Das Baukindergeld kommt: Vergangene Woche hat sich die Bundesregierung auf die Details der Förderung für Familien mit Kindern, die in den eigenen vier Wänden leben wollen, geeinigt. Bereits im Vorfeld zog das eigentlich gut gemeinte Vorhaben, angesichts vielerorts selbst für Mittelschichtsfamilien unerschwinglicher Immobilienpreise Wohneigentum zu fördern, viel Kritik auf sich. Das Baukindergeld setze nicht am eigentlichen Problem an und begünstige Haushalte, die auf die Förderung gar nicht angewiesen seien und auch ohne sie kaufen beziehungsweise bauen würden. Die vorliegende Analyse auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) kommt zu dem Schluss, dass dies nicht von der Hand zu weisen ist: Haushalte aus den oberen Einkommensgruppen profitieren von der Förderung den Berechnungen zufolge besonders stark. Das Problem immer höherer Eigenkapitalanforderungen, das vor allem für weniger einkommensstarke Haushalte eines ist, geht die Politik mit dem Baukindergeld hingegen nicht an. So droht die vergleichsweise teure Förderung – die Kosten dürften sich in den nächsten 13 Jahren auf fast zehn Milliarden Euro summieren – in Mitnahmeeffekten und höheren Grundstückspreisen zu verpuffen.
DIW-Studie: Europäische Erdgasversorgung ist bereits gut diversifiziert und krisenfest, außerdem sinkt der Bedarf an Erdgas
Die geplante Ostseepipeline Nord Stream 2 ist zur Sicherung der Erdgasversorgung nicht notwendig. Deutschland und Europa verfügen bereits jetzt über ein gut ausgebautes Netzwerk von Pipelines und Lieferregionen, das weiter diversifiziert und darüber hinaus im Bedarfsfall durch Flüssiggaslieferungen ergänzt werden kann. Sowohl die deutsche als auch die europäische Erdgasversorgung ist damit krisenfest. Dies zeigen Modellrechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Die Erdgasversorgung ist sicher. Dank einer gut entwickelten Infrastruktur und einer Vielfalt an Lieferländern kann und wird es keine Versorgungsengpässe geben. Selbst ein unwahrscheinlicher Totalausfall der russischen Erdgaslieferungen könnte durch alternative Bezugsquellen und Effizienzsteigerungen ausgeglichen werden. Zudem zeigen Szenarien, dass der Erdgasbedarf eher zurückgeht“, sagt DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert.
Wenn Zeitungen, Hörfunk- und TV-Sender verstärkt negativ über die wirtschaftliche Lage berichten, sinkt die Risikobereitschaft der Menschen. Zeichnen die Medien hingegen ein positives Bild, sind sie eher bereit, Wagnisse einzugehen. Das belegt eine kürzlich erschienene Studie auf Basis der Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Economic Behavior and Organization“ veröffentlicht.
Stundenlöhne, vor allem niedrige Löhne, dank Einführung des Mindestlohns gestiegen – Für viele ist die Arbeitszeit aber gleichzeitig zurückgegangen, so dass Monatsverdienste nicht entsprechend zugenommen haben – Mindestlohn hat Einkommen und Lebensunterhalt von Niedriglohnbeschäftigten nicht spürbar verbessert
Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland im Jahr 2015 hat zu einer Steigerung insbesondere niedriger Stundenlöhne geführt. Im Schnitt haben aber Niedriglohnbeschäftigte am Ende des Monats nicht spürbar mehr in der Tasche, weil die Arbeitszeit vielerorts zurückgegangen ist. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Universität Potsdam auf Basis von Daten der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). Bei den zehn Prozent der Beschäftigten mit den niedrigsten Löhnen (unterstes Dezil der Lohnverteilung) sind die Stundenlöhne zwischen 2014 und 2015 um sieben Prozent und zwischen 2015 und 2016 nochmal um rund sechs Prozent gestiegen – in den Jahren 2012 bis 2014, vor Einführung des Mindestlohns, betrug das Lohnwachstum im Durchschnitt nur 0,3 Prozent pro Jahr. In diesem untersten Dezil haben vor 2015 alle weniger als 8,50 Euro brutto pro Stunde (der Höhe des zum 1. Januar 2015 eingeführten Mindestlohns) verdient. Am oberen Ende der Verteilung ist das Bild ein anderes: Sind bei den zehn Prozent mit den höchsten Löhnen diese zwischen 2012 und 2014 im Durchschnitt um zwei Prozent gestiegen, war der Anstieg zwischen 2015 und 2016 unter einem Prozent.
Frau Kemfert, der Bau einer zweiten Ostsee-Erdgaspipeline (Nord Stream 2) ist sehr umstritten. Ist diese Pipeline, wie die Projektbetreiber argumentieren, für die Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas notwendig?
Die geplante zweite Ostseepipeline Nord Stream 2 ist zur Sicherung der Erdgasversorgung in Deutschland und
Europa nicht notwendig. Zum einen haben wir ausreichende Infrastrukturmöglichkeiten. Es gibt sehr viele Pipelines, die
genutzt werden können, und die Option, Flüssiggas nach Deutschland und Europa zu transportieren, wird in der Zukunft intensiver genutzt. Zum anderen zeigen Szenarien, dass der Erdgasbedarf eher zurückgehen als steigen wird. [...]
Das Interview mit Claudia Kemfert ist aus dem DIW Wochenbericht 27/2018. Hier gibt es das Interview als PDF-Dokument und als Podcast
Der vollständige Kommentar im Wochenbericht 27/2018
Linking cap-and-trade systems promises gains in cost effectiveness and signals a strong commitment to carbon policy. Linking is also seen as one possible way of converging from regional climate policy initiatives toward a global climate policy architecture. Two linked systems have been established recently, one in Europe and one in North America. However, linking also comes with challenges, such as increased exposure to shocks originating in other parts of the linked system and a greater need for policy coordination. We first consider the benefits and challenges of linking conceptually. We then present some of the main features of the European and North American linked systems and outline the process that led to their establishment. Finally, we consider preliminary evidence on the workings of each linked system.
Komplexe Finanzprodukte und eine vermehrte Eigenverantwortung durch die Teilprivatisierung der Altersvorsorge verlangen von den privaten Haushalten schwierige Entscheidungen zu Konsum, Sparen und Anlegen. Falsche Entscheidungen bewirken womöglich individuell und gesamtgesellschaftlich hohe finanzielle Schäden. Das vorliegende Vierteljahrsheft liefert zwei grundlegende Befunde. Erstens kann finanzielle Bildung Finanzwissen und -handlungen positiv beeinflussen. Zweitens sind trotz vorhandener Grundkenntnisse über Verzinsung und Inflation erhebliche Defizite beim fortgeschrittenen Finanzwissen erkennbar. Das Wissensniveau wird vor allem durch die von den Eltern geprägte finanzielle Sozialisation und durch den in der Kindheit erlernten Umgang mit Taschengeld beeinflusst. Unter Defiziten in der Finanzbildung leidet auch die Altersvorsorge. Menschen mit geringen Kenntnissen setzen sich nur ungern mit Finanz- und Anlageentscheidungen auseinander. Frauen schneiden im Finanzwissen tendenziell schlechter ab als Männer. Da Frauen aber traditionell vorsichtiger bei ihren finanziellen Angelegenheiten sind und zukunftsbezogener agieren, weisen sie trotzdem das gleiche finanzielle Wohlbefinden auf wie Männer. Bildung und Einkommen sowie eine geringere Arbeitsmarktpartizipation von Frauen werden für die Geschlechterlücke im Finanzwissen verantwortlich gemacht. Als Konsequenz fordern Autoren eine gendersensible, lebenslange Finanzbildung. Insgesamt lässt sich feststellen, dass eine höhere (finanzielle) Bildung – insbesondere mathematische Fähigkeiten – ein besseres Finanzverhalten befördert.
Inhalt der Ausgabe 4/2017:
Editorial von Antonia Grohmann und Kornelia Hagen
Finanzkompetenz für alle Lebenslagen: Bessere Finanzentscheidungen für heute und morgen
Vorwort von Lukas Menkhoff
Gute Finanzbildung braucht randomisierte Experimente
Tim Kaiser
Finanzielle Sozialisation und finanzielles Wissen
Tobias Schmidt und Panagiota Tzamourani
Zur finanziellen Bildung der privaten Haushalte in Deutschland: Ausgewählte Ergebnisse aus der Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)“
Tobias Aufenanger und Matthias Wrede
Schützt finanzielle Bildung vor der Unsicherheitsfalle?
Michael Walter und Lydia Welbers
Wie „ticken“ Kleinanleger auf dem Finanzmarkt? Einblicke in ein qualitatives Forschungsprojekt
Johannes Leinert
Welchen Einfluss hat Financial Literacy auf die Altersvorsorge?
Marlene Haupt und Aysel Yollu-Tok
Finanzwissen und -kompetenzen bei Frauen – vom Sollen, Wollen und Können
Bettina Greimel-Fuhrmann und Maria Silgoner
Finanzwissen und finanzielles Wohlbefinden – Frauen sind nicht grundsätzlich im Nachteil
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 4/2017
Am 27. Juni besuchte Francine D. Blau, Research Fellow der Abteilung Bildung und Familie, das DIW Berlin um den Raum zu besichtigen, der nach ihr benannt ist. Im Rahmen des BeNA Guru Talks war sie zu Gast am Institut.
DIW-Studie untersucht Auswirkungen gezielt bereitgestellter Informationen zum Studium – AbiturientInnen studieren durch Infoworkshop häufiger, insbesondere, wenn sie Eltern ohne Hochschulabschluss haben und bereits vor dem Workshop eine Studienabsicht äußern – Infoworkshop ist effektives Mittel, um Bildungsungleichheiten zu reduzieren
Informationen über Nutzen und Kosten eines Studiums, die SchülerInnen ein Jahr vor dem Abitur in Form eines Workshops in der Schule vermittelt werden, erhöhen die Studienaufnahme. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf dem Berliner Studienberechtigten-Panel, kurz „Best Up“, basiert. Die Informationen bestärken demzufolge vor allem SchülerInnen, die bereits vor dem Abitur eine Studienabsicht äußern, diese später tatsächlich umzusetzen. Das gilt insbesondere für AbiturientInnen, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben. „Gezielte Informationen zum Studium sind ein effektives Mittel, um Bildungsungleichheiten in der Studienaufnahme zu reduzieren“, schlussfolgert C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin und gemeinsam mit Frauke Peter und Vaishali Zambre Autorin der Studie. „Entsprechende Infoworkshops sollten daher von Ländern, Kommunen und Schulen verstärkt in Betracht gezogen werden, zumal sie eine vergleichsweise kostengünstige und wenig zeitintensive bildungspolitische Maßnahme sind.“
Lesen Sie hier den vollständigen DIW Wochenbericht 26/2018
DIW Wochenbericht 26/2018 als E-Book
Interview mit C. Katharina Spieß: "Infoworkshop bestärkt vor allem Nichtakademikerkinder in ihrer Studienabsicht" (Print und Podcast)
4. Gender Studies Tagung "(Un)gleich besser?! - Die Dimension Geschlecht in der aktuellen Ungleichheitsdebatte"
Am 27. September 2018 findet die 4. Gender Studies Tagung des DIW Berlin in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) statt.
Thema: "(Un)gleich besser?! - Die Dimension Geschlecht in der aktuellen Ungleichheitsdebatte".
Bitte notieren Sie den Termin im Kalender.
Mit hochkarätigen Gästen wollen wir unter anderem die Zusammenhänge zwischen der zunehmenden Einkommens- und Vermögensungleichheit und der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen diskutieren. In den letzten Jahren wurde viel unternommen, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu verbessern. Ist das gelungen? Wem nützen die gleichstellungspolitischen Neuerungen des letzten Jahrzehnts und aktuelle Vorhaben? Wer profitiert von Elterngeld und Frauenquote? Nur eine erfolgreiche karriereorientierte Mittelschicht? In welchem Zielkonflikt stehen Gleichstellungspolitik und Verteilungspolitik? Kann dieser Konflikt aufgelöst werden und wenn ja, wie?
Hier kommen Sie zur Veranstaltungsseite.
Grundstoffsektor kann bedeutende Rolle bei Erreichung der Klimaschutzziele spielen – Bisher werden Potentiale zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei Grundstoffen wie Stahl und Zement zu wenig ausgeschöpft, weil kohärenter politischer Rahmen fehlt – Forschungsarbeit des DIW Berlin identifiziert vier Felder, in denen unmittelbar gehandelt werden sollte
Rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen fallen bei der Herstellung und Nutzung von Grundstoffen (Zement, Eisen und Stahl, Papier und Pappe, Petrochemie- und Chemieprodukte) an. Bisher hat dieser Sektor, im Gegensatz zum Beispiel zur Stromerzeugung, wenig im Fokus der Klimapolitik gestanden. Auch im heute veröffentlichten Monitoring-Bericht zur Energiewende des Wirtschaftsministeriums spielt der Grundstoffsektor trotz seiner Bedeutung für die Wirtschaft und den Klimaschutz keine Rolle.
Dabei existieren ein Portfolio von Optionen, um die CO2-Emission sowohl bei der Herstellung als auch durch die effiziente Nutzung von Materialien zu senken, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) feststellt. Zu diesen Optionen zählen nicht zur CO2-arme oder -neutrale Produktionsprozesse und neue Grundstoffe wie klimafreundlichere Zemente, sondern auch Verbesserungen im Design von Gebäuden, Produkten und Verpackungen zur Einsparung von Grundstoffen und zur Verbesserung des späteren Recyclings. „Die verschiedenen Optionen der Emissionsminderungen ergänzen sich und entfalten am besten im Zusammenspiel miteinander ihre Wirkung“, so Studienautorin Olga Chiappinelli. „Setzt man zum Beispiel auf klimafreundliche Produktionsprozesse, so entsteht ein großer Energiebedarf, für den die heimischen Ressourcen an Wind- und Solarenergie kaum ausreichen werden. Wird aber parallel umfassend recycelt und mit einem besseren Design weniger Material verbraucht, reduziert sich der Energiebedarf.“ Die Politikinstrumente, die diese verschiedenen Ansätze anregen und begleiten können, existierten zum Teil auch schon, auf nationaler wie auf europäischer Ebene, so Olga Chiappinelli – sie würden aber nicht kohärent genug eingesetzt und es fehle die notwendige Priorisierung.
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat sich im Juni erneut leicht eingetrübt: Es liegt mit 101 Punkten nur noch geringfügig über der 100-Punkte-Marke, die für ein durchschnittliches Wachstum steht. Im zweiten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent gestiegen sein.
DIW-Studie untersucht Auswirkungen gezielt bereitgestellter Informationen zum Studium – AbiturientInnen studieren durch Infoworkshop häufiger, insbesondere, wenn sie Eltern ohne Hochschulabschluss haben und bereits vor dem Workshop eine Studienabsicht äußern – Infoworkshop ist effektives Mittel, um Bildungsungleichheiten zu reduzieren
Informationen über Nutzen und Kosten eines Studiums, die SchülerInnen ein Jahr vor dem Abitur in Form eines Workshops in der Schule vermittelt werden, erhöhen die Studienaufnahme. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf dem Berliner Studienberechtigten-Panel, kurz „Best Up“, basiert. Die Informationen bestärken demzufolge vor allem SchülerInnen, die bereits vor dem Abitur eine Studienabsicht äußern, diese später tatsächlich umzusetzen. Das gilt insbesondere für AbiturientInnen, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben. „Gezielte Informationen zum Studium sind ein effektives Mittel, um Bildungsungleichheiten in der Studienaufnahme zu reduzieren“, schlussfolgert C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin und gemeinsam mit Frauke Peter und Vaishali Zambre Autorin der Studie. „Entsprechende Infoworkshops sollten daher von Ländern, Kommunen und Schulen verstärkt in Betracht gezogen werden, zumal sie eine vergleichsweise kostengünstige und wenig zeitintensive bildungspolitische Maßnahme sind.“
Frau Spieß, das DIW Berlin hat die Wirkung eines Informationsworkshops für AbiturientInnen untersucht. Worum geht es dabei?
Der Ausgangspunkt unserer Untersuchung war, dass es nach wie vor einen sehr großen Education Gap bei der Studienaufnahme gibt. Das heißt, dass nach wie vor viel mehr AbiturientInnen, deren Eltern einen akademischen Abschluss haben, ein Studium aufnehmen als AbiturientInnen, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben. Bei der Frage, wie man vermeiden kann, dass gleich gute AbiturientInnen seltener studieren, nur weil sie aus Nichtakademikerelternhäusern kommen, haben wir am Informationsdefizit mit Blick auf Nutzen und Finanzierungsmöglichkeiten eines Studiums, das diese SchülerInnen mit weniger gebildeten Eltern häufig haben, angesetzt. Das war der Hintergrund unserer Untersuchung. [...]
Das Interview mit C. Katharina Spieß wurde im Wochenbericht 26/2018 veröffentlicht. Hier gibt es das Interview als PDF-Dokument und als Podcast.
Man muss nicht mal besonders schreckhaft sein, um vor „selbstlernenden Computeralgorithmen“, die etwa die Kreditwürdigkeit eines Einzelnen bestimmen, Angst zu haben. Auch nüchterne Betriebswirte oder Ingenieure fürchten sich davor, dass „Künstliche Intelligenz“ sie nicht nur überflüssig macht, sondern auch, dass Computer, die sich selbst was Neues beibringen, die Macht übernehmen. Die Maschinen sind allerdings bei weitem noch nicht so schlau, und verstehen kann man sie auch. Man darf freilich nicht jede Schlagzeile über Big Data blind vertrauen. [...]
Der vollständige Kommentar von Gert G. Wagner aus dem DIW Wochenbericht 26/2018
Der Solidaritätszuschlag sollte mittelfristig abgeschafft und bei Hochverdienenden in den Einkommensteuertarif integriert werden. Dafür spricht sich der Steuerexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Stefan Bach, am Mittwoch im Rahmen eines Fachgesprächs vor dem Finanzausschuss des Deutschen Bundestages aus. Drei Jahrzehnte nach der Wende sei der Solidaritätszuschlag nicht mehr zu rechtfertigen. Eine vollständige Abschaffung würde fast nur Besser- und Hochverdiener entlasten, da sich das „Soli“-Aufkommen stark auf diese Einkommensgruppen konzentriert: Die reichsten 20 Prozent der Bevölkerung zahlen 78 Prozent des Aufkommens, die reichsten 10 Prozent zahlen 62 Prozent und allein das reichste Hundertstel 28 Prozent. Angesichts der bestehenden Gesamtsteuerlastverteilung und der Steuerentlastungen für Hochverdienende in der Vergangenheit sollten Steuer- und Abgabenentlastungen auf Haushalte mit mittleren und niedrigeren Einkommen zielen, die in Relation zu ihrem Einkommen stark mit indirekten Steuern und Sozialabgaben belastet werden. Grundlage der Stellungnahme sind Anträge der Bundestagsfraktionen von AfD und FDP zur Abschaffung des Solidaritätszuschlags.
Von Alexander Kriwoluzky, Christian Bayer und Chi Hyun Kim
Mit der schwierigen Regierungsbildung in Italien und dem auf Steuersenkungen ausgerichteten und europaskeptischen Programm der italienischen Koalition droht die schon überwunden geglaubte Krise im Euroraum wieder aufzulodern. Dies führt zu Risikoaufschlägen für italienische Staatsanleihen, die AnlegerInnen nicht nur für direkte Zahlungsausfälle, sondern auch für das Risiko, in einer anderen Währung als Euro ausgezahlt zu werden, verlangen. In der Krise 2010 bis 2014 konnte die Europäische Zentralbank (EZB) das Fortbestehen des Euroraums glaubhaft machen, damit die Risikoaufschläge deutlich verringern und so letztlich die Zinssätze angleichen. Die erneut aufkommenden Austrittserwartungen machen deutlich, in welch schwierigem wirtschaftspolitischem Umfeld sich die EZB noch immer bewegt, und zeigen den Reformbedarf im Euroraum.
DIW-Studien zeigen Nachholbedarf bei Glasfaseranschlüssen – Deutschland bei Gigabitfähigkeit abgehängt - Bisherige Fördermaßnahmen zwar punktuell erfolgreich, aber staatliche Subventionierung allein nicht der Königsweg – Abkehr von Netzneutralität aus ökonomischer Sicht sinnvoll
Beim Breitbandausbau hinkt Deutschland seinen selbstgesteckten Zielen, bis Ende des Jahres eine flächendeckende Verfügbarkeit von 50 Megabit-Bandbreiten zu erreichen, weit hinterher. Der Anteil liegt derzeit bei nur 75 Prozent der Haushalte. Eine flächendeckende Versorgung mit gigabitfähiger Technologie ist noch fernere Zukunftsmusik. Staatliche Förderung hilft zwar, wird aber künftig so teuer, dass Alternativen überlegt werden müssen, die mehr Investitionsanreize für Privatunternehmen setzen. Dazu sollte der Regulierungsrahmen angepasst werden. Auch eine Abkehr von der Netzneutralität könnte die Investitionsanreize der Netzbetreiber erhöhen und den Privathaushalten zugutekommen. Das sind die wesentlichen Ergebnisse dreier Studien zum Thema „Digitale Infrastruktur“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).