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Updated: 19 hours 44 min ago

Deutschland streitet über Chef des Verfassungsschutzes: Das Mass ist voll

Sun, 09/16/2018 - 03:52

Hans-Georg Maassen ist der Chef des deutschen Verfassungsschutzes. Nun aber ist er eine Gefahr für das Land.

Wenn die erste Sitzung des deutschen Par­laments nach der Sommerpause ein Stimmungsbarometer war, dann steht die Bundesrepublik vor spannungsreichen Zeiten.

Ungewöhnlich scharf hatte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble Rassismus, Ausländerhass und Nazisymbole verurteilt, mit denen Rechte und Extremisten auf den Tod zweier Männer in Chemnitz und Köthen reagiert hatten: «Das Gewaltmonopol des Staates und die Durchsetzung des Rechts sind nicht relativierbar.»

Schäuble hatte Politik und Gesellschaft insgesamt zur Ordnung rufen wollen. Doch seine Rede verpuffte – wie so viele andere Warnungen – im politischen Nirvana.

«National! Sozialistisch! Jetzt!», hatten die Neonazis in Chemnitz gebrüllt. «Ihr werdet brennen, brennen, brennen», waren Journalisten in Köthen bedroht worden. In Hessen hatte die AfD von der Erstürmung und Säuberung der öffentlich-rechtlichen Sender schwadroniert.

Mittendrin auch Vertreter des radikalen AfD-Flügels, die den Schulterschluss mit dem Mob vorantreiben. Auch bei dem für den 9. November geplanten rechten Sternmarsch auf Berlin wollen sie dabei sein. An dem Tag vor 29 Jahren fiel die Mauer.

Angriff auf die Demokratie

Inzwischen zielen die Rechten auf das Herz der Demokratie. Und es sieht so aus, als hätte ihre Strategie selbst bei wichtigen Funktionsträgern der Institutionen erste Erfolge.

Seit Innenminister Horst Seehofer die Berliner Regierung im Juli mit seiner Flüchtlingspolitik fast gesprengt hätte, wagen sich die Kritiker von Kanzlerin Angela Merkel aus der Deckung. Mit ihren gezielten und vom Innenminister tolerierten Provokationen nehmen sie die nächste Krise billigend in Kauf.

Hans-Georg Maassen zum Beispiel ist unglaubwürdig, wenn er behauptet, die Reaktionen auf sein Interview mit der «Bild»-Zeitung über die Ereignisse in Chemnitz weder geahnt noch gewollt zu haben.

Anstatt neonazistischen Umtrieben und marodierenden Ausländerfeinden klar den Kampf anzusagen, hatte sich der Chef des Inlandsdienstes in semantischen Spitzfindigkeiten verloren. Klare Worte wie «Hetzjagd» hielt er für unangemessen. Da sei die Kanzlerin Merkel wohl der «Fake News»-Propaganda von links aufgesessen. Ein Blick in das Polizeiprotokoll aus den Chemnitzer Nächten hätte Maassen vor solchem Unfug bewahrt.

Er kämpft um Amt und Leumund

So aber jubeln jetzt Deutschlands Rechtspopulisten nicht nur über unerwarteten Beistand. Zufrieden beobachten sie, wie Maassen wie ein Ertrinkender um sein Amt und seinen demokratischen Leumund kämpft. Dass er sich dabei ungeschickt anstellt – auch daran hat wieder die AfD ihren Anteil.

Zuerst wollte Maassen von «Bild» falsch verstanden worden sein. Aber als Seehofer ihm überraschend sein Vertrauen aussprach, ruderte der Geheimdienstler schnell vom Zurückrudern zurück: «Ich würde das Interview heute genauso geben.»

Dann wurden auch noch Kontakte des Verfassungsschützers zu Vertretern der AfD bekannt. Alles normal, sagen sogar Maassens Kritiker. Bis darauf, dass er mit dem AfD-Abgeordneten Stephan Brandner über den streng geheimen Haushalt des Verfassungsschutzes gesprochen haben soll. Brandner hat seine eigene Behauptung inzwischen widerrufen. Aber die AfD-Saat neuer Zweifel an der Loyalität Maassens und seiner Glaubwürdigkeit ist bereits aufgegangen.

Am Dienstag soll in Berlin ein Koalitionsgipfel über die Zukunft des Spitzenbeamten entscheiden. Dann ist – wieder einmal – Horst Seehofer das Zünglein an der Koali­tionswaage. Gute Optionen hat er dann nicht.

Zwar hat der Innenminister die AfD zum Wochenende und zum ersten Mal so klar als Feind der demokratischen Ordnung benannt. Doch sollte er am Dienstag die Entlassung des Verfassungsschützers Maassen verhindern, könnten die Sozialdemokraten aus der Regierung aussteigen. Schasst er den Verfassungsschützer, wäre der Minister in Erklärungsnot.

Dann könnten AfD und Neonazis einen neuen Märtyrer des angeblichen Unrechtsstaats feiern.

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3+ startet Krimiserie im «Wilder»-Stil: Gilles Tschudi lehrt das SRF das Fürchten

Sun, 09/16/2018 - 03:51

Wie sehr wilder wird das «Wilder» von 3+? Der Privatsender arbeitet an einer Krimiserie, die in den Bündner Bergen spielt. Neben Bösewicht Gilles Tschudi (61) will das Format jünger und witziger daherkommen.

Das Schweizer Fernsehen bekommt Konkurrenz – ausgerechnet von 3+. Klammheimlich arbeitete der Privatsender seit Monaten an einer ambitionierten Krimiserie, die wie das SRF-Prestigeformat «Wilder» in den Bergen spielt.

Erst vor ein paar Wochen wurde die Pilotfolge «Bernegger & Juric» in Bergün GR und im Val Müstair abgedreht. Die erste Episode wird bereits im Winter 2018 ausgestrahlt und dauert 60 Minuten. Der Clou: 3+ konnte den «Lüthi und Blanc»-Bösewicht Gilles Tschudi (61) gewinnen. «Ich spiele den zwielichtigen Geschäftsmann Urs Wendler, der im Dorf die Fäden in der Hand hat», verrät Tschudi. Er unterstütze das Projekt, weil die Crew jung und innovativ sei. «Wir hatten eine wunderbare Stimmung am Set», sagt der ehemalige SRF-Star.

Bis auf die Berge gibt es keine Gemeinsamkeiten

Blut und Mord vor alpiner Traumkulisse – das erinnert stark an «Wilder». Hat sich 3+ beim grossen Bruder bedient? «Als wir letzten Herbst, gerade nachdem unsere zweite Drehbuchfassung fertig geschrieben war, erfahren haben, dass ‹Wilder› in den Bergen spielt, sind wir schon ein bisschen erschrocken», sagt Senderchef Dominik Kaiser (48). Wir haben dann aber schnell gesehen, dass wir eine komplett andere Geschichte erzählen und es bis auf den Schauplatz Berge keine Gemeinsamkeiten gibt.»

So kontrastiert der ewige Schurke Tschudi mit Newcomerin Tanja Lehmann (29), welche die überkorrekte, aber schöne Ermittlerin Eva Bernegger spielt, die soeben aus der Polizeischule entlassen wurde. Sie ist bereits aus der SRF-Serie «Best Friends» bekannt. Ihr Chef Nikola Juric, verkörpert vom Schweizer Seriendarsteller Christian Martin Schäfer (38), ist eigentlich ein brillanter Kommissar, wird aber zu seinem Unmut nach einem Disziplinarverfahren in das verschlafene Bergdorf versetzt. Der heimliche Star der Serie könnte aber ein Mops werden, welcher das Zeug zum Label hat: Er heisst Armani.

Pilotfilm kostete 400'000 Franken

Fiktion ist teuer – und 3+ fehlen auch die Gebührengelder. «Deshalb haben wir in den letzten zweieinhalb Jahren viel recherchiert und intensiv darüber nachgedacht, wie man auch Fiktion im Rahmen unserer Budgets produzieren könnte und der Zuschauer den gewohnten Production Value zu sehen bekommt», erklärt Kaiser.

Man habe den Pilotfilm, der 400'000 Franken kostete, zu einem grossen Teil aus dem Marketing- und Entwicklungsbudget finanziert. «Wir sind mit dem Resultat sehr zufrieden. Es ist auch eine Investition in die Zukunft.» Zum Vergleich: «Wilder» kostete 700'000 Franken pro Folge.

Tschudi kann böse Gefühle im Beruf ausleben

Dass er wieder einmal den Schurken spielen muss, stört Gilles Tschudi nicht, im Gegenteil. «Provozierende Charaktere zu verkörpern, ist spannender», meint er. Er stehe zu seiner Widersprüchlichkeit. «Ich behaupte nicht, dass ich ein Gutmensch bin. Wenn ich einen Bösen spielen will, muss ich diese schlechten Energien spüren. Ich verdränge sie im Gegensatz zu vielen anderen nicht. Und muss sie dadurch im Privatleben nicht so sehr ausleben.

Gilles Tschudis Spiel wird für dunkle Wolken über Bergün sorgen. Wolken, die uns erschauern lassen. Für Krimifans hoffentlich ein heiterer Genuss.

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Ihre Familienliebe geht unter die Haut: Heute kämpft Ruderin Gmelin um WM-Gold

Sun, 09/16/2018 - 03:50

Was für eine Familienbande! Ruder-Ass Jeannine Gmelin kann immer auf ihre Geschwister zählen. Ein Tattoo zeugt davon.

Wer einen Blick aufs Instagram-Profil von Jeannine Gmelin wirft, merkt sofort: Das Ruder-Ass aus Uster ZH ist ein echter Familienmensch. Auf mehreren Bildern sieht man sie ­lachend mit ihren Geschwistern Valentin (26), Angelina (24) und Dimitri (21). «Ich kann mit allen über alles reden. Wir verstehen uns bestens», so Gmelin.

Genau dieser Ausgleich vom Sport ist es, den Gmelin braucht. Er ist einer der Bausteine für ihren Erfolg – vielleicht auch heute, wenn die 28-jährige Powerfrau im Skiff-Final von Plowdiw (Bul) ihr WM-Gold des Vorjahrs wieder­holen will (11.15 Uhr, SRF 2). Die Chancen dazu sind hervorragend.

 

Gmelin ist seit 25 Monaten ungeschlagen. Dazu angespannt, aber nicht nervös: Am Samstag ging sie mit ­ihrer Konkurrentin und guten Freundin Carling Zeeman (Ka) ­Kaffee trinken. Immerhin: Zeeman ist nicht im A-Final dabei, Gmelins härteste Konkurrentin dürfte die Irin Sanita Puspure (36) sein.

Ob Gmelin nun ihren Titel ver­teidigt oder nicht: Schon jetzt ist klar, dass ihre Geschwister hautnah dabei sein werden. Einerseits in Gedanken, anderseits durch das Tattoo, welches Gmelins linke ­Rippe ziert. Es befindet sich nah an ihrem Herzen. Kunstvoll sind die Namen der zwei Brüder und der Schwester, dazu jener von Mutter Ruth ineinander verschlungen.

 

Brüder geben Auto-Tipps

«Ich liebe es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Am schönsten ist es, wenn wir spontan Dinge unternehmen», erzählt Gmelin. Praktisch ist ihre Geschwisterliebe auch noch, wie sie schmunzelnd betont. «Mit meinen Brüdern rede ich gerne über Autos – da können sie mir gut Auskunft geben.» Erst seit letztem Mai hat Gmelin den Fahrausweis. «Früher brauchte ich kein Auto. Jetzt aber geniesse ich diese Freiheit.» Die fachmännische Beratung von Valentin und Dimitri ist für sie als «Auto-Neuling» also Gold wert.

Heute hat Gmelin aber erst einmal echtes Gold im Visier.

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Aargauer können Wohnträume jung verwirklichen: Ein Eigenheim schon mit 38 Jahren

Sun, 09/16/2018 - 03:47

Der grosse Immo-Report zeigt, dass man in Solothurn günstig zum Eigenheim kommt, während man in Zug viel hinblättert. In den städtischen Kantonen verschulden sich Käufer stärker als auf dem Land und gehen gar ans Limit.

Hier zeigt sich der Kanton Aargau nicht eben von seiner Schokoladenseite: Die Region Birr-Brugg-Windisch gilt als langweilig und kleinräumig. Sollten Archäologen dereinst etwa die Überreste des heutigen Einkaufszentrums Neumarkt in Brugg ausgraben, dürften sie die Aargauer kaum als eine Zivilisation von Ästheten einstufen. Kein Wunder, liegen die Preise für Eigentumswohnungen in der Überbauung Birr niedriger als vieles, was sonst im Kanton auf dem Markt ist.

Während die zum Verkauf stehenden Wohnungen in Birr zwischen 540'000 und 840 000 Franken kosten, liegt der Medianpreis von in den vergangenen zwei Jahren gekauften Immobilien im Aargau bei 820'000 Franken. Medianpreis heisst: Die Hälfte aller gekauften Immobilien kostet mehr, die andere weniger. Zur Finanzierung wird im Aargau im Median eine Hypothek über 595'500 Franken aufgenommen. Im Durchschnitt sind die Käufer 38 Jahre alt.

All das lässt sich aus den Daten des Hypothekenvermittlers Moneypark herauslesen, die SonntagsBlick exklusiv zur Verfügung stehen. Grundlage sind 4000 repräsentativ ausgewählte Neufinanzierungen von Wohneigentum in den Jahren 2017 und 2018.

Dabei wurden nur Immobilien berücksichtigt, die für den Eigenbedarf gekauft wurden. Sogenannte Renditeliegenschaften – die gekauft werden, um vermietet zu werden – sind in der Aufstellung nicht enthalten. Statistisch waren genügend Daten für alle 16 ausgewerteten Kantone vorhanden.

Tiefe Steuern locken Reiche an

«Bei selbst genutztem Wohn­eigentum gehen wir schweizweit von stabilen Preisen aus», sagt Stefan Heitmann (41), CEO und Gründer von Moneypark. Dabei sind Objekte, die in den Kantonen Zug und Schwyz gekauft werden, am teuersten – mit einem Preis gegen 1,4 Millionen Franken. Das liegt auch an den relativ tiefen Steuern in diesen Kantonen: Sie ziehen Bewohner mit hohen Einkommen und Vermögen an. «Zudem gibt es in Zug nur ein sehr beschränktes Angebot an Neubauten», erklärt Heitmann. Die seien zudem in der Hand von wenigen Immobilienpromotoren, denen es daher leichtfällt, die Preise zu diktieren.

Punkto Tragbarkeit fallen die beiden Basel, Luzern, Schaffhausen und Zürich auf. In diesen Kantonen müssen Immobilienkäufer im Median ein Drittel ihres Einkommens für Zinszahlungen, Nebenkosten und Amortisationen aufwenden. Das entspricht nach einer – nicht verbindlichen – Finanzierungsregel genau dem Limit: Mehr vom Einkommen sollte eine gekaufte Immobilie nicht beanspruchen. Da aber schon der Median bei 33 Prozent liegt, muss die Hälfte der Käufer einen grös­seren Teil des Einkommens dafür aufwenden.

Vor allem Banken lassen in Bezug auf die Tragbarkeit mit sich reden, wie die Moneypark-Experten berichten – die Versicherer weniger. Wer nicht über genügend Einkommen für die Tragbarkeitsrechnung verfügt, kann verschiedene Argumente ins Feld führen. Etwa dass der Zinssatz für die Tragbarkeitsrechnung bei fünf Prozent liegt, während der tatsächliche Zinssatz für Hypotheken mit einer Laufzeit von zehn Jahren bei nur 1,2 Prozent steht. Moneypark-CEO Heitmann geht davon aus, dass dieser bis Ende 2020 nur leicht steigen wird: auf 1,6 Prozent.

Banken akzeptieren auch aus anderen Gründen eine höhere Belastung: Wenn Hypothekarnehmer beispielsweise aufzeigen können, dass ihr Einkommen aufgrund von bereits erkennbaren Aufstiegsperspektiven künftig steigen dürfte.

In Boombranchen bessere Chancen

Auch wer in einer Branche arbeitet, die ein starkes Potenzial für Einkommenszuwächse aufweist, hat trotz geringer Tragbarkeit Chancen auf eine Hypothek. Die Experten von Moneypark nennen als Beispiele die Pharma- und Finanzbranche, aber auch Ärzte und Anwälte.

Während die Tragbarkeit im Kanton Luzern eher schlecht ist, ist die Belehnung dort eher tief. «Wir sehen öfters Käufer, die einen Erbvorbezug der Eltern einbringen, obwohl es belehnungs- oder tragbarkeitstechnisch nicht gefordert wäre», erklärt Heitmann die tiefe Belehnung in Luzern. Dort scheinen Käufer bei der Finanzierung ihrer Immobilien eher konservativ, sicherheitsorientiert, weshalb sie mehr Eigenkapital einbringen als eigentlich nötig.

Dank Erbvorbezug scheinen die Luzerner schon in jüngeren Jahren die nötigen Eigenmittel für einen Immobilienkauf zu haben. Während sie mit 38 Jahren zu den jüngsten Käufern gehören, sind es in den Kantonen Graubünden und Tessin mit 44 Jahren die ältesten. Dort muss einige Jahre länger für eine Immobilie gespart werden, denn diese Kantone gehören zu den einkommensschwächsten der Schweiz.

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Gesundheits-Schwergewicht Maillard fordert: Jetzt müssen die Prämien runter!

Sun, 09/16/2018 - 03:46

Die Kosten für die Krankenkassen gehen überraschend zurück. Tiefere Prämien hält der Waadtländer Gesundheitsdirektor Pierre-Yves Maillard daher für mehr als angebracht. Doch die Kassen und der Bund sperren sich.

In anderthalb Wochen ist es wieder so weit: Der Bundesrat wird verkünden, dass die Krankenkassenprämien steigen. Zwar nicht so stark wie auch schon. Aber teurer wirds. Einmal mehr. Das ist völlig unnötig, meint Pierre-Yves Maillard (50).

Der Waadtländer Gesundheitsdirektor zu SonntagsBlick: «Bei vielen Versicherungen sollten die Prämien sinken. Oder zumindest nicht steigen. Total sollten wir dieses Jahr eine Prämien­-er­höhung von null haben!»

Eine negative Prämienrunde – das gabs noch nie! Für die Ver­sicherten wäre es ein Segen. Doch wie kommt Maillard da­rauf? «Die Prämien sind letztes Jahr durchschnittlich um vier Prozent gestiegen. Gleichzeitig sind die Krankenversicherungskosten im ersten Halbjahr 2018 um drei Prozent gesunken.»

Maillard voller Zuversicht

Tatsächlich zeigt ein Blick auf die offiziellen Zahlen des Bundes: Zwischen Januar und Juni war die Kostenentwicklung negativ. «Wenn sich diese Tendenz nicht total wendet, was unwahrscheinlich ist, werden die Versicherungen viel Gewinn machen», so der SPler Maillard.

Dazu muss man wissen: Die Prämienrunde im Herbst basiert immer auf Schätzungen von Kassen und Behörden, wie sich die Gesundheitskosten entwickeln werden. Auf dieser Grundlage werden die Prämien angepasst.

Für das Jahr 2018 rechnen die Krankenkassen mit einem Wachstum der Gesundheitskosten von drei Prozent. In dieser Grössenordnung dürften sie ihren Prämienzuwachs kalkulieren. Nur: Weshalb rechnen die Kassen wieder damit, dass alles teurer wird?

Verena Nold (55), Direktorin des Krankenkassenverbandes Santésuisse: «Viele Spitäler sind in Verzug mit dem Rechnungstellen. Der neue Ärztetarif Tarmed hat zu einem Stau bei den Abrechnungen geführt. Deshalb treffen die Rechnungen mit Verspätung ein.»

Bund: Besser Reserven aufbauen

Und das Bundesamt für Gesundheit gibt zu bedenken: «Sind die Prämien in einem Jahr zu tief, werden die Leistungen aus den Reserven bezahlt. Die müssen wieder auf das Minimum aufgebaut werden. Das war letztes Jahr der Fall», erklärt Helga Portmann (54), Leiterin der Abteilung Versicherungsaufsicht, weshalb die Prämien 2017 so stark gestiegen sind.

Diese Hinweise lassen Pierre-Yves Maillard kalt: «Die Krankenkassen haben heute Reserven, die über das gesetzliche Minimum hinausgehen. Sie könnten sich mal ein schwieriges Jahr leisten.» Dass Kliniken ihre Rechnungen mit Verspätung absenden, lässt er gelten. Aber: «Dies betrifft nur die Spitäler und nicht die Gesamtkosten.»

Maillard vermutet, dass sich die Behörden von den Kassen einlullen liessen: «Die Krankenkassen haben eine starke Lobby. Sie sind gut vernetzt mit dem Parlament und den Behörden.» Zumindest in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich macht der Staatsrat Ernst im Kampf gegen die Kosten.

Seit Anfang September dürfen die Krankenkassenprämien zehn Prozent eines Haushaltsbudgets nicht mehr überschreiten – sonst springt der Kanton ein.
Bis zu 40 Prozent aller Waadtländer könnten bald Prämienverbilligungen beanspruchen. Ein Modell, das Schule macht. Am Freitag kündigte die SP eine Volksinitiative an, die genau das für die ganze Schweiz fordert. Nach dem Vorbild der Waadt.

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Kundgebung in Zürich: Über 100 Personen demonstrieren gegen Abtreibungsgegner

Sun, 09/16/2018 - 03:43

In Bern hat am Samstag der «Marsch fürs Läbe» stattgefunden, bei dem Abtreibungsgegner aus christlich-konservativen Kreisen mitliefen. Dagegen hat sich nicht nur in der Hauptstadt eine Gegendemo formiert, sondern am frühen Abend auch in Zürich.

Etwas mehr als 100 Personen sind am frühen Abend durch den Zürcher Kreis 4 gezogen. Sie haben gegen den «Marsch fürs Läbe» demonstriert, bei dem in Bern rund 1500 Abtreibungsgegner auf die Strasse gingen. Die Gegendemo in Zürich verlief friedlich, teilt die Kapo Zürich auf Anfrage mit.

Die Demo sei unbewilligt gewesen und habe sich von alleine wieder aufgelöst. Zu Sachbeschädigungen sei es nicht gekommen. Mehrere Buslinien mussten umgeleitet werden. 

Auch in Bern kam es zu einer Gegendemo. Dabei marschierten rund 800 Menschen durch die Berner Innenstadt. (sga)

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Deutschland: Umweltschützer betonierten ihre Hände ein

Sun, 09/16/2018 - 02:22

Berlin – Bei der Räumung des von Braunkohlegegnern seit Jahren besetzten Hambacher Forsts bei Köln treffen die Einsatzkräfte weiter auf erbitterten Widerstand. Am Samstag seien 34 Aktivisten festgenommen worden, teilte die Aachener Polizei mit.

Zudem seien 62 Platzverweise erteilt worden. Neun Menschen wurden den Angaben zufolge leicht verletzt worden. In einem Baumhaus betonierten mehrere Umweltschützer laut Polizei ihre Hände ein.

Die Feuerwehr bemühte sich derweil um die Rettung von zwei Aktivisten, die sich in einem Erdloch verschanzt haben. Aufgrund der erhöhten Konzentration von Kohlenstoffdioxid leiteten die Einsatzkräfte frische Luft in den Schacht, der zudem «stark einsturzgefährdet» sei.

Am Samstagmorgen besetzten Braunkohlegegner ausserdem drei Bagger und zwei Förderbänder im nahegelegenen Kraftwerk Niederaussem. Nach wenigen Stunden wurde die Blockade beendet.

Der Hambacher Forst war in den vergangenen Monaten zum Symbol für den Kampf von Umweltschützern gegen die Kohleverstromung geworden. Ein Teil des zwischen Aachen und Köln gelegenen Waldgebiets ist seit geraumer Zeit von Klimaaktivisten besetzt.

Der Energiekonzern RWE will ab Mitte Oktober einen weiteren Teil des Waldes roden, um seinen angrenzenden Braunkohletagebau zu erweitern. Am Donnerstag wurde in dem Waldgebiet mit der Räumung von Baumhäusern begonnen.

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Brexit: Londons Bürgermeister will Brexit-Referendum

Sun, 09/16/2018 - 02:15

London – Die Forderung nach einem weiteren Referendum über den geplanten Austritt Grossbritanniens aus der EU erhält prominente Unterstützung. Der Bürgermeister der Hauptstadt London, Sadiq Khan, schloss sich der Bewegung für eine neuerliche Abstimmung an.

In einem Gastbeitrag für die Zeitung «Observer» vom Sonntag erklärte er, die Konsequenzen für Arbeitsplätze, die Wirtschaftsentwicklung und den Lebensstandard der Briten seien zu gross, als dass eine Brexit-Entscheidung ohne neuerliche Befragung der Bevölkerung getroffen werden könne.

Daher müsse es sowohl über ein Brexit-Abkommen mit der EU als auch für den Fall ein Referendum geben, dass kein Abkommen zustande komme und ein ungeregelter Brexit drohe, forderte Khan. Das Finanzzentrum London ist von den Folgen eines Brexits besonders stark betroffen. Einer vor kurzem veröffentlichten Umfrage zufolge hat New York die britische Metropole als weltweit attraktivstes Finanzzentrum bereits überholt.

Grossbritannien will Ende März 2019 der Europäische Union den Rücken kehren. Seit der Brexit-Entscheidung haben viele Banken Jobs aus London verlagert. Damit wollen sie erreichen, dass sie weiterhin wichtige Dienstleistungen für EU-Kunden erbringen können und den Zugang zum EU-Finanzmarkt nicht verlieren.

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Nach möglicher Vergiftung: Erkranktes Pussy-Riot-Mitglied ist in Berlin gelandet

Sun, 09/16/2018 - 02:10

Ein möglicherweise vergiftetes Mitglied der russischen Polit-Punk-Band Pussy Riot ist zur Behandlung nach Deutschland geflogen worden.

Das «Pussy Riot»-Mitglied Piotr Wersilow sei am späten Samstagabend mit einem Ambulanz-Flieger in Berlin-Schönefeld gelandet, berichtet die «Bild»-Zeitung. Nun soll der Patient von Spezialisten behandelt werden. Wersilows Partnerin, Nadeschda Tolokonnikowa, veröffentlichte Tweets, auf denen offenbar die Ankunft in Berlin zu sehen ist.

Wersilow war beim Finalspiel der Fussball-WM Mitte Juli mit drei anderen Mitgliedern in Uniformen auf das Feld gerannt, um unter anderem gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Die «Flitzer» wurden daraufhin zu Arreststrafen verurteilt.

Am Donnerstag war Wersilow in ein Moskauer Spital gebracht worden. Pussy Riot-Mitglieder hatten gemutmasst, er sei vergiftet worden und schwebe in Lebensgefahr. Er habe nach einem Gerichtstermin zwei Tage zuvor kaum noch sehen, sprechen oder sich bewegen können. Er habe auch das Bewusstsein verloren. Nach Medienberichten fanden Ärzte in seinem Blut starke Psychopharmaka.

Tolokonnikowa sagte der «Bild»-Zeitung auf dem Flughafen Schönefeld, sie gehe davon aus, dass ihr Partner mit Absicht vergiftet worden sei und dass es entweder um Einschüchterung oder sogar einen Mordanschlag gehe.

Veronika Nikulschina, eine Freundin von Wersilow, hatte am Samstag der Internetzeitung «Meduza» gesagt, ein Freund seines Vaters, der in einer Berliner Klinik arbeitet, solle die Behandlung ausserhalb Russlands angeboten haben. Wersilows Mutter Elena und die Freundin wollten ihn nach Berlin begleiten.

Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden. Tolokonnikowa war 2012 nach einem «Punk-Gebet» in einer Kirche verhaftet und wegen «Rowdytums aus religiösem Hass» zu Haft verurteilt worden. Sie kam Ende 2013 frei. (SDA)

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US-Präsident verschärft Konflikt: Trump will weitere Sonderzölle gegen China verhängen

Sun, 09/16/2018 - 01:51

US-Präsident Donald Trump will Sonderzölle auf chinesische Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar verhängen. Damit würde er seine Drohungen im Handelsstreit zwischen den USA und China wahr machen.

Im Handelsstreit zwischen den USA und China will US-Präsident Donald Trump seine Drohungen wahr machen und den Konflikt drastisch verschärfen. Das «Wall Street Journal» und die «New York Times» berichteten am Samstag unter Berufung auf hochrangige Kreise, Trump habe beschlossen, Sonderzölle auf chinesische Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar zu verhängen.

Das «Wall Street Journal» schrieb, eine solche Ankündigung sei vermutlich am Montag oder Dienstag zu erwarten.

Gegenwärtig sind US-Sonderzölle auf chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar in Kraft. Trump hatte bereits vor längerer Zeit angedroht, dies in einem zweiten Schritt um Sonderzölle auf chinesische Güter im Umfang von 200 Milliarden US-Dollar zu erweitern. Dies würde zusammen etwa die Hälfte aller jährlichen Importe aus China in die USA betreffen. Die Regierung in Peking wiederum hatte angekündigt, auf diese Zölle mit Gegenmassnahmen zu reagieren.

Vor gut einer Woche hatte Trump die Drohkulisse gegenüber China noch mal ausgeweitet und eine dritte Eskalationsstufe in Aussicht gestellt: Er drohte Peking weitere Zölle auf Waren im Wert von 267 Milliarden Dollar an. Sollte es auch dazu kommen, wären damit schliesslich alle US-Importe aus China mit Sonderzöllen belegt. Den Medienberichten zufolge will Trump nun zunächst die zweite Eskalationsstufe in Gang setzen. (SDA)

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Schwimmer ignoriert Warnschilder: Mann stirbt nach Hai-Bissen vor US-Küste

Sun, 09/16/2018 - 01:05

Er hatte zuvor Warnschilder ignoriert: Ein Schwimmer ist vor der Küste des US-Bundesstaates Massachusetts von einem Hai angegriffen und tödlich verletzt worden.

Ein Hai hat einen Schwimmer vor der Küste des US-Bundesstaates Massachusetts angegriffen und tödlich verletzt. Der Mann wurde nach der Attacke in der Nähe des Ortes Wellfleet in ein Spital gefahren und starb dort an seinen Wunden, wie die für die Verwaltung des Strandabschnitts zuständige Behörde über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

Lokalen Medien zufolge ignorierte der Mann, der zwischen 20 und 30 Jahre alt sein soll, die Warnschilder am Strand. Sie wiesen die Badenden darauf hin, dass die Gewässer vor Wellfleet Jagdgebiete für Weisse Haie seien. Den Berichten zufolge soll es sich um den ersten tödlichen Hai-Angriff in dem Bundesstaat seit dem Jahr 1936 handeln. (SDA)

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Hitzfeld und Chapuisat im Doppelinterview: «Stéphane wäre heute 150 Millionen wert!»

Sun, 09/16/2018 - 00:44

Als Trainer und Stürmer waren Ottmar Hitzfeld (69) und Stéphane Chapuisat (49) absolute Weltklasse. Viele Jahre später trifft sich das unschlagbare «Schweizer»-Duo der 90er.

Trainer Ottmar Hitzfeld und «sein» Stürmer Stéphane Chapuisat sind in Dortmund unsterblich. Die beiden holten 1995 die Meisterschaft in den Ruhrpott zurück, 1996 wurden sie mit dem BVB erneut Meister, und 1997 gewannen sie gar die Champions League. Die zwei «Schweizer» waren damals absolute Weltklasse. Als Laureus-­Botschafter treffen sie sich bei einem Junioren-Turnier, mit SonntagsBlick schwelgen sie in Erinnerungen, reden über Druck, gerissene Menisken, Karnickel-­Löcher und die Champions League.

Welches war Ihr schönster gemeinsamer Titel?
Ottmar Hitzfeld: Wahrscheinlich die Champions League. Doch auch der erste Meistertitel mit Dortmund war sehr emotional. Der BVB hat damals so lange darauf gewartet.
Stéphane Chapuisat: Die grosse Erlösung nach 32 Jahren. Genauso lange mussten die Berner auf einen YB-Meistertitel warten. Wieder 32 Jahre, das ist doch verrückt.
Hitzfeld: Nun weiss ich, wem wir alles zu verdanken hatten. Chappi, du bist der Glücksbringer! Im Ernst jetzt: Stéphane war mein Spieler, ich habe mein Schicksal auch mit ihm verbunden. Kaum war ich in Dortmund, hiess es: Der Schweizer Trainer bringt seinen Schweizer Stürmer.
Chapuisat: Die dachten echt alle, Ottmar sei Schweizer. Die Spieler lachten über seine Ausdrücke, die nur in der Schweiz gebräuchlich sind.

Welche?
Chapuisat:
Den Trainingsanzug nannte er Trainer. Den Elfmeter Penalty. Und so weiter ...
Hitzfeld: Ich bin zwar aus Lörrach. Doch ich fühlte mich immer mehr als Schweizer.

Welche Bedeutung hatte Chapuisat für Sie?
Hitzfeld
: Im Gegensatz zu früher darf ich es jetzt zugeben: Chappi war immer mein Lieblingsspieler. Es hiess aber schon damals ab und zu, dass sich Chappi alles erlauben dürfe.

Haben Sie es ausgenutzt?
Chapuisat:
Nein, warum sollte ich?
Hitzfeld: Deshalb war er ja mein Lieblingsspieler. Er war immer bescheiden, ruhig. Dabei war er absolute Weltklasse, der beste Spieler der Borussia.

Löhne und Ablösesummen sind seither am Explodieren. Welchen Wert hätte ein Chapuisat heute?
Hitzfeld
: Sicher 100 Millionen. Gut möglich, dass englische Klubs auch 150 für ihn hinlegen würden. Seine Tore, seine Assists, sein Unterhaltungswert. Er war überall Publikumsliebling.

Ihnen beiden geht es bestens. Auch finanziell. Nerven Sie sich dennoch, dass Sie nicht einige Jahre später geborenwurden?
Hitzfeld:
Nein, jedem seine Zeit. Wir waren damals auch privilegierter als die Generation vor uns. Die deutschen Weltmeister von 1954 haben vielleicht noch für einen Sack Kartoffeln gespielt.
Chapuisat: Mein Vater war 20 Jahre Fussballer – erst die letzten drei Jahre konnte er vom Fussball leben. Das heisst, die ersten 17 hat er vormittags noch gearbeitet. Ich war privilegiert, durfte mit 18 Profi sein. Es war eine wunderschöne Zeit.

Irgendwann ist aber das Ende Fahnenstange erreicht und die Summen gehen zurück.
Chapuisat:
Wer weiss, das prophezeit man nun ja schon lange.
Hitzfeld: Ich könnte mir auch vorstellen, dass es so weitergeht.

Als Sie Nati-Trainer waren, hatten Sie keinen Chapuisat mehr.
Hitzfeld:
In der Geschichte der Schweizer Nationalmannschaft ist Chappi der beste Stürmer. Er hätte in jeder Mannschaft der Welt spielen können. Er war cool vor dem Tor und hatte seine Tricks.

Mit Verlaub, aber Chapuisat hatte doch vor allem diesen einen Trick, den Chappi-Haken(Beide lachen.)
Chapuisat: Ja, ja. Ich habe die ganze Juniorenzeit auf dem linken Flügel gespielt. Der Raum war durch die Linie begrenzt, ich musste diesen Trick anwenden, um mich zu befreien. So habe ich ihn immer geübt.
Hitzfeld: Er hat sich dabei ein unglaubliches Timing angeeignet, spürte instinktiv, wann der Verteidiger auf dem falschen Fuss steht. Alle wussten es, kaum einer konnte ihn stoppen.

Was hätten Sie als gegnerischer Trainer Ihrem Verteidiger geraten?
Hitzfeld:
Er soll Chappi ein paarmal auflaufen lassen. Man konnte ihn nur mit Fouls stoppen. Sie merken, ich war begeistert von ihm.
Chapuisat: Dabei warst du es, der einst sechs Tore in einem Spiel schoss. Das gelang mir nie.

Wie fühlt es sich an?
Hitzfeld:
Das war bei Stuttgart, und es war wie ein Sechser im Lotto. Ich stand immer richtig. Es war mir fast peinlich. 

Was waren Sie für ein Stürmer?
Hitzfeld:
Technisch durchschnittlich, aber schnell. Und vor dem Tor kaltblütig. Aber Chappi war besser, er war ja auch Weltklasse – ich nicht. Als Trainer schon.

Wäre aus Chapuisat ein guter Trainer geworden?
Hitzfeld:
Er war ein Teamplayer, taktisch gut und hat von Natur aus die Ruhe weg. Ich könnte mir dich als Trainer vorstellen. Aber wahrscheinlich willst du diesen Stress nicht!
Chapuisat: Mich hat der Job nie gereizt. Mein Vater war lange Trainer, und ich merkte schon früh, dass es ein schwieriger Job ist.

War Gabet zu Hause nervös?
Chapuisat:
Und wie! Er konnte nicht gut abschalten, war quasi 24 Stunden mit seinem Traineramt beschäftigt.
Hitzfeld: Es ist ein stressiger Job.

Sie hatten auch schwierige Zeiten, waren ausgebrannt.
Hitzfeld:
Sehr schwierige. Ich erlitt 2004 nach sechs Jahren als Bayern-Trainer ein Burnout. Ich war kaputt, habe deshalb auch Real Madrid abgesagt.

Wie merkt man das?
Hitzfeld:
Bei mir hat der Stress schleichend Überhand genommen. Ich hatte Schlafprobleme, Appetitlosigkeit. Ich war traurig, teils depressiv und ohne Antrieb. Alles hat darunter gelitten, auch die Familie.

Und dann?
Hitzfeld:
Dann bräuchte es viel Kraft, um das Burnout zu erkennen und aufzuhören. Mir fehlte sie damals. Es war im Nachhinein ein Glück, dass sich der Klub nach einem zweiten Platz von mir getrennt hat. So konnte ich mich endlich erholen.
Chapuisat: Der Druck auf einen Trainer ist wahnsinnig. Vor allem bei Klubs wie Bayern. Der Meistertitel ist quasi normal. Da kann ein Trainer fast nur verlieren.

Kannten Sie als Stürmer auch schlaflose Nächte?
Chapuisat:
Nein. Aber wenn du kein Tor machst, steigt der Druck auch. Vielleicht spielst du nicht mehr instinktiv, überlegst zu viel und verlierst deine Stärken. Aber der Druck ist auf viele Schultern verteilt und nie so gross wie auf einen Coach.
Hitzfeld: Wegen Frank Mill hattest du auch keine schlaflosen Nächte?

Wie bist du mit ihm ausgekommen?
Chapuisat:
Eigentlich gut. Frank war eher auf Flemming Povlsen sauer, weil dieser plötzlich mit seiner Nummer 11 spielte, ich hatte ja die 9. Frank war ein Weltmeister, der Star im Team.

Wie schwer war es für dich, ihn draussen zu lassen?
Hitzfeld:
Mill war eine Ikone und ein schwieriger Typ. Er hatte Unterstützung von der BILD-Zeitung. Man hat mich gewarnt, dass ich ihn nicht auf die Bank setzen könne.

Sie taten es dennoch.
Hitzfeld:
Ich hatte meine Vorstellungen und war bereit, diese durchzusetzen.

Welcher gemeinsame Moment ist Ihnen am meisten geblieben?
Chapuisat:
Die Feier nach dem ersten Meistertitel.
Hitzfeld: Ich erinnere mich auch noch bestens an den Moment, als bei Chappi das Kreuzband riss. Da war ich niedergeschlagen, hatte tausend Gedanken im Kopf.
Chapuisat: ... Im Zweikampf mit Michael Henke.

Henke war doch Co-Trainer?
Hitzfeld:
Ja. Heute würde daraus wohl ein Skandal gemacht. Stellen Sie sich vor: Der Co-Trainer verletzt den besten Spieler im «5 gegen 2». Michael grätschte und war ein wenig schwerfällig. Er wollte danach kündigen, das konnten wir ihm ausreden.
Chapuisat: Wir lagen da auf Platz eins, mit einigen Punkten Vorsprung. Ein paar Tage darauf riss sich auch Kalle Riedle im Training das Kreuzband.

Wieder Henke?
Chapuisat:
Nein, zum Glück nicht.

Danach durfte bei Ihnen wohl kein Assistenztrainer mehr mitspielen.
Hitzfeld:
Doch, doch.
Chapuisat: Ottmar hat sich ja auch im Training das Kreuzband gerissen.
Hitzfeld: Nach einem Uefa-Cup-Spiel auf Malta spielte ich mit den Ersatzspielern und trat dabei in ein Loch. Seither habe ich nie mehr Fussball gespielt.
Chapuisat: Die Trainingsplätze waren beim BVB zu dieser Zeit eine Katastrophe, da hatte es einige Löcher.
Hitzfeld: Wir trainierten auf einer Wiese im Schwimmbad. Über Nacht kamen jeweils Karnickel und gruben Löcher. Die Fans standen bei den Trainings auch fast im Spielfeld, ich musste sie immer wegschicken.
Chapuisat: Irgendwann kam dann zum Glück ein neues Trainingscenter. Wie schaust du dir heute die Spiele an? Juckt es dich nicht mehr?
Hitzfeld:
Nein, das ist vorbei. Vor vier Jahren aufzuhören, war die beste Entscheidung. Und bei dir?
Chapuisat:
Es muss auch nicht mehr sein. Heute nehme ich die Stürmer in Schutz, die Chancen auslassen. Welchen Tipp gibst du uns fürs Spiel gegen Manchester?
Hitzfeld: Freut euch, verstellt euch nicht. Spielt frech und befreit nach vorne wie immer. YB hat in der Champions League kaum was zu verlieren. ManUtd ist unter Druck – ich glaube, dass ihr Chancen habt! Ich drücke euch die Daumen.

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Grosseinsatz in Bern - SonntagsBlick war vor Ort: Abtreibungsgegner, Gegendemo und Fussball

Sun, 09/16/2018 - 00:43

Ausnahmezustand in Bern: Abtreibungsgegner riefen zum «Marsch fürs Läbe». SonntagsBlick begleitete die Polizei beim Grosskampftag. Ein Blick hinter die Kulissen.

Vorne beim Bärenplatz pfeifen sie, johlen, hornen und trillern: «Antifascista!» lautet die Parole. Fünfzig Meter dahinter auf dem Bundesplatz strecken andere ihre Arme in die Luft, beten und singen: «Halleluja!» Eine Interaktion ist das nicht zwischen den beiden Polen an diesem Nachmittag in Bern, eher Einwegkommunikation. Und mittendrin, zwischen Absperrgittern und Sichtschutz, steht die Polizei.

Ein paar Grenadiere haben Masken vor dem Gesicht, was zusammen mit den Gewehren martialisch aussieht. «Bitte nehmt die Masken runter, das ist nicht so abgemacht», sagt ein Berner Polizist zu den maskierten Kollegen aus einem anderen Kanton. Seine Botschaft ist klar: Man will nicht provozieren.

Stunden zuvor: Ein Saal voller Polizisten, um die 70 Kaderleute des Ordnungsdienstes sind da, ab den Gruppenführern aufwärts. Man klatscht sich ab, lediglich eine Frau ist dabei.

«Klar, man muss sich bei den anderen den Respekt erarbeiten», wird sie später sagen. Beim Eingang rattert eine Kaffeemaschine. «Lungo forte, das brauch ich heute», sagt ein Polizist und bedient sich bei den Kaffeekapseln.

An einer Wandtafel hängt eine Collage, gebastelt vom Einsatzleiter höchstpersönlich und mit einem Hippie-Bus, einem Fussball und dem Bundeshaus verziert.

Das Ensemble illustriert den Gross­einsatz, der an diesem Samstag auf Bern zukommt: Da wären die bewilligte Demo «Marsch fürs Läbe» aus freikirchlichen Kreisen, die auf dem Bundesplatz gegen Abtreibungen demonstrieren; da sind die unbewilligten Proteste linker Kreise gegen ebendiese Christen; und dann wären noch all die Fussballfans: YB-Fans, die aus Bern wegfahren, FCZ-Fans, die für ein Spiel nach Bern kommen und andere, die nur auf der Durchreise sind. Ganz zu schweigen vom normalen samstäglichen Einkaufswahnsinn in Berns Innenstadt.

Stadt und Kanton ticken anders

Im Fokus steht auch die Kantonspolizei. Die Stimmung ist mal wieder aufgeheizt in Bern. Es kam jüngst zu Vorfällen rund um die Reitschule. Gegen die Polizei wurden Vorwürfe wegen fehlender Verhältnismässigkeit erhoben. Der bürgerliche Kanton und die linke Stadt ticken mal wieder anders. Dass heute Grosskampftag ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Politik in Gestalt des neuen Regierungsrates Philippe Müller (FDP) dem Kader-Briefing die Ehre erweist.

Vor der Kaserne wird die Mannschaft durchgezählt, ausländisch klingende Namen sind nicht viele zu hören. Es folgt noch einmal die Weisung: «Keine Einzelaktionen. Und beachtet wie immer die geltenden Vorschriften im Umgang mit Gummischrot.»

Nun sollte die Devise wohl auch dem Letzten klar sein. Die Polizistin hat sich für den Tag eine Zopffrisur geflochten, ein Kontrast zum blauen Kampfoverall, in dem sie steckt. Acht Minuten und ein paar Sekunden brauchte sie fürs Frisieren. Kolleginnen und Kollegen würden sie oft danach fragen.

Hunderte Polizisten sind im Einsatz, viele sieht man nicht. Oder wenn man sie sieht, ist es eher schlecht. Wie im sogenannten Festhalte- und Warteraum, wo man zur Überprüfung hingebracht wird und wo die grossen Zellen aus Chromstahl warten. Kripo-Beamte sind für Befragungen da, Bürolisten fürs Protokoll. «Meist wird die Aussage verweigert und auch nichts unterschrieben», sagt der Leiter.

Zwei Juristen wachen darüber, dass alles rechtens ist. Leibesvisitationen, also das Ausziehen bis auf die Unterwäsche, und die sogenannten Rayonverbote müssten sie absegnen. Mittlerweile gibt es für die Festgehaltenen auch vegane Müsliriegel. Die Zellen haben Holzboden und sind leer.

In der Einsatzzentrale läuft alles zusammen: Operationen, Lagebild, Aufklärung, Logistik, Transport. «Multitasking sollte man können», sagt der Einsatzleiter, ein Mann um die 50. Grosse Bildschirme zeigen Videos von draussen, Zivilpolizisten melden Szenepersonen, jemand schreibt fortlaufend an einem Rapport. Es ist ziemlich laut, was sich ändert, wenn es draussen in der Stadt laut wird.

Ein Scheissjob

Der Bundesplatz ist eine Festung, jeder Zugang ist abgeriegelt und wird von den Veranstaltern kontrolliert. Auf den Dächern der umliegenden Häuser holen sich die Polizisten einen Sonnenbrand, so gnadenlos brennt die Sonne aufs Kupferblech. Hier oben ist man sich ­einig: Observieren ist ein wichtiger, aber ein Scheissjob.

Immerhin gibt es alle Stunde einen Wechsel. «Schuld, das Leben genommen» – Wortfetzen dringen vom «Marsch fürs Läbe» nach oben. Wobei, ein Marsch ist das ja nicht. «Dieser hätte nicht wirksam geschützt werden können», sagt Dieter Schärer, stellvertretender Chef der Regionalpolizei. Der Marsch also steht und die Gegendemo läuft.

«Wir sind keine Gesinnungspolizei, wir werden nicht alles im Keim ersticken», sagte Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei, am Morgen. Zwar lautete der Auftrag der Politik, keine Gegendemos zuzulassen, aber eben mit dem kleinen Zauberwort «Verhältnismässigkeit».

Und an diesem Nachmittag geht der Plan auf. Kein Saubannerzug, keine Sachbeschädigungen, keine Gewalt. Die Gegendemo endet bei der Reitschule, die Abtreibungsgegner ­steigen wieder in ihre Cars.

Der Polizist Dieter Schärer drückt seinen Zigarillo aus. Bleiben noch die Fans aus Zürich. «Das wäre schlecht, wenn die verlieren würden», sagt der Einsatzleiter in seiner Zentrale. Aber auch diese Sorge ist umsonst.

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Der unheimliche Sog des Internets: Mehr Pädophile wegen Pornos

Sun, 09/16/2018 - 00:42

Porno-Konsumenten im Internet finden zunehmend Gefallen an Missbrauchsvideos. Auch ohne pädophile Neigungen.

Dank Internet finden sich heute rasch und weltweit Menschen mit gleichen Interessen. Das kann verheerende Folgen haben. Zum Beispiel bei der Kinderpornografie.

Die Zahl der Seiten mit einschlägigem Angebot explodiert. Die Zahl der Hinweise auf Konsumenten und Täter in der Schweiz auch. Ohne die USA hätten wir allerdings keine Vorstellung vom Ausmass dieser Verbrechen. Die allermeisten Hinweise kommen von dort, weil US-Provider verpflichtet sind, Missbrauchsmaterial zu melden.

In der Schweiz ist das nicht der Fall. Rund 3000 Meldungen aus den USA trafen allein 2017 beim Fedpol ein. Drei Jahre zuvor waren es noch 200. Die Bundesbehörde leitet die Hinweise an die kantonalen Polizeikorps weiter.

Ansonsten kommen sie Konsumenten eher zufällig auf die Spur. So wird etwa ein Computer wegen Vermögensdelikten konfisziert und die Ermittler finden darauf Missbrauchsmaterial. Aktive Fahndung, zum Beispiel mit Under­cover-Beamten in Online-Chats, ist aufwendig und bindet zu viele Ressourcen.

Unbestritten ist: Das Angebot wächst. Nur: Weshalb, wenn die Wissenschaft sagt, dass lediglich ein Prozent aller Männer pädophil sei?

Dass ausschliesslich Pädophile Kinderpornos konsumieren, glaubte auch Monika Egli-Alge. Sie ist Geschäftsführerin des Forensischen Instituts Ostschweiz (Forio), das Männern mit pädophilen Neigungen hilft, nicht zu Tätern zu werden. Die Hemmschwelle, sich dort zu melden, ist hoch. Mehr als drei Viertel der Männer, die sich behandeln lassen, sind bereits straffällig geworden – weil diese Männer selbst Missbrauch begingen oder ihn konsumierten.

Am Beginn der Therapie steht eine sogenannte Sexualanamnese. Dabei sieht Egli-Alge immer häufiger Männer, die Kinderpornografie anschauen, aber gar nicht pädophil sind. Das hat die Fachpsychologin erschreckt.

Wissenschaft­liche Studien zu diesem Phänomen gibt es nicht, wohl aber Erklärungsansätze. Und die liegen im Suchteffekt, den Pornografie generell haben kann. Die Steigerung der Dosis – immer neue und immer extremere visuelle Reize, um erregt zu sein – gehört laut Egli-Alge dazu.

Bei einem Teil der Männer führe dieser Effekt dazu, dass sie irgendwann bei Kinderpornografie landen. Wissenschaftlich bewiesen ist: Wer konsumiert, bei dem ist das Risiko erhöht, selbst zum Täter zu werden. Mit der Zahl der Taten steigt auch die Zahl der Opfer.

Lebenslang Opfer

In Jan Gysis Alltag geht es um die Opfer. Der Berner Psychiater ist auf Menschen mit posttraumatischen Störungen spezialisiert. Auch er sieht eine bedrohliche Entwicklung: In den Kliniken gibt es eine wachsende Zahl junger Frauen mit der Diagnose Borderline.

Sie verletzen sich in extremem Ausmass selber – setzen sich in Brand, schlucken Rasierklingen, wollen von Häusern springen. Trotz jahrelangem Psychiatrie-Aufenthalt wird ihr Zustand nur selten besser. Ein Teil von ihnen findet den Weg in Gysis Praxis.

Dort zeigt sich: Die Frauen waren als Kinder missbraucht worden, in vielen Fällen dabei gefilmt. Nur wenige Fachpersonen haben dies bisher erkannt. Gysi: «Sexueller Missbrauch ist sehr demütigend. Wenn dann eine Kamera läuft, ist es noch beschämender.» Oft drohen die Täter den Opfern, die Videos an Familie und Freunde zu schicken, falls sie reden. Also schweigen sie.

Und kaum ein Therapeut glaubt, dass er in ihnen ein Opfer von Kinderpornografie vor sich hat. Die sind, so die landläufige Meinung, in Asien. Das stimmt zwar. Aber nicht nur: Rund 70 Prozent der interna­tionalen Kinderpornografie stammen aus Europa, ein Teil auch von hier. Gysi sagt: «Es muss in der Schweiz Hun­derte von Opfern geben.»

Das Phänomen hat mit der flächendeckenden Einführung von Breitband-Internet 2003 zu tun. Verzögert zeigt sich das, so Gysi, nun in den Psychia­­trien. Oft folge der Zusammenbruch der Opfer erst im Erwachsenenalter. Es steigt also nicht nur die Zahl der Täter und der Opfer. Die Opfer sind hier, mitten unter uns. Und werden nicht erkannt.

Polizei am Limit

Eines der wenigen auf den Kampf gegen Kinderpornografie spezialisierten Korps ist die Zürcher Stadtpolizei. Thomas Werner leitet hier die Abteilung Kinderschutz. Er weiss, dass niemand versehentlich auf kriminellen Websites landet. Ihm ist aber auch klar, dass jeder fündig wird, der solche Seiten, Bilder, Filme sucht.

Aber auch, wer bei bekannten Porno-Anbietern auf bestimmte Pop-ups klickt, bekommt kinderpornografisches Material gezeigt.

Sorgen bereitet Werner die riesige und immer weiter wachsende Menge solcher Angebote. Denn obwohl Zürich im Gegensatz zu anderen Polizeikorps mit 800 Stellenprozent mehr Fachpersonal einsetzen kann als andere, muss er gestehen: «Wir kratzen nur an der Oberfläche!»

Um selber aktiv zu ermitteln, fehlen auch den Zürchern die personellen Kapazitäten. Also gehen sie fast ausschliesslich Hinweisen nach, die sie von aussen bekommen. Die stammen zu 85 Prozent aus den USA – und werden immer zahlreicher. Letztes Jahr waren es 30 einschlägige Fälle. Dieses Jahr lag die Fallzahl Ende Juli bereits bei 48.

Nur selten finden die Beamten im beschlagnahmten Material von Kinderpornografie-Konsumenten genügend Hinweise, um zu einem Täter geführt zu werden.

Aber es sind die wenigen Ausnahmen, die Werner und sein Team antreiben. Denn jeder Erfolg bedeutet, ein Kind aus diesem Elend herauszuholen oder weitere Missbräuche zu verhindern.

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Türkei: Hunderte Festnahmen bei Flughafen-Protest

Sun, 09/16/2018 - 00:37

Istanbul – Mit hunderten Festnahmen hat die türkische Polizei auf die Arbeiterproteste an der Baustelle für den neuen Istanbuler Grossflughafen reagiert. Die Beamten nahmen in der Nacht zu Samstag nach Gewerkschaftsangaben rund 500 Menschen fest.

Die Festgenommenen hatten zuvor gegen die Arbeitsbedingungen protestiert. Am Samstag löste die Polizei zudem eine Solidaritäts-Kundgebung auf und nahm 20 weitere Menschen fest, unter ihnen ein AFP-Fotograf im Einsatz. Nach rund zwei Stunden wurde er wieder freigelassen.

Der Flughafen ist ein Prestigeprojekt von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Am Freitag hatten die Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Arbeiter eingesetzt, die aus Protest gegen die gefährlichen Arbeitsbedingungen und ihre schlechte Wohnsituation in Streik getreten waren. Danach seien Protestteilnehmer massenweise festgenommen worden, teilte die Gewerkschaft DISK mit.

Die Betreibergesellschaft IGA teilte inzwischen mit, mit Vertretern der Arbeiter gesprochen zu haben. Sie sagte eine rasche Behebung von Missständen zu. Mehrere Dutzend Sicherheitskräfte riegelten das Baustellengelände am Samstag ab, es fuhren gepanzerte Fahrzeuge auf.

Nach Angaben des Verkehrsministeriums starben bislang mindestens 27 Arbeiter auf der riesigen Baustelle, 13 der Todesfälle standen demnach in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Arbeit.

Die rund 35'000 Arbeiter stehen unter grossem Druck, den Flughafen bis Ende Oktober fertigzustellen, wenn er offiziell in Betrieb gehen soll. Der noch namenlose Megaflughafen am Schwarzen Meer soll dann den weiter südlich an der Küste des Marmara-Meeres gelegenen Atatürk-Flughafen ersetzen.

Das neue Luftdrehkreuz gehört zu den ambitioniertesten Projekten von Präsident Erdogan. In der Anfangsphase sollen dort 90 Millionen Passagiere verkehren, doch soll ihre Zahl mittelfristig auf 150 Millionen steigen. Nach türkischen Angaben soll es der grösste Flughafen der Welt werden.

Wegen der Zerstörung grosser Waldgebiete im Norden der Bosporus-Metropole und der erwarteten Auswirkungen auf die Vogelzugrouten zwischen Europa und Asien wird das Megaprojekt von Umweltschützern kritisiert.

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Nachschlag von Fibo Deutsch: Rettet das «Gärn gscheh»

Sun, 09/16/2018 - 00:37

Es ist jammerschade, dass wir solche ­schönen Ausdrücke unserer deutschen Sprache langsam ­verkrümeln lassen. Dabei ist es eine der sympathischsten Redewendungen: «Gärn gscheh», gerne geschehen. Es ist die ­liebenswerte Antwort darauf, dass uns ­jemand für etwas dankt, das wir getan haben.

Liegt es am generellen Modetrend zur Verkürzung, zur Banalisierung? Immer häufiger höre ich als Antwort nur noch kurz und kantig «gerne!». Bedanke ich mich beim Tankwart, dass er die Front­scheibe geputzt hat, schnarrt er kurz und knapp: «Gerne.» ­Besonders beliebt

ist diese Verkürzung ohne «geschehen» im Fernsehen, vor allem im deutschen:
«Danke, dass Sie unser Gast waren.» – «Gerne!» Gerne was?

Dabei lässt sich mit dem kleinen, feinen Wort «gerne» trefflich spielen. Mit dem ­Zusatz «aber» ist es plötzlich die Antwort auf eine Frage. In «Du kannst mich gern­haben» ist es ironisch gemeint.

Tragen wir Sorge zu unserer Sprache, auch bei kleinen ­Dingen wie dem «geschehen». Mein ehemaliger Deutschlehrer würde mir meinen heutigen Einsatz danken. Gärn gscheh!

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Fünf Menschen sterben: Schiesserei in Mexiko auf beliebtem Garibaldi-Platz

Sun, 09/16/2018 - 00:22

Schüsse auf einem bei Touristen beliebten Platz in Mexiko-Stadt haben nach neuesten Angaben mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Acht weitere Personen wurden bei dem Vorfall auf dem zentralen Garibaldi-Platz am Freitag verletzt, wie die Behörden mitteilten.

Demnach griffen als traditionelle Mariachi-Sänger gekleidete Männer am Abend (Ortszeit) die Opfer an und flüchteten dann auf Motorrädern. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Der Garibaldi-Platz im Zentrum von Mexiko-Stadt ist bei Besuchern wegen seiner Mariachi-Shows auf den Strassen beliebt. Bei den Shows ziehen musizierende Volksmusiker in traditioneller Tracht durch die zahlreichen Bars und Restaurants der Gegend.

Videobildern zufolge, die den Platz nach dem Angriff zeigten, hatten viele Menschen den Angriff offenbar gar nicht mitbekommen. Sie hielten sich weiter auf dem Platz auf und hörten den Mariachi-Bands zu.

Mexiko-Stadt blieb bisher im Vergleich zu anderen Städten in dem lateinamerikanischen Land weitgehend von solch brutalen Attacken verschont, die meist mit den Bandenkriegen von Drogenhändlern zusammenhängen. In letzter Zeit hatte es in der Hauptstadt aber vermehrt Schiessereien und Morde gegeben, allerdings eher am Stadtrand oder in berüchtigten Vierteln.

In der Nähe des Garibaldi-Platzes liegt das Viertel Tepito, in dem eine Drogenbande aktiv ist, die als die mächtigste in Mexiko-Stadt gilt. Ihr mutmasslicher Anführer wurde im August festgenommen.

Die Bande soll auch mit dem berüchtigten Kartell Jalisco Nueva Generación zusammenarbeiten, das für zahllose Bluttaten im Land verantwortlich gemacht wird. In Mexiko sind durch Gewalttaten der organisierten Kriminalität seit Ende 2006 mindestens 200'000 Menschen getötet worden. (SDA)

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Das meint SonntagsBlick zur Tragödie um Daniel Küblböck: Tödlicher Applaus

Sun, 09/16/2018 - 00:02

Das meistdiskutierte Thema der Woche in der Schweiz? Nicht der AHV-Steuerdeal (zu kompliziert) oder die Fair-Food-Initiative (zu weit weg). Sondern das spurlose Verschwinden des mässig talentierten «DSDS»-Teilnehmers Daniel Küblböck.

Das meistdiskutierte Thema dieser Woche in der Schweiz? Nein, nicht der AHV-Steuer-Deal (zu kompliziert), nicht die Fair-Food-Initiative (zu weit weg). Sondern das spurlose Verschwinden des eher mässig talentierten Sängers Daniel Küblböck (33), der 2003 bei der Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» Dritter wurde und letzten Sonntag vor der Küste Kanadas vom Kreuzfahrtschiff Aidaluna verschwand.

Womit wir schon beim Kern der Sache wären. In Politik und Wirtschaft mitzureden, ist anspruchsvoll und setzt Wissen voraus. Showthemen gelten als allgemein zugänglich, jeder kann sich als Experte fühlen. Geschmack ist halt relativ, so die Begründung. Den Exponenten garantiert das im Erfolgsfall die grösstmögliche Zustimmung, im Negativen hagelt es ungehemmte Ablehnung und allgemeine Verdammnis.

Wer beim Taubenzuchtbewerb in Marbach-Wiggen LU durchfällt, ist wütend auf sich selber, die Jury oder die Konkurrenten. Bei Daniel Küblböck kam das Millionenpublikum mit unzähligen Meinungen hinzu, die sich unmöglich kontrollieren lassen. Für jemanden, der weiss, dass andere besser singen, und der sich grundsätzlich unsicher fühlt, ein verheerendes Feld.

Forderungen, man müsse Castingshow-Kandidaten oder die TV-Sender nun stärker kontrollieren, gehen von dem Missverständnis aus, solche Plattformen machten Menschen krank oder verrückt. Schwere Schäden hatte Küblböck schon in der Kindheit erlitten.

Den anfänglichen Jubel empfand er als Balsam, die Buhrufe dann als Mobbing. Wer überzeugt ist, für andere wichtig zu sein, verträgt grundsätzlich keine Kritik – ob sie nun zutrifft oder nicht. Und wer glaubt, Niederlagen liessen sich überspielen, der verzweifelt, sobald das Rampenlicht ausgeht.

Zwei Aspekte sind in diesem Fall besonders bemerkenswert. Erstens der Ort seiner letzten Bühne: Kreuzfahrtschiffe gelten, in Deutschland vor allem durch das seit Jahrzehnten bekannte «Traumschiff», als Hort von heiler Welt und Harmonie. Psychisch angeschlagene Menschen stellt man sich dort eher nicht vor. Die Frage bleibt, ob Küblböck diesen Schauplatz bewusst für einen letzten Hilfeschrei gewählt hat: Hey, ihr Glücklichen, schaut doch endlich mal, wie mies es mir wirklich geht!

Zweitens häufen sich derzeit Dramen um Castingshow-Teilnehmer der ersten Generation, aus der auch Küblböck stammte. Früher wurden im Showgeschäft fast ausschliesslich Figuren bekannt, die ein Instrument beherrschten oder über andere künstlerische Qualitäten verfügten.

Angesichts der zahllosen nicht sonderlich talentierten Möchtegern-Künstler, die in den vergangenen 15 Jahren vorgeführt wurden, müssen wir uns auf weitere Tragödien gefasst machen. Es ist im Übrigen kaum auszudenken, was später einmal mit den vielen arbeitslos gewordenen Influencern passiert, wenn auch dieser Hype vorbei ist.

Was wir tun können: aufrichtig sein, wenn uns jemand fragt, was wir von seinen Liedern, Bildern oder Büchern halten. Falscher Applaus ist reines Gift.

Denn am Ende war Küblböcks Wunsch jener, mit dem wir alle zur Welt kommen: Ich will doch nur, dass ihr mich liebt!

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Ausschreitungen nach YB-Schaffhausen-Spiel: Polizei setzt Pfefferspray ein

Sun, 09/16/2018 - 00:01

Nach dem Cup-Spiel zwischen den BSC Young Boys und dem FC Schaffhausen ist es zu Auseinandersetzungen zwischen den Fans gekommen. Zuvor schlugen die Young Boys den FC Schaffhausen mit 3:2.

Nach dem Cup-Drama in Schaffhausen, in dem YB in der 122. Minute das entscheidende Tor gelingt und in die Achtelfinale einzieht, ist es zwischen den Fans zu Auseinandersetzungen gekommen. 

Die Polizei setzte Pfefferspray ein, wie «20 Minuten» berichtet. «Die Polizei sagte zu uns, wenn ihr nicht zusammengeschlagen werden wollt, geht weg! 3, 2, 1 und ich hatte eine Ladung Pfefferspray im Gesicht.», sagte ein Leserreporter gegenüber der Pendlerzeitung. Viele Schaffhauser habe es erwischt. Eine weitere Person berichtete, dass YB-Fans Gegenstände geworfen hätte, die Polizei aber alles im Griff gehabt hätte. 

Eine Leserreporterin meldete «BLICK», dass die Polizei ausserdem am Bahnhof in Schaffhausen Pfefferspray eingesetzt hätte. Dabei seien auch Unbeteiligte getroffen worden. (sga)

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Das meint SonntagsBlick zu Swiss Skies: Die vier Ikarusse von Basel

Sat, 09/15/2018 - 23:57

Die Schweiz soll eine neue Billig-Langstreckenflug-Airline erhalten. Ein höchst gewagtes Projekt.

Am Euro-Airport Basel-Mulhouse soll nächstes Jahr eine neue Schweizer Airline abheben. Vorgestellt wurde das Projekt unter dem Namen Swiss Skies. Ihr tatsächlicher Name ist noch unklar. Wie so vieles anderes auch.

Was man weiss: Die vier Gründer – sie sind weitgehend unbekannt – bauen ihren gesamten Business Case rund um einen speziellen Flugzeugtypen, den A321neo LR. Dank besserer Triebwerke und drei ­Zusatztanks kommt die Mittelstrecken-­Maschine neu über den Atlantik.

So liegt von Basel aus plötzlich Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio in Reichweite – die einzig bekannte Destination von Swiss Skies. Mithilfe dieses Jets wollen die vier Gründer den Luftfahrtmarkt umpflügen. 30 Prozent günstiger als die Konkurrenz wolle man sein und ganz Europa bedienen.

Nur: Vom A321neo LR wurde noch keine einzige Maschine ausgeliefert. Ob der Jet die Erwartungen erfüllt, muss sich erst zeigen. Die Swiss jedenfalls setzt weiter auf ihre klassischen Langstreckenjets. Und: Die Konkurrenz schläft nicht. Die Warteliste ist lang. Billigflug-Konkurrenten wie die umtriebige Norwegian dürften mit der Langstrecken-Variante des A321neo schneller in der Luft sein als Swiss Skies.

Aus der Faszination für die Luftfahrt sind schon viele hochfliegende Konzepte entstanden. Die Geschäftsrealität in der Luft ist heute jedoch: Mega-­Investitionen, Mini-Margen, knüppelharte Konkurrenz. Da ist wenig Romantik dabei. Eigentlich wissen wir doch seit Ikarus: Wer zu hoch hinaufwill, stürzt ab.

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