Heute findet in Frauenfeld der Motocross-GP statt. BLICK versorgt Sie mit allen wissenswerten Infos.
Quali-Rennen – In der MXGP liefert Jeremy Seewer ein ansprechendes Qualifying-Race ab. Der Zürcher qualifiziert sich auf dem 8. Platz und ist damit in Lauerposition. Vielversprechend vor allem sein Auftritt in den Trainings. Dort brilliert Seewer mit der viertschnellsten Zeit. Ganz zuvorderst steht nach dem Quali-Rennen Superstar Tony Cairoli.
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Ferrari-Stars – Welche Promis mischen sich unter die 30'000 Fans? Gut möglich,
dass beide Formel-1-Piloten von Ferrari auftauchen. Wahl-Thurgauer Sebastian Vettel war schon 2016 zu Gast. Ebenso Kimi Räikkönen – der Finne besitzt ein eigenes Motocross-WM-Team: IceOne Racing Husqvarna. Auch Töff-Pilot Dominique Aegerter kommt.
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Fernsehen – SRF2 zeigt die je zwei Rennläufe der Klassen MX2 (13 und 16 Uhr) und MXGP (14 und 17.30 Uhr) live. Kommentator ist Claude Jaggi, Experte ist Dani Müller. Der 53-Jährige ist in der Schweizer Motocross-Szene eine Grösse und bestreitet nach wie vor Rennen. Letztes Jahr sahen bei SRF 450 000 Zuschauer den GP am TV.
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Fortbestand – Sehen wir den letzten Schweiz-GP? «Wir haben drei Monate Zeit, um eine neue Bewilligung für drei Jahre zu erwirken», sagt OK-Boss Willy Läderach (77). Ziel ist eine Umzonung, damit die Strecke nicht jedes Jahr für 250 000 Franken zurück- und wieder aufgebaut werden muss.
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Flugshow – Auch die Kunstflugstaffel Patrouille Suisse donnert heute über das Renngelände. Die sechs Piloten bieten ab 15.20 Uhr Spektakel.
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Freundin – Neben den MXGP-Stammfahrern Jeremy Seewer und Valentin Guillod fahren weitere Schweizer mit einer Wildcard: Loris Freidig und Alessandro Contessi in der MX2. Yves Furlato, Cyrill Scheiwiller, Nicolas Bender und Andy Baumgartner in der MXGP. Baumgartner holte 2017 sensationell einen WM-Punkt. «Das war mein heimliches Ziel. Davon habe ich aber nicht mal meiner Freundin erzählt!»
ZÜRICH - Neues erfinden, inspiriert von der Natur. Das ist Bionik. Wissenschaftler aus aller Welt übertragen Naturphänomene auf die Technik – immer wieder und immer häufiger.
Er ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Verwendet bei Schuhen, Kleidern und Rucksäcken, hat er sich innert kürzester Zeit verbreitet. Die Rede ist vom Klettverschluss. Inspiriert von der Natur, machte der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral aus einer Idee eines der erfolgreichsten Massenprodukte. Vor 60 Jahren war er einer von wenigen Wissenschaftlern, die sich mit Naturphänomenen beschäftigten. Heute läge er damit voll im Trend. Dieser heisst Bionik.
Bioniker nehmen die Natur als Vorbild für die Technik. Beim Klettverschluss war es die Klettpflanze, die Forscher aufgrund ihrer vielen winzigen Haken, die an jedem Faden oder Haar haften bleiben, inspiriert hat. So war der Löwenzahn Vorbild für die Entwicklung des Fallschirms und die Grapefruit für den Velohelm. Derzeit beschäftigen sich Wissenschaftler mit einer luftreinigenden Farbe, abgeschaut von der Fotosynthese der Pflanzen, während andere versuchen, Frischwasser aus Salzwasser zu gewinnen, oder sich mit einem selbstheilenden Beton befassen. Auch in der Architektur und Medizin schauen Forscher immer wieder der Natur ab, wenn es darum geht, Fortschritte zu machen.
Gesellschaft steht auf BioFür den deutschen Bioniker Thomas Speck ist es höchste Zeit, dass die Bionik endlich die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient. «Bionik ist unsere Zukunft. Sie ist eine Chance, Entwicklungen zu machen, die das Leben verbessern.» Für den aktuellen Hype sind zwei Aspekte verantwortlich. Einerseits ermöglichen 3-D-Drucker Wissenschaftlern so zu bauen, wie es die Biologie tut: von klein zu gross. Lange Zeit waren die Geräte aber zu teuer, um in grossen Mengen zu produzieren. Heute ist dies anders. Ausserdem ist der gesellschaftliche Trend zu Natürlichkeit und Nachhaltigkeit nach wie vor sehr präsent.
Die Gesellschaft ist gemäss Speck überzeugt, dass bionische Produkte besonders nachhaltig sind, da sie in gewisser Weise aus der Natur stammen. Eine Annahme, die nicht ganz korrekt ist. Jedes Produkt muss einzeln getestet und untersucht werden, um eine Aussage über dessen Nachhaltigkeit machen zu können.
Schweiz hält mitDie Bionik boomt weltweit. Zwar gehört die Schweiz noch nicht zu den führenden Nationen, dennoch braucht sie sich keineswegs zu verstecken. Auch dank ihren vielen Maschinenherstellern. So entwickeln Schweizer Forscher derzeit Materialien, die Robotern das Fühlen ermöglichen sollen. So sollen Roboter ein Glas heben können, ohne es zu zerbrechen. Oder Prothesen auf eine Entzündung am Gelenk hinweisen können. Erfindungen, von denen die Altenpflege und die Medizin profitieren könnten.
Ein weiterer Pluspunkt ist das Bildungssystem. Unsere Gesellschaft hat eine hohe Affinität zur Anwendung, die Studenten an den zahlreichen Fachhochschulen ausleben können. Eine Kultur, die viele Länder nicht kennen. Den Studiengang Bionik gibt es in der Schweiz jedoch nicht. Ein Nachteil? Nein. «Wenn Forscher aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen, haben sie einen grossen Wissensvorteil und kreieren in der Gruppe Erfolgsstorys für bionische Entwicklungen», so Speck. Wäre da nur nicht das Problem der Finanzierung.
Mit Crowdfunding zur ErfindungForschung kann nur zum Produkt werden, wenn sie finanziert wird. Im Zeitalter der Digitalisierung müssen Wissenschaftler neue, innovative Wege einschlagen, Kleinsponsoring und Crowdfunding sind die Finanzierungsmethoden von heute. Zudem braucht es einen Ort, an dem Forscher, Industriepartner und Finanzgeber aus aller Welt aufeinandertreffen. Ein solches Matchmeeting findet alle zwei Jahre in Zürich statt. Seit der Lancierung 2012 ist die Veranstaltung SHIFT die führende Plattform, um bionische Projekte voranzutreiben.
Klar ist: Der Trend wird weitergehen. Denn die Schatztruhe Natur ist für die Wissenschaft noch lange nicht leer.
SHIFT Zurich 2018. Die Konferenz für Bionik mit dem Motto « Self-Organizing-Systems » findet am 23./24. August im Technopark und Marriott-Hotel statt.
Jede Woche stellen wir eine gewichtige Frage – und Sie geben Antwort.
Diskutieren Sie mit! Die besten Rückmeldungen werden im SonntagsBlick-Magazin vom 19. August gedruckt. Benutzen Sie für Ihre Antwort das Kommentar-Formular unten.
*Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu kürzen.
Tesla-Chef Elon Musk steht gewaltig unter Druck. In einem emotionalen Interview mit der «New York Times» spricht er über seinen Gesundheitszustand und seine Zukunft bei Tesla. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Interview und dessen Folgen.
Am 7. August veröffentlichte Tesla-Chef Elon Musk einen folgenschweren Tweet. Darin spielte er mit dem Gedanken, Tesla von der Börse zu nehmen. Insbesondere seine Bemerkung, dass die Finanzierung für den Deal stehe, wird durch die Börsenaufsicht SEC überprüft und hat bereits zu zwei Anklagen geführt (BLICK berichtete).
Aber nicht nur das: Das Unternehmen kämpft darum, die Produktion des neuen Models 3 hochzufahren.
In einem Interview mit der «New York Times» verrät Musk, wie sehr ihm das vergangene Jahr zugesetzt hat, ob er seinen folgenschweren Tweet bereut und wie es um seine Zukunft bei Tesla steht. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Interview und dessen Folgen:
Wie steht es um die Gesundheit von Musk?«Nicht gerade toll», sagt Musk gegenüber der «Times». Das vergangene Jahr sei das schwierigste und schmerzhafteste Jahr seiner Karriere gewesen. «Es war unerträglich.» Er habe deswegen fast die Hochzeit seines Bruders verpasst und den eigenen Geburtstag komplett in der Fabrik verbracht.
Wie Musk erzählt, habe es an allen Seiten gebrannt, während Tesla Probleme hatte, Tausende Model 3-Fahrzeuge zu produzieren und auf den Markt zu bringen.
Er arbeite 120 Stunden die Woche und könne manchmal nur mit dem Schlafmittel Ambien Ruhe finden. «Es ist oft die Alternative: kein Schlaf oder Ambien», zitiert die Zeitung den Tesla-Chef. Während des rund einstündigen Interviews habe Musk abwechselnd gelacht und geweint, beschreiben die Reporter.
Bereut Musk seinen Tweet vom 7. August?«Wieso sollte ich?», sagt Musk im Interview. Und fügt an, dass er nicht aufhören werde, die sozialen Medien zu benutzen. Einige Verwaltungsratsmitglieder hätten aber Musk dazu angehalten, Twitter fernzubleiben und sich lieber auf das Herstellen von Autos und das Starten von Raketen zu konzentrieren, schreibt die «Times».
Tritt Musk jetzt zurück?Musk will weder zurücktreten noch hat er Pläne, seine Doppelrolle als Verwaltungsratspräsident und CEO bei Tesla aufzugeben, wie er im Interview sagt. Er fügt aber an: «Falls es jemanden gibt, der einen besseren Job machen kann als ich, lassen Sie mich dies bitte wissen. Er kann den Job haben und die Zügel sofort übernehmen.»
Einige Stimmen fordern Musk indirekt auf, zumindest kürzer zu treten. Maryann Keller, eine unabhängige Analystin der Autoindustrie, sagt gegenüber «Bloomberg»: «Er tut der Aktie oder seinem Ansehen als Chef nicht gut.» In derselben Zeitung lässt sich auch Stephen Diamond zitieren, ein auf Unternehmensführung spezialisierter Rechtsprofessor der Santa Clara Universität.
Er sagt: «Es ist klar, dass Musk nicht vier Unternehmen gleichzeitig führen kann.» Damit spricht er an, dass Musk nicht nur in der Tesla-Führung eine Doppelrolle spielt, sondern auch beim privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX sowie zwei weitere Firmen führt. «Tesla verdient und braucht einen exklusiven Vollzeit-CEO», so Diamond.
Der Verwaltungsrat sucht dringend einen Topmanager, um den gesundheitlich angeschlagenen Firmenchef zu entlasten. Die «Times» beruft sich dabei auf «Personen, die mit der Sache vertraut sind». Danach sei die Suche nach den umstrittenen Tweets von Musk noch intensiviert worden. Musk sagt im Interview jedoch, seines Wissens nach gebe es «derzeit keine aktive Suche» nach einer Nummer zwei.
Auf «Bloomberg» folgte nach dieser Meldung der «Times» eine Richtigstellung: Es gäbe keine offizielle Suche nach einem Topmanager durch den Verwaltungsrat. Gesucht werde nach einem «Senior Talent», was aber kontinuierlich der Fall sei und in den letzten Wochen nicht intensiviert worden sei.
Wie viel Geld machten die Tesla-Anleger nach dem Interview?Für die Leerverkäufer, die derzeit gegen Tesla wetten, war am Freitag Zahltag: Die Investoren verdienten insgesamt rund eine Milliarde Dollar, wie die «Times» unter Berufung auf Daten des Analysehauses S3 Partners berichtet.
Die Tesla-Aktie hatte an diesem Tag um fast neun Prozent verloren und landete bei rund 303 US-Dollar. Das bedeutet, dass die Investoren, die gegen Tesla gewettet haben, an diesem Freitag den Grossteil dessen, was sie nach dem berüchtigten Börsenabgangs-Tweet von Musk verloren hatten, wieder reinholen konnten.
Ausgerechnet jene Investoren profitierten also, gegen die Musk immer wieder wettert. Im Interview mit der «Times» macht er sie für einen grossen Teil seines Stresses verantwortlich. Er glaubt, die Leerverkäufer wollen Tesla scheitern sehen.
Konnte Musk seine Kritiker besänftigen?Nur teilweise. Die «Times» schreibt über den Tesla-Chef, er habe im Interview ein aussergewöhnliches Mass an Selbstreflexion und Verletzlichkeit gezeigt und erkannt, dass seine unzähligen Führungsaufgaben einen hohen persönlichen Tribut fordern würden. Das könnte sich positiv auf das Vertrauen zu Musk auswirken.
Doch für «Bloomberg» überwiegt der Umstand, dass sich die Befürchtungen um Musks Gesundheitszustand durch das Interview erhöht haben. Und für den Gadget-Blog Gizmodo ist klar, dass Tesla weiterhin mit PR-Problemen zu kämpfen haben wird.
Ein Twitter-User glaubt gar, dass Musk das Interview gezielt gegeben habe, um Tesla einfacher von der Börse zu nehmen:
Auch andere Twitter-User kritisieren die Aussagen Musks:
Zwar konnte Musk nach dem Interview mit der «Times» mit positiven News aufwarten: In einem Gespräch mit dem Youtuber Marques Brownlee schätzt er, dass Tesla in drei Jahren ein Model produzieren könne, das für 25'000 Dollar bereits erhältlich sei.
Für negative Schlagzeilen nach dem Interview sorgte hingegen die Behauptung der Rapperin Azealia Banks, der Tesla-Chef nehme LSD, wie die «Bild» schreibt. Banks ist eine Bekannte von Musks Freundin, der kanadischen Musikerin Grimes (30).
Mittel Juli machte die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic den Rückruf publik. Jetzt ist die Zahl der Betroffenen bekannt, die die Risiko-Tabletten zur Blutdrucksenkung bekommen haben.
Mittel Juli wurde der Rückruf zahlreicher Blutdrucksenker in der Schweiz bekannt. Die Tabletten namhafter Hersteller wie Mepha, Spirig, Axapharm und Helvepharm enthalten den Wirkstoff Valsartan.
Dieser stammt vom Zulieferer Zhejiang Huahai aus China. Grund für den europaweiten Rückruf: die Medikamente mit dem Wirkstoff Valsartan waren teilweise hoch verunreinigt mit einem krebserregenden Stoff.
Nun zeigt sich: Rund 14'000 Patienten sind laut einer Meldung der «NZZ am Sonntag» von den Verunreinigungen von Medikamenten mit Valsartan betroffen gewesen. Die Zeitung beruft sich auf Berechnungen des Branchenverbands Intergenerika.
Rücksprache mit Arzt nehmenDer unlängst erfolgte Rückruf von schädlichen Tabletten sei zudem nicht direkt an die Patienten, sondern nur über Ärzte und Apotheken, erfolgt, weil die Heilmittelaufsicht Swissmedic vermeiden wollte, dass Patienten ohne Rücksprache mit ihrem Arzt die Therapie abrupt abbrechen.
Recherchen zeigten nun, dass Inspektoren der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Medikamente FDA diesen Lieferanten wegen lascher Qualitätssicherung bereits 2016 und 2017 scharf gerügt hätten.
Rund 16 Prozent der erwachsenen Schweizer Wohnbevölkerung kämpfen gegen hohen Blutdruck. Sie nehmen teilweise über Jahre und Jahrzehnte täglich Blutdrucksenker. Die Liste der vom Rückruf betroffenen Medikamente findet sich auf der Swissmedic-Website. (uro)
Nach zwölf Jahren erscheint am 23. August endlich ein neuer Roman des Schweizer Autors Thomas Hürlimann. «Heimkehr» ist ein furioses sprachliches Feuerwerk.
Ein Autounfall: «… hoch oben ein Punkt, ein Blinken, ein Zwinkern, ein Stern, ein Satellit oder ein Flugzeug … Der Wagen liegt auf der Fahrerseite. Ein Vorderrad dreht sich noch, ein paar Schneeflocken zu einer dünnen Flamme aufwirbelnd.»
So beginnt «Heimkehr», der erste Roman seit 2006 des Schweizer Schriftstellers Thomas Hürlimann (67). Ein volles Dutzend Jahre sind seit «Vierzig Rosen» vergangen, aber «Heimkehr» ist alles andere als Dutzendware: Mit seiner brillant geschliffenen Sprache strahlt das neue Buch wie ein Solitär.
Treffend kündigt der Verlag den Roman als «das Lebensbuch von Thomas Hürlimann» an, das Vermächtnis eines Mannes, der dem Tod schon ins Auge sah: «Kurze Story meiner Auferweckung» titelte Hürlimann 2015 einen «Zeit»-Artikel nach der Operation an seiner verkrebsten Prostata, doch kürzlich musste er wegen eines erneuten Spitalaufenthalts die 1.-August-Rede in seiner Wohngemeinde Walchwil am Zugersee und Interviewtermine mit Journalisten absagen.
Die Familiengeschichte Hürlimanns in drei BüchernHürlimann ist einer der wortmächtigsten deutschsprachigen Autoren. Seinen ersten Bestseller landet er 1989 mit der Novelle «Das Gartenhaus» und bespielt danach mit seinen Dramen «Der letzte Gast» (1991), «Der Gesandte» (1991), «Das Lied der Heimat» (1998) und «Das Einsiedler Welttheater» (2000 und 2007) die grossen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Um die Jahrtausendwende sorgt Hürlimann vor allem mit der Prosatrilogie «Der grosse Kater», «Fräulein Stark» und «Vierzig Rosen» für Furore. In diesen drei Büchern verarbeitet er virtuos verklausuliert seine Familiengeschichte mit dem jeweiligen Fokus auf Vater, Mutter und Sohn.
«Der grosse Kater» von 1998 ist der Schlüsselroman über seinen Vater, Bundesrat Hans Hürlimann (1918–1994), und sorgt wegen seiner schonungslosen Schilderung des Politischen im Privaten für Aufruhr. 2009 kommt die Verfilmung mit Bruno Ganz (77) in der Rolle des Katers in die Kinos.
2001 folgt mit der Novelle «Fräulein Stark» das Buch aus Sohnessicht: Darin verarbeitet der Autor seine Jugend vor dem Eintritt in die Klosterschule Einsiedeln. Sex und Judentum sind Themen des Werks. Hürlimanns Onkel empört sich öffentlich, und Marcel Reich-Ranicki (1920–2013) bezichtigt den Schriftsteller im «Literarischen Quartett» des Antisemitismus.
In «Vierzig Rosen» von 2006 umschreibt Hürlimann schliesslich das aufopfernde Leben seiner Mutter Marie-Theres Hürlimann-Duft (1926–2001): Sie verliert früh ihre Mutter, wächst beim Vater auf und steuert auf eine Musikkarriere zu – da trifft sie den aufstrebenden Jungpolitiker.
Von Sizilien über Afrika und Zürich bis ins Berlin vor 1989Katz und Kater, die Protagonisten aus diesen Büchern, treten in «Heimkehr» wieder auf, und im Zentrum des neuen Romans steht abermals eine Vater-Sohn-Geschichte. Jetzt heissen die Hauptfiguren Heinrich Übel senior und junior: Der Alte ist Fabrikbesitzer der Gummiwerke im fiktiven Fräcktal, der Junge textet in der dortigen Reklameabteilung den Produktekatalog. Verkaufsschlager sind Kondome, «Dr. Übels Verhüterli».
Das Verhältnis zum Sohn ist nicht ungetrübt, und der Vater kalauert: «Mein lieber Abfall, du bist weit vom Stamm gefallen.» Sie trennen sich – bis 18 Jahre nach dem Rausschmiss der Patron ruft. Der Junior brettert mit einem geliehenen Chevrolet ins Fräcktal und verunfallt kurz vor dem Ziel auf vereister Strasse.
Ein Unfall, wie er sich im Leben von Thomas Hürlimann tatsächlich zugetragen hat. «In einer schwierigen Phase meines Lebens hat es mich aus der Kurve getragen», sagt Hürlimann in einem Gespräch mit seinem Lektor Jürgen Hosemann (51). «Es war zwei Uhr nachts, die Welt schlief. Ich wankte von der Brücke, wo es passiert war, ans Ufer und setzte mich zum Sterben hin.» Was er in diesem Moment erlebt habe, sei keine Angst gewesen, sondern eine absolute Hochstimmung: «Die Sterne, der Himmel! Ich glaubte über die Grenze in eine andere Welt zu schweben.»
«… hoch oben ein Punkt, ein Blinken, ein Zwinkern, ein Stern, ein Satellit oder ein Flugzeug …» So sieht der Ich-Erzähler Heinrich Übel junior in «Heimkehr» seinen Unfall. Und als er später in Sizilien aufwacht und sich fragt, wie er hierhergekommen ist, vergewissert er sich seiner selbst: «Ich bin mir nicht abhandengekommen, ich kenne meinen Namen, den Vornamen, das Geburtsdatum: Heinrich Übel junior, geboren am 21. Dezember 1950 im Fräcktal.»
Exakt das Geburtsdatum von Thomas Hürlimann. Und wie sein Protagonist landet auch der Poet nach seinem Autounfall auf Sizilien – eingeladen von seinem damaligen Verleger Egon Ammann (1941–2017). Das Verlagsende 2010 und Ammanns letztjähriger Tod dürften mitunter Gründe sein, weshalb Hürlimann so lange kein Buch veröffentlicht hat, denn die beiden verband eine enge Freundschaft. Das Manuskript von Hürlimanns erstem Erzählband «Die Tessinerin» bewog Ammann 1981 zur Gründung eines eigenen Verlags.
«Vom Unfall hatte ich eine schlimme Narbe an der Schläfe», sagt Hürlimann, «und erst allmählich begriff ich, dass sie mir den Respekt der Sizilianer eintrug.» In ihren Augen ist er ein richtiger Mann, der seinen Gegnern die Stirn bietet. «Da verband sich der Unfall mit dem rauschenden sizilianischen Frühling, der Tod mit der Auferstehung – das war die Initialzündung für den Roman.»
«Heimkehr» ist ein furioses Feuerwerk, ein autobiografisches Buch, ein Vater-Sohn-Roman und ein abenteuerliches Roadmovie. Eine Odyssee, die den Ich-Erzähler von Sizilien über Afrika und Zürich bis ins Berlin vor dem Mauerfall 1989 bringt.
In Zürich beschreibt Hürlimann spöttisch die Schickimicki-Szene: «Der Feuilletonchef der NZZ (mit weissem Pudel), Traxel & Moff (einander ignorierend), Stadtrat Läuchli-Burger, der grosse Psycho-Bloom sowie die übliche Schar von Seelenklempnern ...»
Bücher bleiben, Reden verhallenIn West-Berlin nimmt Heinrich Übel junior am Siebten Internationalen Gummikongress teil – mit der Hoffnung, im Osten der Stadt die schöne DDR-Funkwerkerin zu treffen, die ihm auf Sizilien ein drahtloses Telefon schmackhaft machen wollte. «Es wäre eine bahnbrechende, vielleicht die DDR rettende Erfindung gewesen, wenn man ihr nicht ein falsches Gehäuse verpasst hätte», sagt Hürlimann dem Lektor. Das drahtlose Telefon ist nämlich ein klobiger Ohrensessel.
Mit solchen humoristischen Einfällen zeigt sich der Katholik Hürlimann von seiner ausschweifenden, üppigen Seite und nicht von der verbissen dogmatischen wie in seiner ungehaltenen 1.-August-Rede von Walchwil. Darin prangert er den Begriff der Toleranz als ein anderes Wort für Feigheit an.
«Diese Toleranzfahne eignet sich bestens dazu, über den Sarg unserer Kultur gelegt zu werden», steht im Redemanuskript, das die «Schweiz am Wochenende» abgedruckt hat. «Denn ich wiederhole: Toleranz ist eine Koketterie von Sterbenden. Wer sich nicht mehr behauptet, wer nur noch erduldet, was auf ihn zukommt, der wird zur Leiche und verschwindet aus der Geschichte.»
Doch Toleranz macht Geschichten, wie gerade «Heimkehr» exemplarisch zeigt. Hürlimann lässt darin zu, präsentiert eine breite Palette an An- sowie Aussichten und schliesst nicht a priori aus. Er wertet nicht, wohlwissend, dass Literatur keine Politik ist. Bücher bleiben, Reden verhallen. Gute Belletristik steht weit über dem Tagesgeschehen.
«… hoch oben ein Punkt, ein Blinken, ein Zwinkern, ein Stern, ein Satellit oder ein Flugzeug …» Der erste Satz aus «Heimkehr» erinnert fatal an den Schluss von Urs Widmers (1938–2014) letztem Buch «Reise an den Rand des Universums»: «Die Raffinerie, die eben noch eine schwarze Silhouette gewesen war, erstrahlte plötzlich in tausend Lichtern. Gelb, orange, rot.» Wie ein Raumschiff, das bereit sei, zu einer Reise an den Rand des Universums zu starten.
Es gibt allerdings einen Unterschied: Wirft Widmer einen Blick auf die Welt, schaut Hürlimann in den Himmel von der Erde aus. Möge das noch lange so bleiben.
Thomas Hürlimann: «Heimkehr», S.-Fischer-Verlag, 524 Seiten, ab 23. August im Buchhandel
Wütende Anwohner haben in Brasilien ein Lager mit Flüchtlingen aus Venezuela angegriffen, angezündet und teilweise zerstört. Bei der Attacke habe es keine Verletzten gegeben.
In Brasilien ist ein Lager mit Flüchtlingen aus Venezuela angegriffen, angezündet und teilweise zerstört worden. Verletzt wurde bei der Attacke von wütenden Anwohnern nach ersten Erkenntnissen aber niemand, wie die lokalen Behörden am Samstag mitteilten.
Der Vorfall ereignete sich im nördlichen Bundesstaat Roraima an der Grenze zum Krisenland Venezuela.
Medienberichten zufolge war zuvor angeblich ein Einwohner der Stadt Pacaraima von venezolanischen Flüchtlingen angegriffen worden. Die Lage sei eskaliert und Einwohner hätten gegen die Migranten protestiert sowie deren Lager fast vollständig zerstört, berichtete die Website des Senders Globo.
Venezolaner flüchteten zu Fuss in ihr HeimatlandAngreifer setzten Augenzeugen zufolge die Zelte der rund 2000 Flüchtlinge in der Stadt in Brand. Viele der Venezolaner flüchteten zu Fuss zurück in ihr Heimatland. Nach Polizeiangaben gab es aber weder Verletzte noch Festnahmen.
Venezuela steckt infolge von Erdölpreiszerfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflation ist ausser Kontrolle geraten. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte die Geldentwertung in diesem Jahr eine Million Prozent erreichen. Die Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen.
Seit 2017 haben mehr als 127'000 Venezolaner ihr Land verlassen und die Grenze nach Brasilien passiert. Davon sind rund 69'000 Personen in andere Länder weitergereist, wie die brasilianischen Behörden mitteilten. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben rund 56'000 Venezolaner Bleiberecht in Brasilien beantragt. (SDA)
LOMBOK - Die indonesische Insel Lombok kommt einfach nicht zur Ruhe: Erneut bebt es auf der Ferien-Insel mit der Stärke 6,3. Bei den Erschütterungen der letzten Wochen sind schon über 460 Menschen ums Leben gekommen.
Die indonesische Insel Lombok ist am Sonntag erneut von einem schweren Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert worden. Das Epizentrum des Bebens lag südwestlich der Stadt Belanting im Osten von Lombok, in einer vergleichsweise geringen Tiefe von sieben Kilometern, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte.
Einwohnern zufolge war der Erdstoss in der Gegend heftig zu spüren. Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor.
Bewohner aus den Häusern geflohenDas Beben habe Panik ausgelöst, Menschen seien aus ihren Häusern geflohen, sagte der Sprecher der Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Purwo Nugroho, dem Sender Metro TV. Derzeit würden die Behörden die Lage überprüfen, fügte er hinzu.
Wie ein Bewohner aus dem Osten von Lombok sagte, rannten die Menschen während des Erdstosses schreiend auf die Strassen. Das Beben war auch im Hauptort Mataram und auf der benachbarten Insel Bali zu spüren.
Erdbeben auch auf den Fidschi-InselnWenige Stunden zuvor hatte ein heftiges Erdbeben die Fidschi-Inseln erschüttert. Der Erdstoss der Stärke 8,2 ereignete sich am Sonntag um 12.19 Uhr Ortszeit (02.19 Uhr MESZ) rund 361 Kilometer östlich der Hauptstadt Suva, wie die US-Erdbebenwarte USGS erklärte.
Das Beben lag demnach in einer Tiefe von 563 Kilometern. Deshalb stellte es für Fidschi keine «unmittelbare Gefahr» dar, wie die Behörden des pazifischen Inselstaats mitteilten. Berichte über Schäden lagen zunächst nicht vor.
Das aus zahlreichen Inseln bestehende Indonesien liegt ebenso wie Fidschi auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, an dem tektonische Platten aufeinander stossen. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind dort besonders häufig.
Vor zwei Wochen waren auf Lombok bei einem Beben der Stärke 6,9 mehr als 460 Menschen getötet worden. Bei einem weiteren Erdstoss wenige Tage zuvor waren 17 Menschen gestorben. (SDA)
Zuerst gleicht der Meister in der Nachspielzeit aus. Dann gelingt der Siegtreffer Sekunden vor Schluss. Biel-Trainer Baumann kritisiert nach dem Abpfiff Schiri Erlachner.
Die YB-Fans hinter dem Bieler Tor feiern, als hätte ihr Team gerade den Cupfinal gewonnen. Dabei schrammt der Meister haarscharf an einer Blamage vorbei. Guillaume Hoarau erzielt Sekunden vor Schluss der Verlängerung das 3:2 für YB. Elf Bieler liegen am Boden. Bitter, bitter so auszuscheiden. Nach diesem heroischen Kampf.
Denn eigentlich hätten die Bieler nach 90 Minuten durchaus als Sieger vom Platz gehen können. Erst in der 95. Minute der Nachspielzeit gleicht YB die Partie aus, nachdem die Bieler in der 86. Minute 2:1 in Führung gegangen waren. YB-Goalie Marco Wölfli, der ebenfalls nach vorne geeilt war, hatte den Ball nach einem Corner aufs Tor geköpfelt, Ngamaleu per Fallrückzieher die Latte getroffen und Ulisses Garcia schliesslich abgestaubt.
«Alle haben es gesehen, nur Mr. Erlachner nicht.»Die Bieler protestieren heftig. Sie reklamieren, dass es gar nicht zu diesem Eckball hätte kommen dürfen. «Alle im Stadion haben gesehen, dass es Abstoss für uns war, nur Mr. Erlachner nicht. Solche Fehler sollten auf diesem Niveau nicht passieren», sagt Biel-Trainer Kurt Baumann nach der bitteren Niederlage. Dasselbe hatte er während des Spiels auch schon Ref Erlachner mitgeteilt und war dafür auf die Tribüne verbannt worden.
Etwas Gutes konnte der Biel-Coach der Niederlage dann doch noch abgewinnen: «Von jetzt an können wir uns wieder voll auf die Meisterschaft konzentrieren.»
Unterhalb des Säntis-Massivs kämpfen die Schwinger auf der Schwägalp um den Sieg am letzten Bergfest 2018! Verfolgen Sie alle Gänge hier im BLICK-Ticker.
Mekka – Die für Muslime heilige Stadt Mekka in Saudi-Arabien ist vom heutigen Sonntag an Ziel der muslimischen Wallfahrt Hadsch. Dazu wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Die Behörden erwarten wie im Vorjahr über zwei Millionen Gläubige auf der Pilgerreise, die am Donnerstag für die meisten Muslime endet.
Die riesige Menschenmenge ist für die Organisatoren jedes Jahr eine grosse Herausforderung. Vor drei Jahren starben bei einer Massenpanik während der Wallfahrt nach offiziellen Angaben 769 Pilger. Inoffizielle Berechnungen kommen auf rund 2000 Todesopfer. Die saudischen Behörden liessen danach die Sicherheitsstrukturen überarbeiten.
Die Pilgerfahrt gehört zu den fünf Grundpflichten für fromme Muslim. Jeder der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern. Beim Hadsch-Ritual umrunden die Gläubigen unter anderem siebenmal das würfelförmige Gebäude der Kaaba im Hof der Grossen Moschee.
Am Dienstag, dem dritten Tag der Wallfahrt, feiern die Muslime weltweit das Opferfest. Die Gläubigen werden dabei in Mekka mit den derzeitigen Temperaturen von mehr als 40 Grad zu kämpfen haben.
Der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua ein verbessertes Kontrollsystem für die Brücken in Deutschland einführen.
Nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua hat der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ein verbessertes Kontrollsystem für die Brücken in Deutschland angekündigt. «Unabhängig von den Ereignissen in Genua werden wir Ende 2018 einen neuen weiterentwickelten Prüfungsindex für Brücken vorlegen«.
Dies sagte Scheuer der «Bild am Sonntag». Bisher sei eine Brücke schon mit kleinen Schlaglöchern oder fehlenden Sprossen an Geländern in schlechtem Zustand. Künftig solle jedoch die Tragfähigkeit oder die Bauwerkssituation Vorrang erhalten. «Mit dieser Art Brücken-TÜV können wir noch genauer den aktuellen Zustand der Brücken abbilden.«
Trotz aller Besorgnis nach der Katastrophe in Italien beruhigte Scheuer die deutschen Autofahrer. «Es sind im internationalen Vergleich die schärfsten Kontrollen überhaupt. Unsere Bürger können beruhigt sein», betonte er.
Grundsätzlich würden die Brücken in Deutschland alle drei und sechs Jahre mit einer Einfach- und Hauptprüfung detailliert untersucht, zudem jedes Jahr kontrolliert und halbjährlich beobachtet.
«Deutschland liegt in Sachen Brücken-Monitoring im internationalen Vergleich nach der Schweiz auf Platz zwei», sagte der deutsche Verkehrsminister. (SDA)
Der neue 3er soll BMW zum Kern der Marke zurückführen. Unsere erste Fahrt auf der Nürburgring-Nordschleife im getarnten Prototyp zeigt, dass sich die Bayern wieder mehr zum Sport bekennen als bei den letzten Generationen.
Mit überraschend dezentem Motorensound heizen wir im nur noch leicht getarnten 3er-BMW-Prototypen nach Breitscheid die Bergauf-Passage zu Bergwerk, Kesselchen und Klostertal hinauf. Wir staunen dabei hier auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings (D) über die exzellente Lenkpräzision und die beeindruckende Art, wie der 330i-Prototyp die Leistung auf den höchst abwechslungsreichen Belag zaubert. Sein aufgeladener Zweiliter-Turbo hängt prima am Gas und hat jede Menge Dampf. Obwohl uns Projektleiter Thomas Bäumer noch keine genauen Leistungsdaten sagt, dürften es trotz des hemmenden Benzin-Partikelfilters knapp 260 PS sein. «Der neue 330i ist rund 50 Kilo leichter, leistet knapp 10 PS mehr und verbraucht fünf Prozent weniger Sprit», verrät Bäumer dafür: «Und die Gewichtsverteilung liegt, wie es sich für BMW gehört, bei 50:50 Prozent.»
Strammes sportliche BasispaketDie neue 3er Limousine hat mehr Spurweite und eine steifere Karosserie – das ist spürbar. Dabei ist unser 330i-Prototyp nicht mit aufwendigen Verstelldämpfern unterwegs, sondern mit einem sportlichen Basispaket; also etwas tiefer gelegt und mit Sperrdifferenzial. «Das passt perfekt zum 3er», meint Bäumer. Tatsächlich bringt der Viertürer seine Kraft mit unspektakulär anmutenden 19-Zöllern immer wieder exzellent auf die Fahrbahn und glänzt gerade beim Zwischenspurt aus engen Kehren. Die Abstimmung ist stramm, aber nicht unangenehm.
Abgasnormen verhindern SechszylinderVor Jahren war der 330i als Nachfolger von 325i und 328i das sportliche Aushängeschild der 3er-Reihe. Zum «Ruf wie Donnerhall» verhalf ihm damals sein Reihen-Sechszylinder. Er verzückte die Kunden und liess die Konkurrenz verzweifeln. In der nun auslaufenden Generation hielt dann im 330er aber ein Turbo-Vierzylinder Einzug – die Fangemeinde weint, bis heute. Warum also für den Nachfolger nicht wieder ein Dreiliter-Reihensechszylinder? Die Fans würden wohl jubeln und BMW schmerzhafte Fehltritte wie Frontantrieb oder rasselnde Drei- und Vierzylinder wieder verzeihen. Doch trotz entsprechenden Überlegungen kommts nicht zum 6-Zylinder-Comeback – das Diktat der immer strengeren CO2-Normen und Verbrauchszyklen wiegt zu schwer.
Fahrwerk und Lenkung setzen MassstäbeImmerhin ist der neue 330i mit seinem Vierzylinder besser als sein Vorgänger, aber halt doch kein Volltreffer mit echter BMW-Verve. Und so muss es dann halt das Fahrwerk richten. BMW-Entwickler Mischa Bachmann tippt auf seinem Notebook herum und variiert ein weiteres Mal die Lenkparameter. «Wir wollten präziser und direkter werden, dabei aber nicht nervös wirken», erklärt der junge Ingenieur: «Nun haben wir eine sehr gute Mischung gefunden.» Da kann man ihm nur zustimmen. Beim Fahrwerk und der Lenkung setzt der neue 3er BMW tatsächlich neue Massstäbe in seiner Klasse.
Die Vorfreude steigtSeine Weltpremiere feiert der neue 3er-BMW schon in zwei Monaten am Pariser Autosalon. Aber erst im März 2019 steht er dann auch bei den Händlern. Zunächst lediglich als 330i mit rund 260 PS sowie als 320d mit 190 PS; jeweils mit Heck- und Allradantrieb. Der Rest (u.a. M340 und M3) folgen später – viel später.
Caracas – Aus Protest gegen die Wirtschaftsreformen von Präsident Nicolás Maduro haben drei wichtige Oppositionsparteien in Venezuela ab Dienstag zum Streik aufgerufen. Am Montag steht aber erst einmal die Streichung von Nullen auf den Geldscheinen an.
Initiatoren sind die Parteien Primero Justicia (PJ) des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Henrique Capriles, Voluntad Popular (Volkswille), deren Vorsitzender Leopoldo López unter Hausarrest steht, und Causa R des früheren Gewerkschaftsführers Andrés Velásquez. Am Dienstag solle ein «erster Tag des Protests und der Arbeitsniederlegung gegen Maduro, die Hyperinflation und den Hunger» stattfinden, hiess es in ihrem Aufruf. Einzelheiten sollen am heutigen Sonntag bekannt gegeben werden.
Am Montag steht Venezuela zudem eine einschneidende Geldumstellung bevor. Dann werden im Kampf gegen die Inflation fünf Nullen der Landeswährung, dem Bolivar, gestrichen. Venezuela steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise; die Geldentwertung könnte laut Internationalem Währungsfonds dieses Jahr eine Million Prozent erreichen. Maduro hatte die Streichung von drei Nullen angekündigt. Die neuen Scheine sollten ab dem 4. August in Umlauf kommen. Die Zentralbank hatte aber um Verschiebung gebeten.
Venezuela steckt schon seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Durch den Verfall des Erdölpreises seit 2014 - Erdöl ist die Haupteinnahme-Quelle für Venezuela - fehlt dem südamerikanischen Staat das Geld. Es gibt gravierende Versorgungsengpässe.
LUZERN - Am Freitagabend wurde die diesjährige Sommerausgabe des Lucerne Festival im KKL Luzern eröffnet. Der chinesische Starpianist verzückte das Publikum mit dem Klavierkonzert in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart.
Luzern kennt sich in Dramatik aus. Vor genau 25 Jahren stand das Wahrzeichen der Innerschweizer Metropole, die Kapellbrücke, in Flammen. Und vor zwei Wochen gingen die «Tatort»-Kommissare während eines KKL-Galaabends auf Mörderjagd. Diesen Freitag mischen sich bei der Eröffnung des Lucerne Festival würdige Stille und freudige Erwartung, Hochkultur und Finanzkraft vereinen sich. Der rote Teppich ist ausgerollt, im Entrée markiert ein Schaukelpferd das Thema Kindheit.
Lange ist von bekannten Gästen allerdings wenig zu sehen. Ein Stau macht die Anreise schwierig. Grössen wie Roche-VR-Präsident Christoph Franz (58), Freddy Burger (72), Pepe Lienhard (72) oder US-Botschafter Ed McMullen (54) treffen erst nach Konzertbeginn ein. Drinnen verzückt der chinesische Starpianist Lang Lang (36) das Publikum. Nach Sehnenproblemen an der Hand ist das einstige Wunderkind präsenter denn je, «Bach und Mozart tun mir gut», hat er vor seinem Comeback gesagt. Mozarts Klavierkonzert in c-Moll kommt da gerade recht.
Lang Lang serviert in Perfektion, was Bundesrat Ueli Maurer (67) in seinem Grusswort als strebenswerte Eigenschaften von Kindern preist. «Konzertbesuche ermöglichen, mit offenen Augen und Mund zu staunen. Den Augenblick zu geniessen, ohne sich von Agenda und Handy ablenken zu lassen. Und auch vom Unmöglichen zu träumen.» Maurer zeigt sich entspannt, zwei Wochen Ferien mit den Enkeln haben ihm offensichtlich gutgetan. Das noch bis am 16. September laufende Festival adelt er schliesslich als «eine der wichtigsten Visitenkarten der Schweiz im Ausland».
Eine 118-jährige Tradition geht mit der Davis-Cup-Reform zu Ende. Roger Federer findet das traurig und erachtet es als falsch, dass die Spieler nicht gefragt wurden.
Der Davis Cup kommt 2019 völlig neu daher. Die vier über das Jahr verteilten Runden mit Heim- und Auswärtsspielen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen spielen 18 Teams in einem einwöchigen Turnier in der zweiten November-Hälfte um die begehrte Mannschaftstrophäe.
Das neue Format passt in der Tennis-Welt längst nicht allen. Auch Roger Federer nicht. Die Weltnummer zwei äussert sich an einer Pressekonferenz beim Masters-Turnier in Cincinnati kritisch: «Ich bin traurig darüber, nicht mehr den Davis Cup zu haben, der er einmal war. Es wird nie mehr dasselbe sein für die nächste Generation.»
Meinung der Spieler nicht gefragtBesonders schade findet der 37-Jährige, dass der Entscheid über die Köpfe der Spieler hinweg gefällt worden ist. Sie seien nie gefragt worden, was Federer «in gewisser Hinsicht fehlerhaft» findet. Er fordert vom Weltverband ITF nun ein attraktives Format für Spieler und Zuschauer.
Finanziert wird der reformierte Davis Cup von der Investmentgruppe Kosmos, zu deren Gründern Barça-Star Gerard Pique gehört. Für 25 Jahre waren drei Milliarden Dollar angeboten.
Djokovic siehts ein wenig andersDen Kritikern fehlt aber bei diesem Deal die Transparenz. Federer appelliert an den ITF: «Ich hoffe wirklich, dass jeder Cent für die nächste Generation aufgewendet wird.»
Novak Djokovic steht der Reform übrigens eher positiv gegenüber. «Veränderungen waren für das Format unvermeidlich. Ich bin wirklich froh, dass die ITF-Leute die Dringlichkeit verstehen, das Format und den Zeitplan zu ändern», sagt Djokovic. (sme)
Totale Transparenz fordert der Europarat von seinen Abgeordneten – auch von denen aus der Schweiz. Die eidgenössische Delegation ist uneins.
Der Europarat in Strassburg (F) ist eine Institution mit hehren Zielen – und tief sitzenden Problemen. In der jüngeren Vergangenheit plagten Korruptionsskandale die Parlamentarische Versammlung. 2017 wurde sogar deren Präsident zum Rücktritt gezwungen.
Um das Image des Debattenforums zu sanieren, müssen Abgeordnete aus 47 Mitgliedstaaten künftig Transparenz schaffen: Wie viel sie verdienen, wer ihre Wahlkämpfe in der Heimat unterstützt, welche gesponserten Reisen sie unternommen haben. Sogar über Tätigkeiten ihrer nahen Verwandten sollen die Politiker Rechenschaft ablegen. Im Herbst sollen die Informationen der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.
Zwölf Schweizer National- und Ständeräte vertreten die Eidgenossenschaft in Strassburg. Die Regelung, die um einiges weiter geht als die Offenlegungspflicht hierzulande, gilt auch für sie.
Europaratspräsidentin Liliane Maury Pasquier (61, SP), Ständerätin aus Genf, begrüsst die Reform ausdrücklich.
Manche ihrer Landsleute aber wurden von der neuen Linie offenbar auf dem falschen Fuss erwischt. Der Tessiner CVP-Ständerat Filippo Lombardi (62), Präsident der Delegation, will zur Deklarationspflicht nicht Stellung nehmen, bis er sie mit seinen Landsleuten diskutiert hat.
«Das ist doch schizophren»Auch seine Parteikollegin Elisabeth Schneider-Schneiter (54, BL) kann mit der Reform wenig anfangen: «Das ist doch schizophren. Da macht man ein solches Theater wegen des Datenschutzes, aber in Strassburg soll ich meine Mitgliedschaft bei der Spitex offenlegen?»
Es gehe niemanden etwas an, wie viel sie verdiene. «Diese Art der Transparenz kennen wir in der Schweiz nicht. Ein solches Bürokratiemonster wird die Korruption im Europarat nicht wirksam bekämpfen.» Ob sie der Offenlegungspflicht nachkommt, weiss sie noch nicht. Die Konsequenzen einer Weigerung stünden noch nicht fest, sagt sie.
Doris Fiala (61, FDP) sinniert derweil frei nach Gorbatschow: «Der Ruf nach Transparenz entspricht dem Zeitgeist. Und wer den Zeitgeist verkennt, den bestraft das Leben.» Ihr Dilemma: «Meine Partei in der Schweiz lehnt eine solche totale Offenlegung ab.» Es könne nicht sein, dass «nur wir im Europarat alles auf den Tisch legen müssen». Sie erwarte gleich lange Spiesse. Es sei zu bedenken, dass die Schweiz ein Milizparlament habe, so die Zürcherin. «Nun sollen wir jedes Mittagessen ausweisen müssen? Das geht zu weit. Der Europarat kippt von einem Extrem ins andere.»
SVP-Nationalrat Alfred Heer (56, ZH) hat in seiner Zeit als Präsident der Schweizer Delegation Druck gemacht, dass die Korruptionsvorwürfe in Strassburg genau untersucht werden.
«Die Eiterbeule ist dank der Schweizer Intervention geplatzt», sagt er heute. Die Sanktionierung einzelner Mitglieder habe nun dazu geführt, dass das Reglement verschärft wird. «Ich stehe voll und ganz hinter den neuen Bestimmungen», so Heer, «auch wenn diese gar weit gefasst sind.»
Im SRF-Programm wimmelt es von Wandergeschichten, letzte Woche stieg auch noch «Glanz & Gloria» mit einem Prominentenspecial ein. «Das SRF ist auf der Flucht», sagt Werber und TV-Produzent Frank Baumann.
Jodelkönigin Melanie Oesch (30) steht bei Sonnenaufgang auf dem Trogenhorn in Innereriz BE und stösst einen Jauchzer aus. So zu sehen letzten Mittwoch bei «Glanz & Gloria». «Ich habe das Wandern als Ausgleich entdeckt», schwärmt die Bernerin. Das Schweizer Fernsehen ebenfalls, es setzt geradezu manisch auf rote Socken. Erst im Juli waren Michael Weinmann (37) und Sabine Dahinden (50) beim «Schweiz aktuell»-Sommerspecial «Die Alpenreise» unterwegs.
Dass jetzt auch noch beim People-Magazin geschwitzt wird, schiesst aber den Wandervogel ab. Für Werber und TV-Produzent Frank Baumann (60) ist klar: «Das ist kein Wandern, SRF ist auf der Flucht.» Flucht wovor? Vor sinkenden Quoten? Oder mangelnden Ideen?
Nik Hartmann ist das erfolgreiche OriginalAngefangen hat alles mit Nik Hartmann (46), dem Original. Seit inzwischen elf Staffeln bindet der Publikumsliebling die Schuhe und ist dann mal weg. Mit seiner Sendung «Über Stock und Stein» holte er bis zu 880'000 Zuschauer. Die vor zehn Jahren entwickelte Idee war ein riesiger Erfolg: Man konnte die Schweiz und ihre Landschaften, die Menschen und ihre Kultur zeigen, erklärt die frühere Unterhaltungschefin Gabriela Amgarten (56). «Nik wurde neben vielen anderen möglichen Moderatoren gecastet. Er fiel auf, weil er Stadt und Land, Frechheit und Herzlichkeit, Wortwitz und Einfühlungsvermögen gleichermassen verkörperte. Er war ein Glücksfall», sagt sie. Und sein Hund Jabba (†13) sei das i-Tüpfelchen gewesen.
Die halbe SRF-Belegschaft macht sich auf die SockenInzwischen macht sich aber die halbe SRF-Belegschaft auf die Socken. Letzten Sommer liess man Radio-Seelenwärmer Ralph Wicki (57, «Nachtclub») auf einer Mittelalter-Zeitreise pilgern. Morgen Montag packt auch «Samschtig-Jass»-Moderator Reto Scherrer (42) den Rucksack für einen Fünf-Tage-Trip durch die Ostschweiz.«Es ist ja erfreulich, wenn sich SRF vorwärtsbewegt. Aber die ungezügelte Wanderlust ist eine Gratwanderung», konstatiert Marco Stöcklin (66), früherer Leiter der Abteilung «Unterhaltung». «Wird zu viel gewandert, wandert das Publikum ab. Dies gilt für alle Sendeformate, die ein Thema überreizen.»
Ein SRF-Insider gibt zu bedenken, dass man mit den vielen Wanderformaten vor allem am Ast von Nik Hartmann sägt. «Keiner will pausenlos Schnitzel mit Pommes frites verdrücken, sagt er. «Der TV-Direktor muss stoppen, dass jede Redaktion Wanderplagiate erfindet.»
Aber um Gottes willen! Am 23. September begibt sich auch noch die Sendung «Sternstunde Religion» auf eine dreiteilige, spirituelle Wanderschaft durchs Bündnerland. Vielleicht spricht dabei jemand ein Gebet, dass SRF die roten Socken endlich mal in die Waschmaschine steckt.
Politische und wirtschaftliche Instabilität treibt türkische Unternehmer ins Ausland. Die Nachfrage nach einem «Ofis» (Geschäftssitz auf türkisch) in der Schweiz steigt.
Mehmet Yildirimli ist in Istanbul für Switzerland Global Enterprise (S-GE) tätig, eine privatwirtschaftliche Organisation, die seit 90 Jahren den Export aus der Schweiz und Liechtenstein fördert: «Derzeit erhalte ich viele Anfragen von Unternehmen, die in der Schweiz investieren wollen. Unter ihnen sind insbesondere Rohstoffhändler und Medtechfirmen» (medizintechnische Unternehmen), sagt Yildirimli.
Ein Kanton tut sich in der Standortförderung besonders hervor: «Luzern konnte sich in der Türkei besonders erfolgreich präsentieren», betont Rouven Willimann, der im Kanton Luzern für Wirtschaftsförderung und die Neuansiedlung von Unternehmen zuständig ist. «Schon seit etwa zwei Jahren gibt es vermehrt interessierte türkische Unternehmer.»
Vor zwei Jahren verübten Teile des Militärs in der Türkei einen Putsch gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Der Staatsstreich scheiterte zwar, löste aber enorme politische Unsicherheit aus – und die ist Gift für das Geschäft. In den vergangenen Monaten verschärfte sich die Lage zusätzlich durch den Zerfall der türkischen Währung Lira.
Lira macht Planung unmöglichSeit Sommer 2017 verlor die Lira 40 Prozent ihres Werts. Wegen der grossen Währungsschwankungen können türkische Unternehmen weder sinnvoll Preise kalkulieren noch Einnahmen und Ausgaben zuverlässig planen.
Kein Wunder, suchen sie Zuflucht im Ausland, mit Vorliebe auch in der Schweiz.
Anfragen erhält der Luzerner Standortförderer vor allem von türkischen Unternehmen in Privatbesitz, weniger von börsenkotierten Firmen.
Viele Interessenten wollen einen Teil ihres Geschäfts in der Schweiz ansiedeln, manchmal aber auch den Firmensitz ganz in die Schweiz verlegen.
Die Entwicklung habe sich dieses Jahr noch intensiviert, so Willimann. «Gerade in der vergangenen Woche hatte ich wieder zwei neue Anfragen aus der Türkei», sagt er. Es handle sich um zwei türkische Handelsgesellschaften, die mündlich bereits Zusagen gemacht hätten.
Besonders türkische Rohstoffhändler fühlten sich von Luzern angezogen. Dabei spielt der tiefe Steuersatz des Kantons eine Rolle – aber auch der Umstand, dass die Rohstoffbranche in Luzern und Umgebung bereits gut vertreten ist.
Der türkische Stahlhändler Acemar zum Beispiel hat den Schritt in die Schweiz bereits getan. Acemar-Geschäftsleitungsmitglied Eser Avunduk: «Die Schweiz ist das Zentrum des Rohstoffhandels, bietet hervorragende Finanz- und Bankdienstleistungen und der Talentpool ist beispiellos in der ganzen Welt. Bevor wir uns definitiv für Luzern entschieden, erkundeten wir diverse Kantone und konzentrierten uns zunächst auf Genf, Lugano und Zug. Unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren haben wir uns dann aber entschlossen, unseren neuen Hauptsitz im Kanton Luzern zu gründen.»
Türken kauften WeggisMit der Dogus Holding, einem türkischen Mischkonzern, hat sich mittlerweile auch eines der grössten türkischen Privatunternehmen in Luzern angesiedelt. Vergangenes Jahr kaufte die Dogus Health & Wellness AG das Park Hotel Weggis am Vierwaldstättersee. Nun soll das einstige Fünfsternehotel für mehrere Hundert Millionen Franken in ein Gesundheits- und Wellnesscenter umgebaut werden. Rund 400 Mitarbeiter werden dort beschäftigt sein.
Damit wird Dogus in der Schweiz über zwei Firmensitze verfügen: Die Luzerner Dogus Health ist unter dem Dach der Chenot-Gruppe bereits in Lugano TI angesiedelt, die wiederum mehrheitlich dem 1951 gegründeten Mischkonzern Dogus Holding mit Firmensitz in Istanbul gehört.
Die Dogus Holding beschäftigt mehr als 40'000 Mitarbeiter in 250 verschiedenen Firmen. Auch die Garanti Bank, eine der grössten Banken der Türkei, gehört dazu. Die Firma wurde im Jahr 1951 von dem inzwischen verstorbenen Ayhan Sahenk gegründet. Hervorgegangen aus einem Baukonzern, ist die Holding heute unter anderem im Autohandel aktiv, im Tourismus und in der Medienindustrie – die Dogus-Medien beherrschen rund zehn Prozent des türkischen Werbemarkts.
Ayhan Sahenks Sohn Ferit, der heutige Verwaltungsratspräsident, baute das Unternehmenskonglomerat mit Hauptsitz in Istanbul mittlerweile deutlich aus.
Der Lebensweg von Ruedi Hunsperger war neben den vielen Erfolgen im Sägemehl von Kämpfen mit einem bösen Obmann, einem Bären und einer flippigen Frau gekennzeichnet.
Der König aller Schwingerkönige hat seinen letzten Gang verloren – Ruedi Hunsperger (72) ist am Samstagmorgen nach einem jahrelangen Kampf gegen einen Knie-Infekt gestorben (BLICK berichtete).
Im Sommer 1964 gelang Ruedi Hunsperger der erste grosse Wurf im Sägemehl. Der Berner Giel, der eigentlich lieber Boxer geworden wäre, triumphierte kurz nach seinem 18. Geburtstag auf dem Brünig, erntete dann aber viele böse Blicke bei der Siegerehrung.
«Weil ich damals selber nicht mit einem Spitzenplatz beim grössten Bergschwinget gerechnet habe, bin ich ohne Kühermutz und weisses Hemd zu Hause abgefahren. Deshalb musste ich nach meinem Überraschungserfolg mit einem T-Shirt mit Zebrastreifen zur Siegerehrung. Der damalige ESV-Obmann Otto Marti wollte mir deshalb anfänglich die Preisübergabe verweigern», erinnerte sich einst Hunsperger.
Letztendlich erhielt der blutjunge «Rüedu» dann doch noch seinen verdienten Siegerlohn von 700 Franken. Und zwei Jahre später eroberte er in Frauenfeld nach dem Sieg im eidgenössischen Schlussgang gegen den übermächtig anmutenden König Karl Meli erstmals den Schwinger-Thron.
Zwölf Monate nach dem Sieg am Unspunnen 1968 verteidigte er die Krone am Eidgenössischen in Biel erfolgreich gegen den gehörlosen Helden Hans Stucki.
Verzicht auf die Krone nach dem Tod des VatersIn Topform präsentierte sich der grosse YB-Fan auch 1972 vor dem Eidgenössischen in La Chaux-de-Fonds. Aber weil kurz vor dem grossen Kräftemessen im Neuenburger Jura sein Vater verstarb, verzichtete Hunsperger auf die Teilnahme und ebnete damit seinem Berner Kumpel David Roschi den Weg zum Thron.
1974 wurde der Sennenschwinger aus Habstetten dann aber doch noch einmal König – Hunsperger bodigte im Schlussgang seinen Klubkollegen und Freund Fritz Uhlmann und erklärte danach seinen Rücktritt.
Fortan lieferte sich der zweifache Familenvater neben dem Sägemehlring packende Zweikämpfe mit ESV-Obmann Otto Marti. Als sich Hunsperger an der Nacht des Sports zugunsten der Sporthilfe einen Showkampf mit einem Bären lieferte, erhielt er von Marti einen bösen Brief. Überschrift: «Dein Verhalten ist eines Königs unwürdig!»
Zum Eklat kam es dann am Eidgenössischen 1977, als das Schweizer Radio Hunsperger als Co-Kommentator von Mäni Weber einsetzen wollte. Als Obmann Marti über dieses Vorhaben informiert wurde, stellte er sich quer: «Solange der Hunsperger als Journalist auf der Tribüne sitzt, wird nicht geschwungen!» Der damalige Basler Regierungsrat Schneider hat dann aber ein Machtwort zugunsten von Hunsperger gesprochen.
«Da bin ich im Gesicht rot angelaufen»Weniger glücklich endete Ruedis Geschichte als Unternehmer und Ehemann: Seine Autogarage endete im Konkurs und die Ehe mit der Mutter seiner beiden Kinder vor dem Scheidungsrichter. «Bei uns hat die klassische Rollenverteilung lange sehr gut funktioniert. Sie hat daheim zu den Kindern geschaut, ich habe gearbeitet und geschwungen. Aber dann ist unsere Ehe wegen der Emanzipation in die Brüche gegangen», erzählte Hunsperger in einem SonntagsBlick-Interview 2016.
«Eines Tages hat meine damalige Frau eine junge Lehrerin kennengelernt, die ihr eingetrichtert hat, dass der Mann an zwei bis drei Tagen in der Woche zu Hause nach dem Rechten schauen sollte. Meine Frau ist dann nach Hause gekommen und hat zu mir gesagt: ‹In Zukunft gehe ich an mindestens zwei Abenden die Woche mit Kolleginnen in die Stadt flippen – und du schaust auf die Kinder.›»
Doch das war für den «bösen Rüedu» zu viel. «Ich bin alleine wegen des Ausdrucks ‹flippen› vor lauter Wut rot im Gesicht angelaufen. Und ich war zu dieser Zeit ganz einfach nicht dazu bereit, als Mann die Allerwertesten meiner Kinder zu putzen und zu wickeln. Ein paar Jahre später hätte ich damit keine Probleme mehr gehabt, aber damals hat man eben noch anders gedacht.»
Mit einer Blutvergiftung begann das LeidenDie körperliche Leidensgeschichte des Überschwingers begann im Jahr 2000. Hunsperger hatte damals starke Rückenschmerzen und liess sich vom Arzt eine Spritze setzen. Diese Spritze war nicht steril, eine schwere Blutvergiftung war die Folge davon.
Es folgte eine Notoperation, bei der die Ärzte von einer Überlebenschance von zwanzig Prozent sprachen. Obwohl Hunsperger diesen dramatischen Todeskampf für sich entscheiden konnte, drang der Infekt, der von «Rüedu» stets als «Spital-Chäfer» bezeichnet wurde, immer wieder in sein Bein. Nun hat dieser «Chäfer» den König in den Tod getrieben.