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Diplomacy & Defense Think Tank News

Leadership and partnerships for the European Green Deal: EU relations with (re)emerging economies

The European Green Deal (EGD) has been described as a transformation strategy for the European continent, but its success also depends on cooperation at global level. Therefore, the EU intends to engage other actors and show international leadership on the climate agenda and the energy transition. This paper analyses the external dimension of the EGD, with a focus on global partnerships and EU leadership. Specifically, it examines EU relations with (re)emerging economies, in particular China, India, Indonesia, Mexico, Russia, and South Africa. Based on information acquired through cooperation with local research institutions, the paper examines prospects for partnership between the EU and these countries in the implementation of the EGD goals. We argue that great potential exists for green cooperation between the EU and re(emerging) economies. However, diplomatic conflict may occur if the EU attempts to shift the costs of the energy transition on partner countries.

Leadership and partnerships for the European Green Deal: EU relations with (re)emerging economies

The European Green Deal (EGD) has been described as a transformation strategy for the European continent, but its success also depends on cooperation at global level. Therefore, the EU intends to engage other actors and show international leadership on the climate agenda and the energy transition. This paper analyses the external dimension of the EGD, with a focus on global partnerships and EU leadership. Specifically, it examines EU relations with (re)emerging economies, in particular China, India, Indonesia, Mexico, Russia, and South Africa. Based on information acquired through cooperation with local research institutions, the paper examines prospects for partnership between the EU and these countries in the implementation of the EGD goals. We argue that great potential exists for green cooperation between the EU and re(emerging) economies. However, diplomatic conflict may occur if the EU attempts to shift the costs of the energy transition on partner countries.

Welche Bedeutung haben die „Grenzen des Wachstums“ heute?

Bonn, 30.05.2022. Vor fünfzig Jahren schreckte ein 200 Seiten starkes Werk die Weltöffentlichkeit auf: „Limits to Growth – Grenzen des Wachstums“ rückte ins Bewusstsein, dass stetige Wachstumsprozesse auf einem endlichen Planeten an Grenzen stoßen können oder sogar müssen. Den Bericht hatte der Club of Rome in Auftrag gegeben. Dieser wurde 1968 ins Leben gerufen und ist ein informeller Zusammenschluss von hochrangigen Personen aus Politik, Diplomatie, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Mission des Club of Rome ist es, drängende Menschheitsfragen nicht länger in disziplinären Silos, sondern als komplexe interdependente Themen zu betrachten. Diese sollen in umfassenden und langfristig angelegten Forschungen bearbeitet und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die Geschichte von „Limits to Growth“ hat gezeigt, dass so gestaltete Forschungen tatsächlich weltweite politische Debatten anstoßen und dauerhaft verankern können.

Lohnt sich die Lektüre von „Grenzen des Wachstums“ auch nach fünfzig Jahren noch und welche Lehren können gezogen werden?

Der Bericht wirft einen Blick in die Zukunft, basierend auf fünf Megatrends der ausgehenden sechziger und beginnenden siebziger Jahre: Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Unterernährung, Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe und Umweltverschmutzung. Erstmals in der Geschichte der Erdsystemforschung wurden Computer eingesetzt, um die Entwicklung komplexer Systeme im Zeitverlauf zu modellieren. Unter verschiedenen Annahmen wird untersucht, wie sich die genannten Megatrends jeweils für sich und im Zusammenspiel untereinander entwickeln werden. Eine zentrale Botschaft ist, dass einige der Beobachtungsgrößen, konkret die Bevölkerung und die industrielle Produktion nicht linear, sondern exponentiell wachsen. Wenn andere Systemelemente, beispielsweise die Nahrungsmittelproduktion, nur linear gesteigert werden können, müssen massive Probleme zwingend auftreten. Die Autor*innen äußern die Befürchtung, dass Fortschritte z.B. bei der Reduktion der Umweltverschmutzung je Produktionseinheit durch einen exponentiellen Anstieg der Produktion überkompensiert werden. Ohne den Übergang von einem Wachstums- zu einem Gleichgewichtsmodell, so die Schlussfolgerung, ist ein schneller Systemzusammenbruch in naher Zukunft zwingend.

Der Bericht wurde über die Jahrzehnte hinweg intensiv und vielfältig rezipiert. Die Berechnungen und die ihnen zugrundeliegenden Annahmen werden rückwirkend teilweise als übermäßig vereinfachend und zu pessimistisch beurteilt. So konnte die Belastung städtischer Luft mit Schwefeldioxid nach 1972 deutlich schneller verringert werden als im Bericht als bestmögliches Szenario beschrieben. Die Lebensmittelerzeugung wurde dynamischer ausgeweitet als angenommen. Die Industrialisierung als dominante oder gar einzige Form des Wirtschaftswachstums zu interpretieren, ist in der Nachbetrachtung unzureichend: Seit 1970 hat der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wertschöpfung deutlich zugunsten von Dienstleistungen abgenommen. 

Andere Studien zeigen aber, dass einzelne der Megatrends und ihr Zusammenspiel sich im Zeitverlauf durchaus bestätigt haben. Andere Bedrohungen kamen hinzu, die 1972 noch kaum beachtet wurden. Der Klimawandel beispielsweise findet in „Grenzen des Wachstums“ lediglich kursorische Erwähnung im Mittelteil des Berichts; ähnlich verhält es sich mit dem Verlust an Biodiversität und dem Artensterben.

Für die Nachhaltigkeitsdebatte gerade in Deutschland ist folgende Betrachtung „50 Jahre danach“ von großer Bedeutung. Technologischer Fortschritt kann, stärker als 1972 prognostiziert, Wachstumsprozesse auf der einen von Umweltzerstörung und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen und Senken auf der anderen Seite abkoppeln. Oft bedeutet dies keine absolute Entkoppelung, d.h. Ressourcen werden weiter verknappt und Senken belastet, nur geschieht dies deutlich langsamer als 1972 vermutet. Dies verschafft der Menschheit Zeit, um neue Modelle für die nachhaltige Entwicklung zu entwickeln und umzusetzen.

Leider wird in Deutschland der Technologiediskurs oft mehr von der Furcht vor Risiken als von Optimismus bezüglich neuer Chancen geprägt. Dies betrifft weite Teile von Politik und Zivilgesellschaft. Aber auch die wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung steht in der Tradition, vor allem mögliche nicht-intendierte negative Folgen von neuen Technologien in den Blick zu nehmen. Diese von dem Philosophen Hans Jonas als „Heuristik der Furcht“ gekennzeichnete Haltung kann Innovationen ausbremsen, was sich am Beispiel von Carbon Capture and Storage (CCS) ebenso zeigen lässt wie bei neuen Pflanzenzuchtmethoden wie CRISPR-CAS. Wir plädieren nicht für Blindheit gegenüber möglichen Risiken neuer Technologien. Angesichts rasch erodierender planetarer Grenzen sollte eine angemessene Bewertung von Innovationen aber in eine ergebnisoffene Einschätzung von Chancen und Risiken eingebettet werden. Nur so können Politik und Gesellschaft wichtige Leitplanken für die technologische Entwicklung setzen, ohne sie unnötig und ethisch nicht vertretbar zu verlangsamen.

Andreas Stamm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

Jakob Rhyner ist Wissenschaftlicher Direktor der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung / Innovations-Campus Bonn (ICB).

Hartmut Ihne ist Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Welche Bedeutung haben die „Grenzen des Wachstums“ heute?

Bonn, 30.05.2022. Vor fünfzig Jahren schreckte ein 200 Seiten starkes Werk die Weltöffentlichkeit auf: „Limits to Growth – Grenzen des Wachstums“ rückte ins Bewusstsein, dass stetige Wachstumsprozesse auf einem endlichen Planeten an Grenzen stoßen können oder sogar müssen. Den Bericht hatte der Club of Rome in Auftrag gegeben. Dieser wurde 1968 ins Leben gerufen und ist ein informeller Zusammenschluss von hochrangigen Personen aus Politik, Diplomatie, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Mission des Club of Rome ist es, drängende Menschheitsfragen nicht länger in disziplinären Silos, sondern als komplexe interdependente Themen zu betrachten. Diese sollen in umfassenden und langfristig angelegten Forschungen bearbeitet und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die Geschichte von „Limits to Growth“ hat gezeigt, dass so gestaltete Forschungen tatsächlich weltweite politische Debatten anstoßen und dauerhaft verankern können.

Lohnt sich die Lektüre von „Grenzen des Wachstums“ auch nach fünfzig Jahren noch und welche Lehren können gezogen werden?

Der Bericht wirft einen Blick in die Zukunft, basierend auf fünf Megatrends der ausgehenden sechziger und beginnenden siebziger Jahre: Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Unterernährung, Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe und Umweltverschmutzung. Erstmals in der Geschichte der Erdsystemforschung wurden Computer eingesetzt, um die Entwicklung komplexer Systeme im Zeitverlauf zu modellieren. Unter verschiedenen Annahmen wird untersucht, wie sich die genannten Megatrends jeweils für sich und im Zusammenspiel untereinander entwickeln werden. Eine zentrale Botschaft ist, dass einige der Beobachtungsgrößen, konkret die Bevölkerung und die industrielle Produktion nicht linear, sondern exponentiell wachsen. Wenn andere Systemelemente, beispielsweise die Nahrungsmittelproduktion, nur linear gesteigert werden können, müssen massive Probleme zwingend auftreten. Die Autor*innen äußern die Befürchtung, dass Fortschritte z.B. bei der Reduktion der Umweltverschmutzung je Produktionseinheit durch einen exponentiellen Anstieg der Produktion überkompensiert werden. Ohne den Übergang von einem Wachstums- zu einem Gleichgewichtsmodell, so die Schlussfolgerung, ist ein schneller Systemzusammenbruch in naher Zukunft zwingend.

Der Bericht wurde über die Jahrzehnte hinweg intensiv und vielfältig rezipiert. Die Berechnungen und die ihnen zugrundeliegenden Annahmen werden rückwirkend teilweise als übermäßig vereinfachend und zu pessimistisch beurteilt. So konnte die Belastung städtischer Luft mit Schwefeldioxid nach 1972 deutlich schneller verringert werden als im Bericht als bestmögliches Szenario beschrieben. Die Lebensmittelerzeugung wurde dynamischer ausgeweitet als angenommen. Die Industrialisierung als dominante oder gar einzige Form des Wirtschaftswachstums zu interpretieren, ist in der Nachbetrachtung unzureichend: Seit 1970 hat der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wertschöpfung deutlich zugunsten von Dienstleistungen abgenommen. 

Andere Studien zeigen aber, dass einzelne der Megatrends und ihr Zusammenspiel sich im Zeitverlauf durchaus bestätigt haben. Andere Bedrohungen kamen hinzu, die 1972 noch kaum beachtet wurden. Der Klimawandel beispielsweise findet in „Grenzen des Wachstums“ lediglich kursorische Erwähnung im Mittelteil des Berichts; ähnlich verhält es sich mit dem Verlust an Biodiversität und dem Artensterben.

Für die Nachhaltigkeitsdebatte gerade in Deutschland ist folgende Betrachtung „50 Jahre danach“ von großer Bedeutung. Technologischer Fortschritt kann, stärker als 1972 prognostiziert, Wachstumsprozesse auf der einen von Umweltzerstörung und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen und Senken auf der anderen Seite abkoppeln. Oft bedeutet dies keine absolute Entkoppelung, d.h. Ressourcen werden weiter verknappt und Senken belastet, nur geschieht dies deutlich langsamer als 1972 vermutet. Dies verschafft der Menschheit Zeit, um neue Modelle für die nachhaltige Entwicklung zu entwickeln und umzusetzen.

Leider wird in Deutschland der Technologiediskurs oft mehr von der Furcht vor Risiken als von Optimismus bezüglich neuer Chancen geprägt. Dies betrifft weite Teile von Politik und Zivilgesellschaft. Aber auch die wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung steht in der Tradition, vor allem mögliche nicht-intendierte negative Folgen von neuen Technologien in den Blick zu nehmen. Diese von dem Philosophen Hans Jonas als „Heuristik der Furcht“ gekennzeichnete Haltung kann Innovationen ausbremsen, was sich am Beispiel von Carbon Capture and Storage (CCS) ebenso zeigen lässt wie bei neuen Pflanzenzuchtmethoden wie CRISPR-CAS. Wir plädieren nicht für Blindheit gegenüber möglichen Risiken neuer Technologien. Angesichts rasch erodierender planetarer Grenzen sollte eine angemessene Bewertung von Innovationen aber in eine ergebnisoffene Einschätzung von Chancen und Risiken eingebettet werden. Nur so können Politik und Gesellschaft wichtige Leitplanken für die technologische Entwicklung setzen, ohne sie unnötig und ethisch nicht vertretbar zu verlangsamen.

Andreas Stamm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

Jakob Rhyner ist Wissenschaftlicher Direktor der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung / Innovations-Campus Bonn (ICB).

Hartmut Ihne ist Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Welche Bedeutung haben die „Grenzen des Wachstums“ heute?

Bonn, 30.05.2022. Vor fünfzig Jahren schreckte ein 200 Seiten starkes Werk die Weltöffentlichkeit auf: „Limits to Growth – Grenzen des Wachstums“ rückte ins Bewusstsein, dass stetige Wachstumsprozesse auf einem endlichen Planeten an Grenzen stoßen können oder sogar müssen. Den Bericht hatte der Club of Rome in Auftrag gegeben. Dieser wurde 1968 ins Leben gerufen und ist ein informeller Zusammenschluss von hochrangigen Personen aus Politik, Diplomatie, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Mission des Club of Rome ist es, drängende Menschheitsfragen nicht länger in disziplinären Silos, sondern als komplexe interdependente Themen zu betrachten. Diese sollen in umfassenden und langfristig angelegten Forschungen bearbeitet und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die Geschichte von „Limits to Growth“ hat gezeigt, dass so gestaltete Forschungen tatsächlich weltweite politische Debatten anstoßen und dauerhaft verankern können.

Lohnt sich die Lektüre von „Grenzen des Wachstums“ auch nach fünfzig Jahren noch und welche Lehren können gezogen werden?

Der Bericht wirft einen Blick in die Zukunft, basierend auf fünf Megatrends der ausgehenden sechziger und beginnenden siebziger Jahre: Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Unterernährung, Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe und Umweltverschmutzung. Erstmals in der Geschichte der Erdsystemforschung wurden Computer eingesetzt, um die Entwicklung komplexer Systeme im Zeitverlauf zu modellieren. Unter verschiedenen Annahmen wird untersucht, wie sich die genannten Megatrends jeweils für sich und im Zusammenspiel untereinander entwickeln werden. Eine zentrale Botschaft ist, dass einige der Beobachtungsgrößen, konkret die Bevölkerung und die industrielle Produktion nicht linear, sondern exponentiell wachsen. Wenn andere Systemelemente, beispielsweise die Nahrungsmittelproduktion, nur linear gesteigert werden können, müssen massive Probleme zwingend auftreten. Die Autor*innen äußern die Befürchtung, dass Fortschritte z.B. bei der Reduktion der Umweltverschmutzung je Produktionseinheit durch einen exponentiellen Anstieg der Produktion überkompensiert werden. Ohne den Übergang von einem Wachstums- zu einem Gleichgewichtsmodell, so die Schlussfolgerung, ist ein schneller Systemzusammenbruch in naher Zukunft zwingend.

Der Bericht wurde über die Jahrzehnte hinweg intensiv und vielfältig rezipiert. Die Berechnungen und die ihnen zugrundeliegenden Annahmen werden rückwirkend teilweise als übermäßig vereinfachend und zu pessimistisch beurteilt. So konnte die Belastung städtischer Luft mit Schwefeldioxid nach 1972 deutlich schneller verringert werden als im Bericht als bestmögliches Szenario beschrieben. Die Lebensmittelerzeugung wurde dynamischer ausgeweitet als angenommen. Die Industrialisierung als dominante oder gar einzige Form des Wirtschaftswachstums zu interpretieren, ist in der Nachbetrachtung unzureichend: Seit 1970 hat der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wertschöpfung deutlich zugunsten von Dienstleistungen abgenommen. 

Andere Studien zeigen aber, dass einzelne der Megatrends und ihr Zusammenspiel sich im Zeitverlauf durchaus bestätigt haben. Andere Bedrohungen kamen hinzu, die 1972 noch kaum beachtet wurden. Der Klimawandel beispielsweise findet in „Grenzen des Wachstums“ lediglich kursorische Erwähnung im Mittelteil des Berichts; ähnlich verhält es sich mit dem Verlust an Biodiversität und dem Artensterben.

Für die Nachhaltigkeitsdebatte gerade in Deutschland ist folgende Betrachtung „50 Jahre danach“ von großer Bedeutung. Technologischer Fortschritt kann, stärker als 1972 prognostiziert, Wachstumsprozesse auf der einen von Umweltzerstörung und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen und Senken auf der anderen Seite abkoppeln. Oft bedeutet dies keine absolute Entkoppelung, d.h. Ressourcen werden weiter verknappt und Senken belastet, nur geschieht dies deutlich langsamer als 1972 vermutet. Dies verschafft der Menschheit Zeit, um neue Modelle für die nachhaltige Entwicklung zu entwickeln und umzusetzen.

Leider wird in Deutschland der Technologiediskurs oft mehr von der Furcht vor Risiken als von Optimismus bezüglich neuer Chancen geprägt. Dies betrifft weite Teile von Politik und Zivilgesellschaft. Aber auch die wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung steht in der Tradition, vor allem mögliche nicht-intendierte negative Folgen von neuen Technologien in den Blick zu nehmen. Diese von dem Philosophen Hans Jonas als „Heuristik der Furcht“ gekennzeichnete Haltung kann Innovationen ausbremsen, was sich am Beispiel von Carbon Capture and Storage (CCS) ebenso zeigen lässt wie bei neuen Pflanzenzuchtmethoden wie CRISPR-CAS. Wir plädieren nicht für Blindheit gegenüber möglichen Risiken neuer Technologien. Angesichts rasch erodierender planetarer Grenzen sollte eine angemessene Bewertung von Innovationen aber in eine ergebnisoffene Einschätzung von Chancen und Risiken eingebettet werden. Nur so können Politik und Gesellschaft wichtige Leitplanken für die technologische Entwicklung setzen, ohne sie unnötig und ethisch nicht vertretbar zu verlangsamen.

Andreas Stamm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

Jakob Rhyner ist Wissenschaftlicher Direktor der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung / Innovations-Campus Bonn (ICB).

Hartmut Ihne ist Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Welche Bedeutung haben die „Grenzen des Wachstums“ heute?

Bonn, 30.05.2022. Vor fünfzig Jahren schreckte ein 200 Seiten starkes Werk die Weltöffentlichkeit auf: „Limits to Growth – Grenzen des Wachstums“ rückte ins Bewusstsein, dass stetige Wachstumsprozesse auf einem endlichen Planeten an Grenzen stoßen können oder sogar müssen. Den Bericht hatte der Club of Rome in Auftrag gegeben. Dieser wurde 1968 ins Leben gerufen und ist ein informeller Zusammenschluss von hochrangigen Personen aus Politik, Diplomatie, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Mission des Club of Rome ist es, drängende Menschheitsfragen nicht länger in disziplinären Silos, sondern als komplexe interdependente Themen zu betrachten. Diese sollen in umfassenden und langfristig angelegten Forschungen bearbeitet und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die Geschichte von „Limits to Growth“ hat gezeigt, dass so gestaltete Forschungen tatsächlich weltweite politische Debatten anstoßen und dauerhaft verankern können.

Lohnt sich die Lektüre von „Grenzen des Wachstums“ auch nach fünfzig Jahren noch und welche Lehren können gezogen werden?

Der Bericht wirft einen Blick in die Zukunft, basierend auf fünf Megatrends der ausgehenden sechziger und beginnenden siebziger Jahre: Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Unterernährung, Verbrauch nicht-erneuerbarer Rohstoffe und Umweltverschmutzung. Erstmals in der Geschichte der Erdsystemforschung wurden Computer eingesetzt, um die Entwicklung komplexer Systeme im Zeitverlauf zu modellieren. Unter verschiedenen Annahmen wird untersucht, wie sich die genannten Megatrends jeweils für sich und im Zusammenspiel untereinander entwickeln werden. Eine zentrale Botschaft ist, dass einige der Beobachtungsgrößen, konkret die Bevölkerung und die industrielle Produktion nicht linear, sondern exponentiell wachsen. Wenn andere Systemelemente, beispielsweise die Nahrungsmittelproduktion, nur linear gesteigert werden können, müssen massive Probleme zwingend auftreten. Die Autor*innen äußern die Befürchtung, dass Fortschritte z.B. bei der Reduktion der Umweltverschmutzung je Produktionseinheit durch einen exponentiellen Anstieg der Produktion überkompensiert werden. Ohne den Übergang von einem Wachstums- zu einem Gleichgewichtsmodell, so die Schlussfolgerung, ist ein schneller Systemzusammenbruch in naher Zukunft zwingend.

Der Bericht wurde über die Jahrzehnte hinweg intensiv und vielfältig rezipiert. Die Berechnungen und die ihnen zugrundeliegenden Annahmen werden rückwirkend teilweise als übermäßig vereinfachend und zu pessimistisch beurteilt. So konnte die Belastung städtischer Luft mit Schwefeldioxid nach 1972 deutlich schneller verringert werden als im Bericht als bestmögliches Szenario beschrieben. Die Lebensmittelerzeugung wurde dynamischer ausgeweitet als angenommen. Die Industrialisierung als dominante oder gar einzige Form des Wirtschaftswachstums zu interpretieren, ist in der Nachbetrachtung unzureichend: Seit 1970 hat der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wertschöpfung deutlich zugunsten von Dienstleistungen abgenommen. 

Andere Studien zeigen aber, dass einzelne der Megatrends und ihr Zusammenspiel sich im Zeitverlauf durchaus bestätigt haben. Andere Bedrohungen kamen hinzu, die 1972 noch kaum beachtet wurden. Der Klimawandel beispielsweise findet in „Grenzen des Wachstums“ lediglich kursorische Erwähnung im Mittelteil des Berichts; ähnlich verhält es sich mit dem Verlust an Biodiversität und dem Artensterben.

Für die Nachhaltigkeitsdebatte gerade in Deutschland ist folgende Betrachtung „50 Jahre danach“ von großer Bedeutung. Technologischer Fortschritt kann, stärker als 1972 prognostiziert, Wachstumsprozesse auf der einen von Umweltzerstörung und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen und Senken auf der anderen Seite abkoppeln. Oft bedeutet dies keine absolute Entkoppelung, d.h. Ressourcen werden weiter verknappt und Senken belastet, nur geschieht dies deutlich langsamer als 1972 vermutet. Dies verschafft der Menschheit Zeit, um neue Modelle für die nachhaltige Entwicklung zu entwickeln und umzusetzen.

Leider wird in Deutschland der Technologiediskurs oft mehr von der Furcht vor Risiken als von Optimismus bezüglich neuer Chancen geprägt. Dies betrifft weite Teile von Politik und Zivilgesellschaft. Aber auch die wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung steht in der Tradition, vor allem mögliche nicht-intendierte negative Folgen von neuen Technologien in den Blick zu nehmen. Diese von dem Philosophen Hans Jonas als „Heuristik der Furcht“ gekennzeichnete Haltung kann Innovationen ausbremsen, was sich am Beispiel von Carbon Capture and Storage (CCS) ebenso zeigen lässt wie bei neuen Pflanzenzuchtmethoden wie CRISPR-CAS. Wir plädieren nicht für Blindheit gegenüber möglichen Risiken neuer Technologien. Angesichts rasch erodierender planetarer Grenzen sollte eine angemessene Bewertung von Innovationen aber in eine ergebnisoffene Einschätzung von Chancen und Risiken eingebettet werden. Nur so können Politik und Gesellschaft wichtige Leitplanken für die technologische Entwicklung setzen, ohne sie unnötig und ethisch nicht vertretbar zu verlangsamen.

Andreas Stamm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

Jakob Rhyner ist Wissenschaftlicher Direktor der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung / Innovations-Campus Bonn (ICB).

Hartmut Ihne ist Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

An eye-level partnership

With their varied interests and needs, are European and African countries likely to build a stronger partnership? The Summit of the European Union and the African Union (EU-AU) at the end of February shows that cooperation between the two continents carries on. Yet, the need for a makeover of the partnership has been increasingly voiced. To ensure that the sustainability transition becomes an opportunity for enhanced cooperation rather than a barrier, the EU and African countries must discuss all implications of envisioned measures and plan for a sustainable future together. To that end, they need to ensure an eye-level partnership, with joint learning and knowledge creation, joint circular economy systems, and enhanced jobs and economic benefits on both sides. They must break out of old partnership patters to address each other’s challenges and support each other’s potential, while acknowledging intrinsic heterogeneity and varied needs as well as the implications of their long history together.

An eye-level partnership

With their varied interests and needs, are European and African countries likely to build a stronger partnership? The Summit of the European Union and the African Union (EU-AU) at the end of February shows that cooperation between the two continents carries on. Yet, the need for a makeover of the partnership has been increasingly voiced. To ensure that the sustainability transition becomes an opportunity for enhanced cooperation rather than a barrier, the EU and African countries must discuss all implications of envisioned measures and plan for a sustainable future together. To that end, they need to ensure an eye-level partnership, with joint learning and knowledge creation, joint circular economy systems, and enhanced jobs and economic benefits on both sides. They must break out of old partnership patters to address each other’s challenges and support each other’s potential, while acknowledging intrinsic heterogeneity and varied needs as well as the implications of their long history together.

An eye-level partnership

With their varied interests and needs, are European and African countries likely to build a stronger partnership? The Summit of the European Union and the African Union (EU-AU) at the end of February shows that cooperation between the two continents carries on. Yet, the need for a makeover of the partnership has been increasingly voiced. To ensure that the sustainability transition becomes an opportunity for enhanced cooperation rather than a barrier, the EU and African countries must discuss all implications of envisioned measures and plan for a sustainable future together. To that end, they need to ensure an eye-level partnership, with joint learning and knowledge creation, joint circular economy systems, and enhanced jobs and economic benefits on both sides. They must break out of old partnership patters to address each other’s challenges and support each other’s potential, while acknowledging intrinsic heterogeneity and varied needs as well as the implications of their long history together.

Marcel Fratzscher: „Die Politik muss deutlich mehr tun, um die sozialen Härten der Inflation abzufedern“

Mit steigender Inflation sind laut Statistischem Bundesamt die Reallöhne im ersten Quartal 2022 um 1,8 Prozent gesunken. Welche Maßnahmen die Politik nun ergreifen muss, um die Auswirkungen vor allem für die unteren Einkommensschichten abzumildern, kommentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:

Die Inflation in Deutschland ist so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr, und dies lässt nun auch die Reallöhne sinken. Wir erleben eine höchst unsoziale Inflation, da gerade Menschen mit geringen Einkommen besonders stark durch höhere Preise für Energie und Lebensmittel belastet werden. Eine Studie am DIW Berlin zeigt, dass sich für Menschen mit sehr geringen Einkommen die steigenden Energiepreise relativ zu ihrem Einkommen drei- bis viermal so stark niederschlagen wie für Menschen mit hohen Einkommen.

Die Politik ist in der Pflicht und muss deutlich mehr tun, um die sozialen Härten der Inflation abzufedern. Die EZB sollte sehr bald die Zinsen erhöhen, auch wenn dies in diesem und nächsten Jahr nur wenig an der hohen Inflation ändern wird. Die Bundesregierung wiederum muss sehr viel zielgenauer als bisher die am härtesten betroffenen Menschen unterstützen und entlasten. Das Entlastungspaket der Bundesregierung war bisher nicht zielgenau genug und teilweise sogar kontraproduktiv. Die Spritpreisbremse ist eine Umverteilung von Arm zu Reich und konterkariert den Klimaschutz. Außerdem erhalten zu viele bedürftige Menschen, allen voran Rentnerinnen und Rentner, kaum Unterstützung.

Die Bundesregierung sollte nun ein kluges Entlastungspaket planen, mit dem ausschließlich Menschen mit geringen und mittleren Einkommen entlastet werden. Familien mit geringen Einkommen sollten nicht nur einmalig, sondern permanent entlastet werden. Ein Anstieg des Mindestlohns auf zwölf Euro ist das wichtigste Instrument für die zehn Millionen Beschäftigten im Niedriglohnbereich, auch um sich gegen die steigenden Preise zu schützen. Der Staat muss zudem dringend die Sozialleistungen erhöhen und beispielsweise den Hartz-IV-Satz sowie die Grundsicherung um 100 bis 150 Euro monatlich anheben. Den Spielraum hat sie, da sich mit steigender Inflation auch die Steuereinahmen erhöhen.

Und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die Spitze des Inflationsanstiegs vermutlich noch nicht erreicht ist. Ich befürchte, dass wir das Risiko einer weiteren Eskalation des Krieges ebenso unterschätzen wie die Gefahr einer weiteren Corona-Welle.

Sustainable Global Supply Chains Annual Report 2022

Global Supply Chains (GSCs) have become a key feature of globalisation. Production processes are increasingly broken down into specific tasks and organised across national borders. They are organised and  governed by “lead firms” (Gereffi, 1994) that set many of the standards according to which other firms in the chain operate. About half of all global trade is nowadays organised in GSCs (World Bank, 2020a). The organisational structure of GSCs has an enormous influence on whether the global community reaches the Sustainable Development Goals. GSCs have enabled developing countries to access international markets  and thereby increase people’s incomes, but the types of new employment created do not always meet international standards of decent work. Likewise, global firms often introduce new technologies and better environmental practices to local firms, but their integration in GSCs also triggers additional resource extraction and boosts transport-related greenhouse gas emissions. Put simply: While GSCs provide new  opportunities to firms and countries, GSC integration does not automatically translate into sustainable development in its economic, social and environmental dimensions.

Sustainable Global Supply Chains Annual Report 2022

Global Supply Chains (GSCs) have become a key feature of globalisation. Production processes are increasingly broken down into specific tasks and organised across national borders. They are organised and  governed by “lead firms” (Gereffi, 1994) that set many of the standards according to which other firms in the chain operate. About half of all global trade is nowadays organised in GSCs (World Bank, 2020a). The organisational structure of GSCs has an enormous influence on whether the global community reaches the Sustainable Development Goals. GSCs have enabled developing countries to access international markets  and thereby increase people’s incomes, but the types of new employment created do not always meet international standards of decent work. Likewise, global firms often introduce new technologies and better environmental practices to local firms, but their integration in GSCs also triggers additional resource extraction and boosts transport-related greenhouse gas emissions. Put simply: While GSCs provide new  opportunities to firms and countries, GSC integration does not automatically translate into sustainable development in its economic, social and environmental dimensions.

Sustainable Global Supply Chains Annual Report 2022

Global Supply Chains (GSCs) have become a key feature of globalisation. Production processes are increasingly broken down into specific tasks and organised across national borders. They are organised and  governed by “lead firms” (Gereffi, 1994) that set many of the standards according to which other firms in the chain operate. About half of all global trade is nowadays organised in GSCs (World Bank, 2020a). The organisational structure of GSCs has an enormous influence on whether the global community reaches the Sustainable Development Goals. GSCs have enabled developing countries to access international markets  and thereby increase people’s incomes, but the types of new employment created do not always meet international standards of decent work. Likewise, global firms often introduce new technologies and better environmental practices to local firms, but their integration in GSCs also triggers additional resource extraction and boosts transport-related greenhouse gas emissions. Put simply: While GSCs provide new  opportunities to firms and countries, GSC integration does not automatically translate into sustainable development in its economic, social and environmental dimensions.

WhatsApp and political messaging at the periphery: insights from Northern Ghana

WhatsApp is the most popular messaging platform in over 80% of countries in West Africa, and a daily port of call for a wide range of information and services. This chapter is part of an edited collection that seeks to examine the impact that this technology and the fundamental changes that WhatsApp has brought to many citizens' lives in social, economic and political contexts.
 

WhatsApp and political messaging at the periphery: insights from Northern Ghana

WhatsApp is the most popular messaging platform in over 80% of countries in West Africa, and a daily port of call for a wide range of information and services. This chapter is part of an edited collection that seeks to examine the impact that this technology and the fundamental changes that WhatsApp has brought to many citizens' lives in social, economic and political contexts.
 

WhatsApp and political messaging at the periphery: insights from Northern Ghana

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COVID-19 – Turning point in the process of industrialization?

This study explores to what extent the COVID-19 crisis has been a turning point in the industrialisation process and the overall progress of countries towards sustainable development and what this implies for future inclusive and sustainable industrial development policies. The focus of the study is on latecomer economies.

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COVID-19 – Turning point in the process of industrialization?

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