reform sieht auch vor, dass die Macht künftig zwischen Staatspräsident und Regierungschef aufgeteilt wird. Dafür wird das Amt eines Ministerpräsidenten wiedereingeführt. Das Ziel der Schaffung einer «kommunistischen Gesellschaft» wurde in der neuen Verfassung gestrichen. Die bisherige Verfassung stammte aus dem Jahr 1976. (SDA)
Haben Sie heute durchgeschlafen? Wahrscheinlich nicht. Denn ein Viertel der Bevölkerung leidet an Schlafstörungen. Auf der anderen Seite brüsten sich Leistungsträger damit, dass sie kaum schlafen. Gut zu schlafen, ist für viele ein Traum.
Auch der emsige Schweizer muss mal schlafen. Doch das gelingt ihm schlecht. Ein Viertel der Bevölkerung hat laut dem Bundesamt für Statistik ein gravierendes Schlafproblem, das schlimmstenfalls zu Burn-out und Depressionen führt. Nur mickrige fünf Prozent der Bevölkerung legen sich sorglos ins Bett und schlafen selig den Schlaf des Gerechten.
Für die meisten Schweizer ist die Nacht ein Albtraum. Mal geistern sie bei Vollmond durch ihre Wohnungen, mal treibt es sie morgens um fünf Uhr aus den Federn. Sie leiden an nächtlichem Atemstillstand, strampeln stundenlang im Bett unter der Decke herum und wachen morgens wie zerschlagen auf. Der Schlaf kann sogar die Liebe zerstören. Ein allnächtlich sägender Partner erstickt jedes zarte Gefühl. Tun sich Nachteule und Lerche zusammen, ist Dauerärger wegen der Freitzeitgestaltung programmiert.
Nach drei Stunden Schlaf putzmunter im BüroDoch während die Mehrheit jede Nacht verzweifelt Schäfchen zählt, ist bei der Minderheit der Kurzschläfer Schlaflosigkeit geradezu erwünscht. Vor allem Leistungsträger, praktisch nie Büezer, brüsten sich damit, nach ein paar Stündchen Nachtschlaf um sieben Uhr putzmunter im Büro zu sitzen. «Heutzutage gewinnt man Anerkennung, wenn man nur vier bis fünf Stunden schläft«, sagt Deborah Fischer (27), Psychologin an der Klinik für Schlafmedizin (KSM) in Bad Zurzach AG. Zu den stolzgeschwellten Supermunteren gehören der amerikanische Businessmagnat Elon Musk (47) wie der Schweizer Topwerber Frank Bodin (56), und auch Christoph Blocher (77) macht gern die Nacht zum Tage.
Aber brauchen die tatsächlich so wenig Schlaf? Sind alle anderen Schlafmützen? Wie viel Schlaf braucht der Mensch überhaupt? Das ist so schwer zu beantworten wie die Frage, was gegen Schlaflosigkeit hilft. Denn Frauen schlafen anders als Männer, es kommt darauf an, wie viele Biere einer am Abend trinkt, ob er er Schichtarbeiter ist oder Diabetiker, ob Teenager oder Greis. Ganz abgesehen vom individuellen Nervenkostüm.
Jeder Mensch schläft andersSchlafforscher beschäftigen sich intensiv mit den Problemen, doch ihre Antworten sind für den Einzelnen selten befriedigend. Gut, man soll vor dem Zubettgehen keine aufregenden Baller-Games spielen und keine riesigen Mahlzeiten verdrücken, das hat einem schon die Oma ans Herz gelegt. Aber jeder Mensch schläft anders. Jeder leidet für sich allein. Generelle Übereinkunft herrscht nur in wenigen Punkten. «Normalbürger brauchen sieben bis siebeneinhalb Stunden Schlaf», erklärt Deborah Fischer vom KSM. Weitere Gemeinplätze: Alte Leute schlafen schlechter als junge. Und zu wenig Schlaf ist schädlich.
Immer wieder wird auch behauptet, unsere moderne Lebensweise sei es, die uns die Ruhe raube. Da ist möglicherweise was dran. Ein Team von der University of California in Los Angeles (USA) untersuchte das Schlafverhalten von (allerdings nur) 94 Vertretern der Buschleute in der Kalahari, der Hadza in der Serengeti und der Tsimane in den Anden – alles Jäger und Sammler. Sie kennen weder elektrisches Licht, noch kleben sie stundenlang am Laptop, und sie haben auch keine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, nächtens darüber zu grübeln, wie der Chef morgen wohl drauf ist. Ergebnis: Die Naturmenschen schlummern im Schnitt 6,5 Stunden pro Nacht. Dabei gehen sie keineswegs mit den Hühnern ins Bett. Sie bleiben nach Einbruch der Dunkelheit noch drei Stunden wach. Morgens springen sie kurz vor Sonnenaufgang vom Lager. Kaum einen Naturmenschen erwischten die Forscher tagsüber beim Powernap.
200'000 Schweizer schlucken Schlafpillen6,5 Stunden Nachtschlaf – das klingt nicht besonders exotisch. Der Studie zufolge besteht trotzdem ein fundamentaler Unterschied zwischen den Jägern und Sammlern und uns: Diese Leute kennen keine Schlaflosigkeit. Ja, sie haben nicht einmal eine Bezeichnung dafür. In der Schweiz dagegen schlucken 200'000 Menschen regelmässig Schlafpillen. Acht Prozent der Bevölkerung hat in einer Untersuchung des Bundesamts für Statistik in der Woche vor der Befragung schlaffördernde Medikamente genommen.
Setzen wir uns also doch zu sehr unter Druck? In unserer durchgetakteten Welt hat der Mensch schliesslich was zu leisten. Das Wort Schlaf ist eng verwandt mit dem Wort schlaff, und ein Schlaffi ist ein unnützer Fresser und verplempert wertvolle Zeit. Nur Kinder und alte Leute dürfen es wagen, dem Herrgott schlafend den Tag zu stehlen. Penner und Schnarchsäcke bitte draussen bleiben!
Wider besseres Wissen: Fortgesetzter Schlafmangel ist für den Normalmenschen ungesund – da ist sich sogar die Schlafforschung einig. «Zu wenig Schlaf erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wirkt sich aber auch negativ auf die Psyche aus. Wer zu wenig schläft, ist nervlich nicht konzentriert», erklärt Deborah Fischer. Die Wirkung von Schlafentzug auf die Reaktionsfähigkeit sei mit der von Alkohol zu vergleichen. Immerhin: Man darf nicht vergessen, dass Schlafentzug auch eine Foltermethode ist.
Das schadet natürlich der Wirtschaft. Studien gehen davon aus, dass die indirekten Kosten durch unausgeruhte, fahrige Arbeitnehmer in Büro und Fabrik in der Schweiz jährlich um die 1,5 Milliarden Franken betragen.
Wenn dagegen nichts unternommen wird – dann gute Nacht.
Ratgeber und Coaching-Gurus reden uns ein, vor allem auf die eigenen Befindlichkeiten und Wünsche zu horchen. Und Beziehungen aufzugeben, die uns belasten. Ein fataler Selbstbetrug.
Heute sehen viele Menschen in der Liebe ein Gefühl. Wenn es in populären Serien, Büchern und Songs um Liebe geht, werden uns packende emotionale Achterbahnfahrten serviert, die uns anregen. Und die uns dazu verleiten, auch im realen Leben schöne Schmetterlinge im Bauch zu erwarten und Romanzen als leidenschaftlichen Gefühlsgenuss zu betrachten.
Sobald dieser Genuss abflaut und sich der emotionale Haushalt im Nebel des Alltags abkühlt, sobald sich persönliche Schattenseiten zeigen, die in jedem Menschen vorhanden sind, kommt die Zeit der unangenehmen und negativen Gefühle. Dann werden Beziehungen nicht selten abgebrochen, begleitet von den Einflüsterungen des Zeitgeistes: «Liebe ist das, was du fühlst. Vertrau deinen Gefühlen und geh, wohin sie dich tragen.»
Nur der AuslöserLiebe ist aber kein Gefühl, wie der Philosoph Martin Buber im Buch «Ich und Du» betont. Zwar werden von der Liebe Gefühle freigesetzt, aber die Liebe ist nur der Auslöser, und die Gefühle, die ausgelöst werden, können sehr verschieden sein, beglückende wie belastende. Diese Gefühle werden von uns nur «gehabt», während die Liebe selber «geschieht», wie es Martin Buber ausdrückt. «Gefühle wohnen im Menschen, aber der Mensch wohnt in der Liebe.»
In dieser Sichtweise ist Liebe ein Beziehungsereignis, das jedes Gefühl übersteigt: Liebe als Geschehnis, als Handlung, Versprechen und Willensakt. Die Liebe erschöpft sich also nicht in dem, was ich empfinde, sondern ich werde aus mir selber herausgerissen, damit ich mich überschreite, damit mich die Liebe verbinden kann mit anderen Menschen und mit der Welt.
Freie Liebe? Ha!Umso bedauerlicher, wenn heute viele Ratgeber und Coaching-Gurus keine Selbst-Überschreitung propagieren, keine Befreiung aus dem Tunnel der eigenen Befindlichkeiten und Wünsche – sondern wenn im Gegenteil behauptet wird, dass es uns besser geht, je mehr wir in uns selber hineinhorchen. Dass wir uns den Weg zum inneren Glück erspüren und uns von Beziehungen verabschieden müssen, die uns belasten. Dass man zwar lieben soll, aber nur im Rahmen der eigenen Unabhängigkeit.
Das ist ein fataler Selbstbetrug in Richtung Einsamkeit. Oder wie es der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton ausgedrückt hat: «Freie Liebe? Das ist ein Widerspruch in zwei Worten.»
Giuseppe Gracia (50) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. In seiner BLICK-Kolumne, die jeden zweiten Montag erscheint, äussert er persönliche Ansichten.
Tel Aviv/Amman/Berlin – Israel hat in einem humanitären Schritt hunderte Mitglieder einer syrischen Zivilorganisation - der so genannten Weisshelme - und deren Familien aus einem Kampfgebiet im Süden Syriens gerettet.
Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, die Menschen seien in unmittelbarer Lebensgefahr gewesen. Ihre Rettung sei auf Anweisung der israelischen Regierung und auf Bitten der USA und mehrerer europäischer Länder erfolgt.
Die Mitglieder der 2012 in Grossbritannien gegründeten - und dort auch ansässigen - privaten Hilfsorganisation der syrischen Weisshelme kümmern sich im Kriegsgebiet vor allem um die Bergung von Menschen aus Gebäuden, die durch die Kampfhandlungen zerstört wurden.
Die Weisshelme werden - ausser von Organisationen - auch von verschiedenen Regierungen finanziell mit Millionenbeträgen unterstützt, darunter Grossbritannien, Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Kanada und Neuseeland. Einer der grössten Geldgeber ist USAID, eine unabhängige Behörde unter Aufsicht des US-Aussenministeriums.
Die syrische Regierung und Russland werfen den Weisshelmen vor, die Rebellen zu unterstützen und aus dem Ausland gesteuert zu sein. Die Organisation betont dagegen ihre Neutralität.
Nach Angaben der jordanischen Regierung sind am Sonntag 422 Mitarbeiter der Hilfsorganisation sowie ihre Angehörigen in Amman eingetroffen. Zuvor hatte es geheissen, es seien rund 800 Weisshelme mit ihren Angehörigen nach Israel geholt und dann nach Jordanien gebracht worden.
«Der Transfer der syrischen Flüchtlinge durch Israel ist eine aussergewöhnliche humanitäre Geste», hiess es in der Mitteilung der israelischen Armee. «Die Zivilisten sind in ein Nachbarland (Israels) gebracht worden.»
Jordanien hat ihre Durchreise genehmigt. Sie sollen von Deutschland, Grossbritannien und Kanada aufgenommen werden. Die Betroffenen hätten in der syrischen Zivilverteidigung gearbeitet und seien aus Gebieten geflohen, die syrische Regierungstruppen erobert hätten, berichtete die jordanische Nachrichtenagentur Petra.
Der deutsche Aussenminister Heiko Maas bestätigte die Aufnahme von syrischen Weisshelm-Rettern in Deutschland. «Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass viele dieser mutigen Ersthelfer nun Schutz und Zuflucht finden, einige davon auch in Deutschland», sagte Maas der «Bild»-Zeitung (Montagsausgabe).
Mit dem Vormarsch der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in dem Bürgerkriegsland drohe vielen Weisshelmen «Gefahr für Leib und Leben», sagte Maas. Die Weisshelme hätten seit Beginn des Syrien-Konflikts mehr als 100'000 Menschen gerettet.
Die kanadische Aussenministerin Chrystia Freeland erklärte, Kanada bemühe sich in enger Abstimmung mit Deutschland und Grossbritannien darum, die Weisshelme und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Kanada sei «stolz», die Ausbildung der Ersthelfer finanziell zu unterstützen, und empfinde eine «tiefe moralische Verpflichtung» gegenüber diesen Menschen, die «Tapferkeit und Selbstlosigkeit» bewiesen.
Regierungstruppen hatten im Juni im Süden Syriens eine Offensive begonnen und in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche Orte übernommen. Viele Menschen flohen in das Gebiet nahe der israelischen Grenzlinie auf den besetzten Golanhöhen.
Israel hat in den vergangenen Jahren Tausende verletzter Syrier ärztlich behandelt, ist aber nicht bereit zur Aufnahme von Flüchtlingen.
MAGALUF (MALLORCA) - Mitte Juli feierte ein Schotte (18) mit seinen Freunden an einer Holi-Party auf Mallorca. Bunte Farben wurden dort auf die Besucher geschossen – doch das ging gehörig ins Auge: Der junge Tourist ist jetzt blind.
Sechs Freunde aus Schottland wollen auf der spanischen Insel Mallorca ihre ersten gemeinsamen Ferien verbringen. Doch der Traumurlaub wird schnell zum Alptraum.
Es passiert am 11. Juli 2018. Die Schotten feiern an einer Holi-Party in einem Club im Ferienort Magaluf. Wie an Holi-Festen üblich, werden sie dort mit Farbpulver beworfen. Eine Farbpistole, die ultraviolette Farbe abfeuert, trifft einen aus der Gruppe. Und zwar aus unmittelbarer Nähe, wie die lokale Zeitung «Ultima Hora» schreibt.
Vermutlich für immer blindFür die medizinische Behandlung muss der Jugendliche zurück in seine Heimat geflogen werden. Dort dann der Schock-Diagnose: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er nie wieder sehen können. Vielleicht gelingt es den Ärzten noch, die Sehkraft an seinem rechten Auge zumindest teilweise wiederherzustellen.
Das eine Farbpistole eine solch zerstörerische Kraft hat, konnten seine Ärzte zunächst gar nicht glauben. In ganz Europa werden sie nämlich regelmässig an den Holi-Festen eingesetzt. Die Teilnehmer bewerfen sich an den teils riesigen Partys stundenlang mit Farbpulver. Ursprünglich stammt der Brauch aus Indien: Dort läuten solche Holi-Feste den Frühling ein. (hah)
Beatrice Egli fällt mit ihrer Kleiderwahl auf, Irina Beller müht sich beim Fitness ab und Boris Becker verbringt Familienzeit in Gstaad BE. Willkommen zu den Foto-Storys des Tages!
ALPNACH OW - Bei der Zahnradbahn von Alpnachstad auf den Pilatus sind am Sonntagnachmittag zwei Wagen zusammengestossen. Beim Auffahrunfall wurde eine Person leicht verletzt. Der Betrieb musste kurzfristig unterbrochen werden.
Die Kollision der beiden Triebwagen ereignete sich gegen 14 Uhr im Bereich der Zwischenstation Ämsigen, wie die Pilatus-Bahnen mitteilten. Die genauen Umstände des Unfalls werden abgeklärt. Eine Person wurde mit leichten Verletzungen zur Abklärung ins Spital gebracht. Die unverletzten Passagiere setzten ihre Fahrt fort.
Gegenüber dem SRF-Regionaljournal Zentralschweiz sagte Tobias Thut, Marketingleiter der Pilatus-Bahnen, der Unfall sei bei geringem Tempo passiert. Beide Wagen wurden beschädigt, einer konnte die Fahrt wieder aufnehmen. Nach dem kurzen Unterbruch ging die Bahn wieder in Betrieb und transportierte die Gäste gemäss Fahrplan.
Die Zahnradbahn von Alpnachstad nach Pilatus Kulm ist mit einer maximalen Steigung von 48 Prozent die steilste Zahnradbahn der Welt. Die Fahrzeit beträgt rund 30 Minuten. Maximal können 340 Personen pro Stunde transportiert werden. Die Bahn ist von Mai bis November in Betrieb. Sie feierte 2014 ihr 125-jähriges Bestehen. (SDA)
NENDAZ VS - Das Alphorn hat Nendaz (VS) während drei Tagen in Atem gehalten. 120 Kandidaten beteiligten sich am Wettbewerb des 17. Alphornfestivals. Trotz des etwas launischen Wetters zogen die Organisatoren eine «erfreuliche» Bilanz.
Am Gemeinschaftskonzert vom Sonntag, traditionell einer der Höhepunkte des Festivals, nahmen insgesamt 200 Musiker teil. Der imposante Anlass findet an der Uferböschung des Tracouet-Sees statt, 2200 Meter über Meer.
Das Festival versteht sich als Schaufenster für das Volkstümliche. Deshalb wurden auch Jodel, Fahnenschwingen und Treicheln geboten.
In der Schweiz wurde das Alphorn erstmals 1555 vom Zürcher Naturforscher Conrad Gessner erwähnt. das Instrument wurde dazu benutzt, das Vieh zusammenzurufen. Auch Nachrichten wurden damit von Tal zu Tal weitergegeben. Seine heutige Form erhielt das Alphorn erst 1880.
Lukas Gähwiler würde den Job als CEO von Raiffeisen bekommen, wenn er will. Der ehemalige Top-Manager bei der Grossbank UBS hatte sich vor zwei Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.
Es könnte gut sein, dass Guido Schilling (59) kürzlich bei Lukas Gähwiler (53) angerufen hat. Schilling ist Headhunter – mit dem Auftrag, für Noch-Raiffeisen-Chef Patrik Gisel einen Nachfolger zu finden. Branchenkenner gehen davon aus, dass Gähwiler ganz oben auf Schillings Liste steht.
Gähwiler war sechs Jahre lang Chef der UBS Schweiz und hat deren Ruf nach der Finanzkrise wiederhergestellt. Vor zwei Jahren hat sich Gähwiler aus seiner operativen Position als Chef bei der UBS Schweiz zurückgezogen und präsidiert heute deren Verwaltungsrat. Daneben ist er Präsident des Arbeitgeberverbands der Banken und sitzt in den Verwaltungsräten des Medienhauses Ringier (zu dem auch SonntagsBlick gehört) sowie des Opernhauses Zürich.
Priorität hat die FamilieDie Frage ist, ob Gähwiler den Job überhaupt will. Denn er hat seine operativen Aufgaben abgegeben, um mehr Zeit für die Familie zu haben. So könnte Hans-Ulrich Meister als Gisel-Nachfolger in die Ränge kommen. Er ist Verwaltungsrat des Baukonzerns Implenia, hatte zuvor jahrzehntelang führende Funktionen bei Grossbanken inne. Insider sagen ihm grosses Interesse am Raiffeisen-Job nach.
Als Dritter wird Marcus Gygax genannt. Er ist CEO der Valiant Bank, einer grösseren Regionalbank mit nationalen Ambitionen.
Ein Beben erschüttert den deutschen Fussball. Mesut Özil gibt seinen sofortigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Und holt zum Rundumschlag aus – vor allem gegen den Verband und Präsident Reinhard Grindel.
«Schweren Herzens und nach reichlicher Überlegung werde ich der jüngsten Ereignisse wegen nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, solange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit spüre.»
Mit diesen Worten verabschiedet sich Mesut Özil aus der deutschen Fussball-Nationalmannschaft.
«Wie der deutsche Fussballverband und andere mich behandelt haben, führt dazu, dass ich das deutsche Nationaltrikot nicht länger tragen möchte», erklärt der 29-Jährige seinen Entscheid.
Attacke gegen DFB-Boss GrindelEs ist seine dritte von insgesamt drei Stellungnahmen, die Özil im Laufe des Sonntags auf Twitter publiziert. Und definitiv die härteste. So rechnet er unter anderem mit Verbandspräsident Reinhard Grindel (56) ab: «Ich werde nicht länger für seine Unfähigkeit, seinen Job zu machen, den Kopf hinhalten.»
«In den Augen Grindels und seiner Unterstützer bin ich nur Deutscher, wenn wir gewinnen», klagt der 29-Jährige an, «wenn wir verlieren, bin ich Immigrant.»
«Ich frage mich», so Özil, «wieso man trotz des Weltmeistertitels 2014, trotz des Zahlens deutscher Steuern, trotz des Finanzierens deutscher Bildungseinrichtungen und trotz der Ehrung mit dem «Bambi Award» 2010 für die beispielhafte Integration in die deutsche Gesellschaft noch immer anders behandelt wird».
«Meine Freunde Lukas Podolski und Miroslav Klose werden nie als Deutsch-Polen bezeichnet», vergleicht der 92-fache Internationale (23 Tore), «wieso werden ich dann ständig ein Deutsch-Türke genannt?»
Auch andere deutsche Persönlichkeiten bekommen ihr Fett weg. So könne man Grindels Ansichten beispielsweise auch bei SPD-Politiker Bernd Holzhauer sehen, der ihn wegen des Fotos als «Ziegenfi****» bezeichnete. Oder etwa Theater-Chef Werner Steer, der sagte, Özil solle sich nach Anatolien «verpi****».
Özil bricht damit sein wochenlanges Schweigen in der Affäre um ein Foto mit dem türkischen Staatpräsidenten Recep Tayyip Erdogan (64), das er vor gut zwei Monaten in London knipsen liess.
Vor allem der Zeitpunkt des Bildes, nämlich während des türkischen Wahlkampfs, hatte hohe Wellen geschlagen, die in einer polemischen Diskussion um seine Personen mündeten.
Keine Reue um Erdogan-Bild«Mir ist klar, dass das Foto von mir und Erdogan in der deutschen Presse einen riesigen Aufschrei ausgelöst hat», schreibt der Deutsche mit türkischen Wurzeln in einer ersten Nachricht. «Auch wenn manche mich der Lüge und der Doppelzüngigkeit bezichtigen wollen, hatte dieses Foto keinerlei politische Absichten. Beim Foto mit Erdogan ging es darum, das höchste Amt des Landes meiner Familie zu respektieren.»
Özil weiter: «Ob es der türkische oder der deutsche Präsident gewesen wäre, meine Handlungen wären nicht anders gewesen.» Er verstehe jedoch, dass es schwierig sei, dies nachzuvollziehen.
Abrechnung mit Verband und Sponsoren
In einer zweiten Nachricht geht es den Medien und Sponsoren an den Kragen, die ihn aufgrund des Erdogan-Fotos kritisiert und sich von ihm abgewendet hatten. Auch am DFB lässt er kein gutes Haar.
Schliesslich habe der Verband nichts dagegen unternommen, dass ihn Mercedes-Benz im Zuge der Erdogan-Affäre aus einer WM-Werbe-Kampagne genommen hatte. Während der DFB von ihm eine öffentlich Erklärung für das Bild gefordert habe, hätte Mercedes für den Abgas-Skandal 2013 nicht gerade stehen müssen.
«Warum?», fragt der Mittelfeldspieler, «was hat der DFB zu all dem zu sagen?» Auch Lothar Matthäus hätte sich während der WM nicht für ein Foto mit Wladimir Putin rechtfertigen müssen.
«Rassistische Medien»
Nach dem Erdogan-Bild wurde Özil von der deutschen Medienlandschaft regelrecht durch den Dreck gezogen. Dies sei ausschliesslich auf seine Herkunft zurückzuführen, klagt der Weltmeister von 2014 an. Özil weiter: Einige Zeitungen würden seine Herkunft und das Foto missbrauchen, um rechte Propaganda im Sinne einer politischen Sache zu machen.
Er finde es enttäuschend, dass für das schlechte Abschneiden der deutschen Mannschaft an der WM (Vorrunden-Out als Gruppenletzter) nicht seine sportliche Leistung, nicht die Leistung der Mannschaft, sondern seine türkische Abstammung verantwortlich gemacht wurde.
Während der WM ist Özil stumm geblieben. Auch, als sich Ilkay Gündogan (27), der sich ebenfalls mit Erdogan ablichten liess, vor den Medien erklärte, hielt er sich zurück. Nach den WM-Ferien aber ist genug geschwiegen.
Er zieht so die Konsequenzen einer öffentlichen Tirade gegen seine Person – und für ein gescheitertes Krisenmanagement des DFB. (sih)
Die Begegnung mit Orang-Utans hat Viktor Giacobbo tief berührt. Der Satiriker setzt sich als Stiftungsrat von PanEco für das Überleben der Menschenaffen ein. Denn um Palmöl anbauen zu können, wird der Regenwald und somit ihr Lebensraum zerstört.
Waldmenschen nennt man die Orang-Utans auf Malaysisch. Das erstaunt nicht, wenn man weiss, dass 97 Prozent ihrer DNA mit der des Menschen identisch ist. «Wenn man einem Orang-Utan in die Augen blickt, erkennt man, wie nahe wir einander sind», erzählt Viktor Giacobbo (66). Begegnungen, die den Tierfreund tief berührt haben.
«Es macht mich wütend, dass diese wunderbaren Geschöpfe ihren Lebensraum verlieren», so Giacobbo, der eben aus Sumatra zurück ist. «Um billiges Palmöl anzubauen, das bei uns in Fertigpizza, Schoggiriegel und Billigkosmetik kommt, werden riesige Regenwaldflächen abgeholzt und die Orang-Utans verlieren ihren Lebensraum», erklärt Giacobbo, der seit diesem Jahr im Stiftungsrat PanEco sitzt.
Beliebte, aber illegale HaustiereBereits 1973 gründete Regina Frey (69) mit PanEco die erste Auffangstation für Orang-Utans. «In den letzten knapp 20 Jahren konnten wir mit lokalen Partnern fast 300 Orang-Utans retten und wieder auswildern», so die Zürcher Biologin.
Die jungen Orang-Utans haben ein trauriges Schicksal hinter sich. Entweder wurden ihre Mütter auf der Suche nach Nahrung von Luftgewehrkugeln angeschossen oder sie wurden aus Gefangenschaft befreit – Orang-Utan-Babys sind beliebte, wenn auch illegale Haustiere, die meist erbärmlich zugrunde gehen.
Lernen, um zu überlebenIn der Auffangstation werden sie liebevoll und artgerecht aufgezogen. «Sie sind abhängig von der Mutter, sie leben bis sie neun Jahre sind bei ihr», weiss Giacobbo. «Es gibt immer nur ein Junges, weil die Mutter allein lebt, ist es komplett hilflos ohne sie.» Darum wird den Kleinen in der Auswilderungsstation alles beigebracht, was sie zum späteren Überleben brauchen.
Nicht alle Tiere können ausgewildert werden, so wie der Orang-Utan namens Leuser, der blind ist, seit er angeschossen wurde. Für solche Tiere entsteht der Orang-Utan-Haven, wo sie auf acht von Wasser eingeschlossenen Inseln in Sicherheit leben.
Der Ort wird auch für Touristen zugänglich sein und die lokale Bevölkerung wird davon profitieren. «Schliesslich ist das ihr Naturerbe», so Giacobbo, und das spüre man. «Unterwegs mit den ansässigen Wildhütern haben wir ein totes Orang-Utan-Baby gefunden», erzählt er. «Sie haben reagiert, als ob sie ein Familienmitglied verloren hätten.»
ROMAN REY - Donald Trumps Ex-Stratege hat eine neue Aufgabe gefunden: Er will eine populistische Revolte in Europa anzetteln. Von rechts aussen.
Im März besuchte Steve Bannon (64) die Schweiz. «Die konservative Wende begann hier, mit Christoph Blochers Kampf gegen Europa», sagte Donald Trumps Ex-Chefstratege in Zürich. Später traf er sich mit der AfD-Fraktionschefin Alice Weidel (39), triumphierte in Italien beim Wahlsieg der Populisten der Lega und trat in Frankreich bei Marine Le Pens (49) rechtsextremem Front National auf.
Jetzt zeigt sich: Bannon hat damals wohl die Weichen für eine grössere Operation gestellt. Der ehemalige Breitbart-Chef kommt nämlich noch mal nach Europa, um – wie er hofft – eine rechtsgerichtete Revolte auf dem ganzen Kontinent zu orchestrieren. Dazu gründet er eine Stiftung namens The Movement (Die Bewegung», wie er dem Onlinemagazin «The Daily Beast» verrät. Das Projekt soll zehn Mitarbeitende beschäftigen.
Populisten-«Supergruppe» im EU-ParlamentBannon plant, nach den US-Zwischenwahlen im November die Hälfte seiner Zeit in Europa zu verbringen. Seine Idee: Er will den oft unerfahrenen rechtspopulistischen Parteien mit Know-how zum Erfolg verhelfen – und sie untereinander besser vernetzen.
Sein Vorbild ist dabei gleichzeitig sein politischer Erzrivale: der US-Milliardär George Soros (87), der mit seiner Open Society Foundation seit den 80er-Jahren mehr als 30 Milliarden Dollar in fortschrittliche Bewegungen investiert hat. «Soros ist brillant», sagt Bannon. «Böse, aber brillant.»
Als Zeitpunkt für den kontinentalen Rechtsruck fasst Bannon die Europawahl im nächsten Mai ins Auge. Er will die Populisten zu einer «Supergruppe» einen, die ein Drittel des EU-Parlaments ausmachen würde. Bannon würde erheblichen Einfluss gewinnen, könnte das System mitgestalten – oder zerrütten. Sein Ziel: ein Ende des europäischen Zusammenwachsens, eine Rückkehr zu Nationen mit starken Grenzen.
«Lieber in der Hölle regieren als im Himmel dienen»Der 64-Jährige machte sich am Anfang der Trump-Präsidentschaft als «Chaos-Architekt» einen Namen. Im Jahr 2013 sagte er, ebenfalls zu «The Daily Beast»: «Ich bin ein Leninist. Lenin wollte den Staat zerstören, und das ist auch mein Ziel. Ich möchte alles zum Einsturz bringen und das ganze Establishment zerstören.»
Zu seinen neuen Plänen äussert sich Bannon ähnlich martialisch: «Ich regiere lieber in der Hölle, als im Himmel zu dienen.»
In Hitzkirch LU führt die Post eine Reorganisation durch. Es kommt zu einem exemplarischen Konflikt.
Lange wird Christa Schmid (48) die grau-gelbe Uniform nicht mehr tragen. Vom Vorplatz ihres Bauernhofs in Retschwil LU schaut sie über das Seetal. Dort fährt sie ihre Touren, im 60-Prozent-Pensum. Den Rest der Zeit arbeitet sie mit ihrem Mann auf dem Hof. Neu soll sie in Luzern die Post vertragen. Das akzeptiert sie nicht. «Ich bin ein Landei», sagt sie. Die Konsequenz: Ihr wird gekündigt.
Anfang Jahr wurde in der Zustellstelle Hitzkirch, wo Schmid arbeitet, eine Reorganisation angekündigt. «Vor viereinhalb Jahren gab es schon einmal eine Reorganisation. Der Stress nahm zu, ich habe seither konstant 80 Überstunden», sagt Schmid.
Alle werden vorgeladen – und viele versetztMit der Gewerkschaft Syndicom setzen die Hitzkircher Pöstler im Februar ein Schreiben auf. «Es war nicht böse formuliert», erzählt die gelernte Pöstlerin. SonntagsBlick liegt das Papier vor. Die Rede ist von Stress, von schlechter Diskussionskultur, von Überstunden. Das hat Wirkung: Es kommt zur Aussprache mit dem Leiter der Briefzustellregion Luzern. Auch Christa Schmid wird vorgeladen. Dann der Schock. «Fast alle, die den Brief unterschrieben haben, werden von Hitzkirch versetzt. Sie müssen nach Luzern oder Emmenbrücke.
Insgesamt sind fünf Leute betroffen – alles langjährige Post-Angestellte», so Schmid. «Offiziell heisst es, dass es keine Arbeit mehr gäbe in Hitzkirch. Aber wir glauben, dass es eine Strafmassnahme ist.» Denn: In Hitzkirch haben drei Neue angefangen. Sie kommen aus der Stadt.
Die Hitzkircher Pöstler akzeptieren die Änderungskündigung. Nicht aber Christa Schmid. «Mein Job beginnt um 6 Uhr morgens. Einen Bus habe ich nicht und um diese Zeit würde er auch nicht fahren. Mit dem Auto muss ich mit 45 Minuten Arbeitsweg rechnen.»
Nun arbeitet sie noch bis Ende September und hofft danach auf etwas Neues in der Nähe. «Zum Glück sind wir nicht auf ein Zusatzeinkommen angewiesen», sagt sie.
Niedergeschlagenheit ist überall zu spürenDie Gewerkschaft Syndicom bestätigt den Sachverhalt. «Die Änderungskündigungen sind aus unserer Sicht unverhältnismässig. Wie durch den GAV vorgeschrieben, gab es einen Sozialplan. Aber dass dies einige Mitarbeitende als Retourkutsche empfinden, ist nachvollziehbar», sagt Sprecher Christian Capacoel.
Naturgemäss sieht die Post die Sache anders. «Bei der Zustellstelle Hitzkirch arbeiteten vor der Reorganisation vierzehn Teilzeit- und nur zwei Vollzeitmitarbeitende.» Dies habe zu Qualitäts- und Produktivitätsverlusten geführt. Dank der Reorganisation und der Erhöhung der Vollzeitpensen habe sich die Situation verbessert.
Die Post versichert: «Den Teilzeitmitarbeitenden in Hitzkirch wurden die nächstgelegenen freien Stellen angeboten.» Man habe die Zumutbarkeit und die Arbeitswege mitberücksichtigt.
SonntagsBlick spricht mit weiteren Betroffenen, die anonym bleiben möchten. Niedergeschlagenheit ist zu spüren. Christa Schmid sagt es so: «Früher war ich stolz, bei der Post arbeiten zu dürfen, heute ist es mir manchmal peinlich.» Sie werde bereits im Verein darauf angesprochen, was denn mit ihrem Unternehmen los sei.
Die Post betont: «Seit 2002 ist die Menge der verschickten Briefe um ein Drittel zurückgegangen.» Gleichzeitig sei die Menge Pakete gestiegen. Deshalb müsse man in Hitzkirch die Prozesse anpassen. Es ist ein exemplarischer Konflikt: Die Post muss dringend effizienter werden. Angestellte und Kunden befremdet das. Es gibt viele Hitzkirchs in der Schweiz.
ANDEER GR - Auf der A13 bei Andeer GR geriet ein Italiener am Sonntag auf die Gegenfahrspur. Dort kollidierte er mit einem Fahrer aus Deutschland. Sieben Insassen der beiden Wagen mussten ins Spital gebracht werden.
Am Sonntagmittag kam es auf der Autobahn A13 zu einem fatalen Crash. Gegen 12.20 Uhr fuhr ein Italiener (35) von Zillis GR Richtung Sufers. Plötzlich geriet der Fahrer auf die Gegenfahrspur – und krachte in den Wagen eines 44-Jährigen Deutschen, der ihm entgegenkam.
Sieben Personen verletzten sich bei dem Unfall, wie die Polizei Graubünden in einer Mitteilung schreibt. Eine mittelschwer verletzte Mitfahrerin musste mit der Rega ins Kantonsspital Graubünden geflogen werden. Die Ambulanz brachte die weiteren sechs Verletzten ins Spital Thusis und ins Kantonsspital nach Chur.
Neben Rega und Ambulanzen waren mehrere Patrouillen der Polizei im Einsatz. Der Verkehr auf der A13 war in beide Richtungen für mehrere Stunden gesperrt. Die Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei Graubünden klären die nun genauen Umstände des Verkehrsunfalls ab. (hah)
Nicht perfekt und trotzdem schön: «Sports Illustrated» setzt mit ihrer «Miami Swim Week» auf unkonventionelle Models.
Geht es im «Sports Illustrated»-Magazin um Bikini-Mode, sind meist perfekt durchtrainierte Sixpack-Models zu sehen. Seit zwei Jahren versucht die Zeitschrift nun aber, von diesem Image wegzukommen, und zeigt sich offen für andere Arten der Schönheit.
Ein beeindruckendes Beispiel dafür gab es nun an der «Miami Swim Week». Dort hatte die Snowboarderin Brenna Huckaby (22) ihren grossen Auftritt. Vor acht Jahren verlor die Amerikanerin durch einen bösartigen Knochentumor ihr rechtes Bein. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, steckte sie ihre Energie in den Schneesport und feierte grosse Erfolge. Unter anderem gewann sie bei den diesjährigen Paralympischen Spielen in Südkorea drei Goldmedaillen – und feierte nun ihr Debüt als Laufsteg-Model.
Frauen sollen wissen, dass sie kraftvoll und sexy sindIn einem roten Bikini und ihrer schwarz-weissen Prothese lief Huckaby in Miami selbstbewusst über den Catwalk. «Ich möchte, dass andere Frauen unabhängig von ihrem Körper wissen, dass sie kraftvoll und sexy sind», verriet die Snowboarderin zuvor dem Sport-Magazin.
Nicht nur Huckaby brach mit der Laufsteg-Norm. Neben einigen Plus-Size-Models mit echten Kurven sorgte vor allem Mara Martin für Aufsehen. Die Amerikanerin wurde vor fünf Monaten Mutter – und stillte nun ihren Sohn kurzerhand auf dem Laufsteg. Geschützt mit Kopfhörern und sicher in den Armen seiner Mama nuckelte der Kleine an ihrer Brust, während sie stolz einen Glitzer-Bikini präsentierte. Für Martin wäre ihre Aktion übrigens keine Schlagzeile wert. Auf Instagram schreibt das Model: «Ich tat einfach nur, was ich jeden Tag tue.» (klm)
Marco Solari, Präsident des Filmfestivals Locarno, weibelte für einen Tessiner Bundesrat. Nun erklärt er im Interview, wie Ignazio Cassis als Politiker tickt und warum er sich gegen das schiefe Bild seines Kantons nördlich der Alpen wehrt.
Zum Interview am Mittwochmorgen in Lugano erscheint Marco Solari (73) überpünktlich. Das mag daran liegen, dass der Präsident des Filmfestivals Locarno einiges zu sagen hat. Über Bundesrat Ignazio Cassis etwa. Oder die Beziehung zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz.
Herr Solari, vor einem Jahr forderte das Tessin ultimativ einen Bundesratssitz. Nun ist Ignazio Cassis seit November im Amt. Was hat das dem Kanton gebracht?
Marco Solari: Die Frage ist falsch gestellt. Ignazio Cassis ist nicht der sechste Tessiner Regierungsrat, der Tessiner Interessen vertreten muss. Er ist Bundesrat für die ganze Schweiz. Sie müssen daher fragen: Was ist die Schweiz? Und was bringt Herr Cassis diesem Land.
Und wie würden Sie diese Fragen beantworten?
Die Schweiz besteht aus Abertausenden von subtilen Gleichgewichten. Die Religionen, Sprachen und Kulturen. Dieses Zusammenleben prägt unsere politische Kultur, unsere Werte. Dazu gehört das Verständnis, dass wir in den verschiedenen Sprachregionen anders leben, anders denken. Ein Bundesrat aus dem Tessin darf nicht einfach auf Italienisch sagen, was man in Zürich oder Genf denkt!
Sondern?
Er muss italienisch denken, reden und träumen. Und die anderen Sprachregionen müssen verstehen, dass ein Tessiner Bundesrat in bestimmten Situationen anders rea-giert als ein Deutschschweizer oder ein Romand.
Ist das bei Bundesrat Cassis der Fall?
Ganz stark. Cassis reagiert, wie man im lateinischen Sprachraum reagiert. Im Norden werden Gedanken und Sprachen logisch aufgebaut. Die Effizienz ist Gott. Im italienischen Raum ist die Effizienz ebenfalls wichtig, aber der Weg zu einer Lösung, der Dialog steht im Vordergrund. Und eben auch die Provokation.
Also hat Bundesrat Cassis mit Blick auf die flankierenden Massnahmen gezielt provoziert?
Exakt. Die roten Linien des Bundesrates sind auszulegen, hat er gesagt. Darin habe ich das Tessin in ihm widererkannt. Er provoziert und wartet, was passiert.
Aber nun prasselt die Kritik auf ihn ein. Und er ist im Bundesrat aufgelaufen.
Das macht gar nichts! So kommt eine Diskussion in Gang. Dieses Auflaufen ist nur eine Etappe. So politisieren wir hier und das bringt Cassis mit nach Bern. Und noch viel mehr. Das Tessin verkörpert die ganze italienische Kultur. Wir sind nicht einfach ein fröhliches folkloristisches Anhängsel im Süden.
Das Tessin ist dabei, einen Mindestlohn einzuführen, eben weil der Druck aus Italien so gross ist. Wie reagiert man hier auf Cassis’ Vorpreschen?
Es ist eine schwierige Gratwanderung. Acht Millionen Menschen leben mit einem starken Lohngefälle in der Nähe der Schweizer Grenze. Es darf in der Politik keine Tabus geben, doch diesen Druck wird es zu bedenken geben.
Wie wirkt sich dieser Druck auf das Zusammenleben zwischen Tessinern und Italienern aus?
Das ist eine recht umfassende Frage! Das Verhältnis zwischen dem Tessin und Italien ...
Versuchen wir es ...
Es geht weit zurück. 300 Jahre lang wurde das Tessin als Kolonie der Eidgenossen ausgebeutet. 1798 befreit Bonaparte das Tessin, das ein eigenständiger Kanton wird. Noch heute erinnert unser rot-blaues Wappen an Napoleon, es sind die Farben der Stadt Paris.
Das Verhältnis zu Italien ...
Ja, ja, einen Moment! Das Tessin wird nach 1798 ein Hort der Freiheit. Gerade für die Italiener. Deren Freiheitskampf gegen Österreich begeistert die Tessiner. Die politischen Flüchtlinge strömen von Italien nach Lugano. Das hat diesen Kanton unglaublich geprägt. Auch weil wiederum jede Tessiner Familie ihre Emigranten hat, die vor dem Hunger aus den Tälern in den Süden oder nach Übersee flüchten. Und jetzt komme ich langsam zu meiner eigentlichen Antwort ...
Bitte.
Das Tessin wird zum Fixpunkt für Generationen von italienischen Oppositionellen. Die Anarchisten, Sozialisten, die bedeutendsten antifaschistischen Intellektuellen kommen alle nach Lugano oder nach Locarno. Wir hatten also immer die Gegner des offiziellen Roms bei uns. Daher die widersprüchliche, intensive, aber eben manchmal auch skeptische Beziehung zum politischen Italien.
Aber was heisst das für den Umgang mit den italienischen Grenzgängern heute?
Sie bringen der Wirtschaft unglaublich viel – zum Preis von Lohneinbussen. Aber man weiss um die wirtschaftliche Bedeutung der Grenzgänger.
Sie wurden vor wenigen Monaten von Italien mit einem hohen Orden, dem Grande Ufficiale des Ordine della Stella d’Italia, ausgezeichnet.
Damit darf man nicht angeben. Man nimmts und legt es zur Seite. Aber es freut mich als grossen Bewunderer der italienischen Kultur.
Wie denken Sie über die aktuelle Regierung, die gerade in der Migrationspolitik die europäischen Werte mit Füssen tritt?
Und wo, wo ist die europäische Solidarität? Das hat nur mit Ängsten und Populismus zu tun. Italien erhofft sich immer die Lösung von oben, die Politik ist extrem personifiziert. Umso wichtiger sind Persönlichkeiten, die für liberale Werte einstehen, die für Menschenwürde kämpfen!
Kann man sich zugleich von diesem Staat auszeichnen lassen, wenn Sie eben diese Werte verteidigen wollen?
Ich wurde vom Präsidenten, der diese Werte teilt, ausgezeichnet, nicht von der Regierung.
Sie haben vom Tessin als Kolonie der Eidgenossen gesprochen, heute strömen dafür die Touristen über die Alpen.
Dass Tessin ist bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein Armenhaus. Ende des 19. Jahrhunderts kommt eine Hoffnung auf: Der Tourismus. Es kommt Geld in die Region, aber zu welchem Preis!
Zu welchem Preis?
Das Tessin war zu arm, zu schwach, um kulturellen Widerstand zu leisten. Stattdessen wurde die Folklore importiert. Die lustigen Tessiner Liedlein, die haben keine Einheimischen komponiert, sondern Deutschschweizer. Die Palmen, die Sie hier sehen, die wurden importiert, um dem Klischee des Südens zu entsprechen. Gegen dieses Bild habe ich mich schon als junger Tourismusdirektor gewehrt. Ein heutiges Instrument dafür ist das Filmfestival in Locarno.
Das Sie präsidieren. Den künstlerischen Direktor Carlo Chatrian zieht es nun bald nach Berlin. Wo stehen Sie bei der Suche nach einem Nachfolger?
Dreissig Persönlichkeiten haben sich bei uns gemeldet und wir werden die beste auswählen.
Hätten Sie gerne mit ihm weitergemacht?
Ja, aber ich freue mich für ihn. Natürlich bin ich auch wehmütig, dass mein «Ziehsohn» nun weiterzieht.
Wie lange gedenken Sie, das Festival noch zu präsidieren?
Solange ich gesund bin und neugierig bleibe, mache ich weiter. So lange ich die Finanzierung sichern kann und den politischen Support spüre, ist es gut. Mein Ziel ist das 75. Jubiläum des Festivals 2022. Danach werden wir weitersehen.
Als Creative Leader bei Ikea unterstützt Mats Nilsson (56) die Produktentwickler und Designer. Er beschäftigt sich den ganzen Tag mit Formen, Farben, Trends und Materialien. BLICK verrät er, woher er seine Inspiration nimmt.
Sie arbeiten seit 36 Jahren bei Ikea. Ist Ihnen nie langweilig geworden?
Mats Nilsson: Nein, niemals. Ikea ist ein fantastisches Unternehmen, das einem viel Abwechslung bietet. Ich habe während meiner Zeit bei Ikea neue Kulturen kennengelernt und in Saudi-Arabien, Italien sowie Amerika gearbeitet. Ich habe auch nicht immer denselben Job gemacht: Mal habe ich Produktpräsentationen gemacht, dann war ich in der Marketing-Abteilung, danach hatte ich mit Produktentwicklung zu tun. Jetzt arbeite ich als Creative Leader.
Die Ikea-Möbel werden zwei, drei Jahre im Voraus entworfen. Trotzdem liegen sie stets voll im Trend und bieten das, was die Menschen gerade wollen. Wie funktioniert das?
Das ist eine gute Frage. Trends sind sehr komplex und kommen immer wieder auf. Dinge, die vor zehn Jahren noch völlig out waren, sind plötzlich wieder angesagt. Wir gehen neugierig durch die Welt und lassen Mode, Kunst, Filme und Hotels auf uns wirken. Bei Ikea müssen die aktuellen Farben aber auch zu denen von früheren Kollektionen passen. Wir verwenden oft Rot, Gelb, Blau und Grün. Momentan geben wir den Kollektionen für 2021 den letzten Schliff, während Trendforscher sich erst mit 2020 beschäftigen.
Woher holen Sie sich Inspiration?
Häufig von Pinterest oder Instagram-Bildern. Aber auch auf Reisen nach Asien oder in europäische Städte wie London, Berlin und Paris sehe ich immer wieder Inspirierendes.
Gibt es auch Farben oder Materialien, die Sie nicht mögen?
Ich mag alle Farben. Es gibt nämlich keine hässlichen Farben, nur hässliche Farbkombinationen. Bei den Materialien ist es so, dass wir es vermeiden, Nicht-Recycelbares wie Schaumstoff zu verwenden. Ikea legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit.
Sie entwerfen schöne und praktische Stücke, die aber sehr günstig sein müssen. Ist es nicht mühsam, finanziell eingeschränkt zu sein?
Doch, aber wer teure Möbelstücke herstellen will, soll nicht bei Ikea arbeiten, sondern bei einem kleinen Elite-Unternehmen. Bei Ikea stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich persönlich finde es auch nicht nötig, Unsummen für Möbel auszugeben.